Nicht verdammen, sondern hinschauen

NEUMAGEN-DHRON. Dass Kinder via Internet und Handy mit Gewalt und Pornografie konfrontiert werden, ist zwar begrenzt kontrollierbar, aber nicht zu vermeiden. Eltern sollten daher mit ihnen darüber sprechen und Gefahren aufzeigen.

Verbieten ist der falsche Weg - Verdammen erst recht. Doch wie können Eltern ihre Kinder vor den Gefahren neuer Medien schützen? Wie sie dafür sensibilisieren, dass in Chat-Rooms nicht nur Gleichaltrige mit ihnen Kontakt aufnehmen, sondern auch Pädophile diese Plattform missbrauchen? Und wie verhindern, dass sie sich aus Tauschbörsen oder auf dem Schulhof via Handy Gewalt-Videos herunterladen oder damit gemobbt werden?Zuhörer wissen um die Gefahren

In einer Info-Veranstaltung der Friedrich-Spee-Realschule Neumagen-Dhron haben zwei Polizeibeamte Antworten auf all diese Fragen gegeben. Denn dass diese Gefahren auf ihre Kinder lauern, ist vielen der etwa 170 Zuhörer bewusst. "Was mich interessiert, ist, wie man ein Kind dazu bringt, etwas nicht aufzumachen", bringt Beate Regnery ihre Sorge auf den Punkt. Eltern seien ja nicht ständig dabei und Vieles lernten Kinder ja über Freunde oder Mitschüler kennen: "Und sie machen das ja nicht auf, wenn die Mama dabei ist." Heidi Bartel sieht das ebenso. Wenn ein Kind sich das anschauen wolle, mache es das auch. Daher halte sie den offenen Umgang für den besseren Weg. Zu sagen, ich mag keine Kriegsfilme anschauen, weil ich dann nicht schlafen kann, zeige sicher eher Erfolg als ein Verbot. Laut Rektorin Doris Hermesdorf ist die Idee für den Info-Abend bei einer Gesamtkonferenz geboren worden. Den Bedarf bestätigen etwa 170 Personen, die die Chance nutzen, Tipps (siehe Extra) zu erhalten. Einer davon lautet zum Beispiel laut Klaus Lorscheider: "Man muss sich mit den Kindern und deren Problemen beschäftigen." Oder, wie Kollege Jürgen Paulus formuliert, es sei wichtig, sich zu kümmern. Dass Kinder mit Pornografie und Gewalt konfrontiert werden, sei nicht zu verhindern: "Aber wir müssen sie stark machen, dass sie damit umgehen können." Denn für Erwachsene sei das weltweite Netz nur eine Informationsplattform, Kinder aber lebten vielfach regelrecht im Internet. Hermesdorf begrüßt die aufgezeigten Perspektiven: "Man kann es schon ein bisschen kontrollieren." Gesprächen mit Eltern habe sie entnehmen können, dass diese Einiges aufgreifen wollten. In naher Zukunft soll es an der Schule zudem Info-Angebote für Schüler geben - allerdings in kleineren Gruppen. Das sei allein schon deshalb erforderlich, so Hermesdorf, weil die Schule seit diesem Schuljahr über einen großen Laptop-Raum verfüge. Es gehe ja nicht darum, etwas zu verdammen. Die wichtigste Aufgabe für die Zukunft sei vielmehr der "Umgang mit den Medien". Denn einerseits müssten Schüler das Internet für Recherchen nutzen, andererseits aber die Gefahren kennen. Daher gebe es an der Schule auch kein Handyverbot. Die Schüler müssten diese lediglich während des Unterrichts und in den Pausen ausschalten. Wer sich nicht daran hält, muss sein Handy abgeben, kann es aber nach Schlussschluss wieder abholen. Im Wiederholungsfall verlängert sich diese Frist allerdings. Damit könnten alle leben: "Man kann solche Regeln nicht durchsetzen, wenn nicht auch die Schüler das mittragen."

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