Nicht nur Doktor für das liebe Vieh

BERNKASTEL-WITTLICH. Neue berufliche Ziele hat Kreisveterinär Joachim Wiedner. Zum Ende seiner Amtszeit im Kreis spricht er über seinen Job, Schweinepest, BSE und Gummistiefel.

Nach fast zehn Jahren als Kreisveterinär verlassen Sie die Region. Was werden Sie vermissen?Joachim Wiedner: Mein Team in der Kreisverwaltung, die netten Menschen der Region und den Wein. Der Laie denkt beim Stichwort Veterinär zunächst an den "normalen" Tierarzt. Warum wollten Sie sich nicht primär um Vierbeiner und Co. in einer Tierarztpraxis kümmern?Wiedner: Im und kurz nach dem Studium war eine Praxis mein Ziel. Aber einzelne berufliche Abschnitte, wie Tätigkeiten an Veterinäruntersuchungsämtern, haben mich auf die Schiene "Tierarzt im öffentlichen Dienst" gebracht, ein Berufsbild, das ich schon von meinem Vater kannte, der beim Veterinäramt der KV Südliche Weinstraße tätig war. Welches war die Ihnen wichtigste Aufgabe im Kreis? Wiedner: Wichtig sind alle unseren verschiedenen Aufgaben. Persönlich war mir immer wichtig, dass Vorschriften mit dem notwendigen Sinn und Verstand umgesetzt werden. Da wir auch Entscheidungen zu treffen haben, die existentielle Ängste auslösen, muss hierbei mit großem Fingerspitzengefühl vorgegangen werden. Aktuelles Thema bleibt die Schweinepest: Wie sehen Sie die Chancen, dass Impfung plus Abschüsse der Seuche Herr werden?Wiedner: Wir befinden uns auf einer sehr langen Zielgeraden, das Zielband kommt gerade in Sicht. Gewinnen wird aber nur der, dem zum Schluss nicht die Puste ausgeht. Deshalb müssen alle Jäger der gesamten Region weiterhin intensiv die Schwarzwildbestände reduzieren und die Impfköder ausbringen. Bei weiter günstigem Verlauf sind wir hoffentlich Ende 2005 am Ziel. Wie viele Paar Gummistiefel haben sie in etwa schon besessen und wie viel Zeit verbringen Sie täglich vorm Computer?Wiedner: Es dürften wohl knapp unter zehn Paar sein. Drei bis vier Stunden Computerarbeit sind leider Alltag geworden. An welchen beruflichen Einsatz erinnern Sie sich gerne zurück? Wiedner: Es gibt einige schöne Einsätze, deren Anlass zunächst traurig ist. Aber es ist schön, wenn man Tiere, die durch tierschutzwidrige Haltungen gequält wurden, von ihren Leiden durch Vermittlung in vernünftige Verhältnisse erlösen kann. Was halten Sie von der Diskussion zu Rindfleisch und BSE-Tests?Wiedner: Zunächst bleibt einmal das Positive festzuhalten. Die Kontrollmechanismen haben im Großen und Ganzen funktioniert. Dass dabei noch Verbesserungsmöglichkeiten bestehen, zeigt das aktuelle Geschehen. Die Sache selbst, in puncto Verbrauchersicherheit, wird viel zu hoch gespielt. Viele Tiere, die nicht getestet wurden, waren zwischen 24 und 30 Monaten alt. In der übrigen EU wären sie nicht getestet worden, da dort ab 30 Monaten erst die Testpflicht gilt. In deutschen Fleischtheken liegt also Fleisch von Tieren gleichen Alters aus dem Ausland, dass ebenfalls nicht getestet wurde. Angesichts der geringen Zahl an BSE-positiven Tieren im Vergleich zu der Gesamtzahl der geschlachteten Rinder wird deutlich, dass hier für den Verbraucher kein Risiko besteht, insbesondere auch deshalb, weil auch bei den nicht getesteten Tieren alle Risikomaterialien unschädlich beseitigt wurden. Unentschuldbar bleibt natürlich, dass gesetzliche Auflagen nicht beachtet wurden. Gegebenenfalls müssen hier Konsequenzen gezogen werden. Essen Sie gerne ein saftiges Steak? Wiedner: Ja, am liebsten von Tieren aus der hiesigen Region. Da Sie ja auch für Lebensmittelüberwachung zuständig sind: Hat man schon einmal privat gemerkt, was Sie beruflich kümmert?Wiedner: Der Blick durch die berufliche Brille lässt sich nicht ganz abstellen, allerdings musste bisher niemand darunter leiden. Den beruflichen Alltag kann man nicht so einfach abstreifen, insbesondere wenn es um schwerwiegende Entscheidungen geht. Das merkt meine Frau natürlich. Es tut aber gut dann mit dem Partner zu sprechen und dessen Meinung zu hören. Was gefällt Ihnen an Ihrer "Chefin", Landrätin Beate Läsch-Weber? Wiedner: Die Fähigkeit sich schnell in fremde Sachverhalte einzuarbeiten, der moderne Führungsstil unter Beteiligung der Bediensteten, das angenehme menschliche Miteinander, die Bereitschaft nach einer Diskussion die Gegenargumente zu akzeptieren. Haben Sie eigentlich ein Haustier?Wiedner: Ja, einen zweieinhalbjährigen Jack Russel Terrier Die Fragen stellte unsere Redakteurin Sonja Sünnen

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