Nicht jeder findet Mut zum Trauern

Morbach · Seit vier Jahren gibt es in Morbach eine Anlaufstelle für Trauernde. Einmal im Monat können sie sich im Pfarrheim ihre Gefühle von der Seele reden und sich mit Menschen austauschen, die sie verstehen.

Morbach. Es ist still in dem etwas abgelegenen Raum, den eine auf dem Boden stehende große Kerze erhellt. Besucher spüren, dass der Alltag nun draußen ist und die Uhren langsamer ticken. Margarethe Steffens und Gaby Hörzer schätzen die Atmosphäre der Treffen "Mut zum Trauern" (siehe Extra), bei denen es leicht fällt, sich auszutauschen. Zumal ja jeder Ähnliches erlebt habe, sagt Hörzer, selbst Leiterin der Gruppe "Trauernde Eltern".
Nach dem Tod ihrer Tochter (2002) und ihres Mannes (2010) ist sie von Anfang an dabei: "Es tut mir einfach gut, in dieser Gruppe zu sein." Sie könne neue Kraft schöpfen und dürfe sich auch mal fallen lassen.
Auch Steffens, seit einem Jahr Witwe, fühlt sich in der Gruppe wohl. "Hier kann ich aussprechen, was ich sonst vielleicht nicht sagen würde." Außerdem erhielt sie Tipps, dank derer es ihr leichter fällt, alleine zu leben.
Gruppenleiterin Ulrike Schiemann weiß, wie wichtig es für Trauernde ist, Menschen um sich zu haben. Doch bewältigen müsse die Trauer letztlich jeder für sich alleine, sagt die ausgebildete Trauerbegleiterin. Dafür bietet sie im Pfarrheim seit vier Jahren einen geschützten Raum. Ein Allheilmittel hält sie aber nicht parat: "Ich kann nicht den Schmerz nehmen, aber eine Krücke reichen, um sich selbst wieder aufzurichten."
Sich der Trauer stellen


Bei den Treffen geht es keineswegs nur traurig zu. Es werde geweint, aber auch gelacht und vor allem zugehört, sagt Schiemann. Sie hofft Menschen ermutigen zu können, sich ihrer Trauer bewusst zu stellen: "Dann gebe ich mir selbst die Möglichkeit, mich zu lösen von dem, was ich verloren habe, mich zu finden und als neuer Mensch zurückzukehren."
Die Größe der Gruppe variiert beständig. Meist sind es vier bis sechs Personen, die so oft sie möchten vorbei schauen.
"Jeder hat unterschiedliche Trauerzeiten", macht Pfarrer Michael Jakob, ein häufiger Gast der Treffen, deutlich. Es sei sehr wichtig, auf sich selbst zu achten und diese Phase selbst zu bestimmen: "Ich entscheide, wie lange ich trauern möchte." Für Außenstehende, die sich im Umgang mit Trauernden oft schwer tun, hat er einen Rat: "Manchmal ist es besser, zu schweigen und einfach nur da zu sein." urs
Extra

Die allen Interessierten offen stehende Trauergruppe "Mut zum Trauern" trifft sich jeden zweiten Dienstag im Monat ab 19 Uhr im Morbacher Pfarrheim unterhalb von Kirche und Pfarrhaus. Interessierte können sich bei Leiterin Ulrike Schiemann vorab informieren oder auch telefonisch anmelden: 0160/97369982 oder über das Pfarramt Morbach 06533/93290.

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