Nicht Dorf – nicht Stadt

WITTLICH-WENGEROHR. Die Ortsumgehung Wengerohr rückt in greifbare Nähe. Anlass für den TV, aus der Geschichte des Wittlicher Stadtteils zu berichten. Bahnstation, Polizeischule, begehrter Wohnort– Wengerohr ist in weiten Teilen von Eifel, Mosel und Hunsrück bekannt. Insbesondere der Wengerohrer Bahnhof, seit 1987 Wittlich Hauptbahnhof, ist Anlaufpunkt für viele Bewohner des Umlandes.

Wengerohr ist der mit fast 2800 Einwohnern größter Wittlicher Stadtteil. Es ist ein Stadtteil, in dem sich die meisten Zugezogenen, dies ist der überwiegende Teil der Bevölkerung, wohl fühlen. Viele Ortsbewohner bezeichnen sich bewusst als Wittlicher, auch wenn sie in Wengerohr wohnen. Das Zurückgewinnen dörflicher Mentalität wird von der Mehrzahl der Bevölkerung nicht angestrebt. Wer dennoch dörfliche Atmosphäre genießen will, der kann dies bei etlichen Vereinen wie beispielsweise Musikverein, Feuerwehr, Karnevalsverein und Sportverein tun und natürlich beim Stammtisch in den Dorfgaststätten. Alle Vorteile der geschäftigen Stadt

Und gerade deswegen fühlen sich die Menschen wohl im Wengerohr des 21. Jahrhunderts: nicht Dorf, nicht Stadt, dennoch durch die Ausrichtung nach Wittlich mit allen Vorteilen einer geschäftigen Stadt ausgestattet. Gleichzeitig ist Wengerohr durch seine dorfähnlichen Bebauungsstrukturen ein angenehmer Wohnort, abgeschirmt von den Nachteilen allzu großer Geschäftigkeit, wenn man von den im Raum Wittlich insgesamt zunehmenden Lärmbelästigungen durch Flugverkehr absieht. Das Wengerohrer Industriegebiet mit seinen vielen Arbeitsplätzen ist so platziert, dass der Wohnwert nicht beeinträchtigt wird. Aus früheren Zeiten geblieben ist die fast 900 Jahre alte Geschichte. Erstmals wird der Ort 1143 als "Rora" erwähnt. 1624 werden für "Wenigerohr" 21 Hausstätten registriert. 1785 waren es 19 Familien. Ein Jahrhundert später bahnten sich tief greifende Veränderungen an, die innerhalb weniger Jahrzehnte die dörfliche Struktur Wengerohrs vollkommen umgestalten sollten. Nicht nur, dass sich die Zahl der Einwohner verdoppelt hatte; durch den Eisenbahnbau Koblenz-Trier (1879) und die anschließende Erweiterung des Bahnnetzes nach Bernkastel (1883) sowie nach Wittlich (1885) und weiter nach Daun (1910) entwickelte sich Wengerohr zu einem regionalen Verkehrsknotenpunkt. Der Ausbau des Eisenbahnnetzes bescherte Wengerohr Arbeitsplätze und neue Einwohner. Die Zahl der Einwohner erhöhte sich sprunghaft auf 444 im Jahre 1905. Bis 1939 waren 710 Einwohner erreicht. Als die Gemeinde Wengerohr am 30. Juni 1969 Teil der Stadt Wittlich wurde, hatte sie bereits 1227 Einwohner, eine Zahl, die sich bis Ende des Jahrhunderts verdoppelte und mittlerweile bei fast 2800 liegt. Seit 1968 ist Wengerohr auch bekannt durch die landläufig "Polizeischule" genannte Abteilung der rheinland-pfälzischen Bereitschaftspolizei, die sich am nordwestlichen Ortsrand angesiedelt hat und die zu einem bedeutenden wirtschaftlichen wie kulturellen Faktor geworden ist. Kulturell meint dabei im Besonderen die Arbeit des Polizeisportvereins mit 2000 Mitgliedern, in dem sich nicht nur Polizeiangehörige engagieren, sondern dem eine Vielzahl sportbegeisterter Menschen aus der Umgebung angehören. Neben dem Breiten- und Spitzensport bemüht sich der Verein seit Jahren um den Gesundheitssport, Trendsportarten und um ein umfangreiches Angebot für die Jugend. Er ist zu einem modern geführten Dienstleistungsunternehmen herangewachsen.

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