Nicht immer gefällig, aber hörenswert

Wittlich · Auch für Freunde klassischer Musik ist das Konzert des Cecilia String Quartetts eine Überraschung. Die vier Frauen aus Kanada begeistern die rund 80 Zuhörer in der Wittlicher Synagoge mit einer Klangvielfalt, die nicht immer dem Ohr schmeichelt, aber sehr ausdrucksstark ist.

 Jede Musikerin erhält am Ende Blumen und Wein. TV-Foto: Nora John

Jede Musikerin erhält am Ende Blumen und Wein. TV-Foto: Nora John

Wittlich. "Ungewöhnlich, interessant", das sind die Begriffe, die beim Gespräch über das Konzert des Cecilia String Quartetts in der Wittlicher Synagoge immer wieder fallen. Und das, was die vier jungen Frauen bieten, unterscheidet sich tatsächlich von klassischen Konzerten, bei denen man sich zurücklehnen und nur genießen kann.
Vor allem das zweite Werk, das die Streicherinnen spielen, ist Beleg dafür. Es erzählt eine Geschichte über Eifersucht und ihre mitunter fatalen Folgen. Die wird durch krächzende Geräusche, die Caitlin Boyle mit dem Bogen auf ihrer Viola erzeugt, immer wieder unterbrochen. Harmonie und Dramatik wechseln sich ab, wie es bei Liebe und der Eifersucht auch ist - Gleichklang und Glück, bis sich das hässliche Gefühl der Eifersucht meldet.
Das Stück, das von Leos Janácek komponiert wurde, wurde inspiriert von Leo Tolstois Erzählung "Die Kreuzersonate". Auch dabei geht es um heftige Eifersucht, die dazu führt, dass der Ehemann seine Frau tötet.
Diese dramatische Geschichte setzt das Quartett mit Min-Jeong Koh (Violine), Sahrah Nematallah (Violine), Caitlin Boyle (Viola) und Rachel Desoer (Violoncello) meisterhaft um.
Aber auch die anderen Stücke, die gefälliger anzuhören sind, kommen beim Publikum gut an. Da ist zunächst das Streichquartett C-moll von Ludwig van Beethoven. Mal ruhig, mal temperamentvoll interpretieren die vier Kanadierinnen das Stück des deutschen Komponisten.
Nach der Pause widmen sich die vier Frauen der russischen Musik von Peter Tschaikowsky. Besonders schön der zweite Satz, das Cantate cantabile. Das Publikum spendet begeistert Applaus und fordert eine Zugabe. Die geben die Streicherinnen mit einem Stück von Antonin Dvorák. noj
Das kanadische Quartett hat bereits viele renommierte Musikpreise gewonnen. Darunter der erste Preis beim Wettbewerb Banff im Jahr 2010. Auch in Osaka siegten sie 2008 beim Rutenberg-Wettbewerb und 2010 in Bordeaux. Neben ihrer Konzerttätigkeit engagieren sich die Musikerinnen in der Nachwuchsförderung. Sie versuchen Grundschüler in Amerika, Kanada und Frankreich für klassische Musik zu begeistern.

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