Nie so wertvoll wie heute

HIMMEROD. Der Himmeroder Markt ist ein Eldorado für Genießer und Liebhaber alter Handwerkskunst. Eingebettet in die Festlichkeiten zum 850. Geburtstag des Klostergründers Bernard Clairvaux, fiel der Markt diesmal besonders beeindruckend aus.

Selten war er so wertvoll wie heute: Am Sonntag ist rund um Himmerod kaum ein Parkplatz zu finden, denn der Andrang zum Himmeroder Markt war riesengroß. Svetoslav Emandiev empfängt die Besucher vor dem kleinen Künstleratelier in seiner provisorischen Holzschnitzwerkstatt. Er hat vor Jahren Himmerods Klosterkirche aus einem Baumstamm geschnitzt. Schon recht deutlich ist hinter den Konturen der rund einen Meter großen Holzfigur der Heilige Bernard zu erkennen. "Ich versuche, Vater Abts Wunsch nach einem optimistischen Blick des Himmeroder Patrons umzusetzen", erklärt er seinen Auftrag. Ein Prosit mit Himmeroder Bier

Neben Bratpfanne und Räucherhaus der Himmeroder Fischerei, dem Verkaufsstand für das erstmals gebraute Himmeroder Bier und den Getränke- und Essständen der Landfrauen der Verbandsgemeinde (sie sind die Veranstalter des Marktes), flechtet der Karler Hermann Theis seine Weidenkörbe. Er ist zum ersten Mal beim Himmeroder Markt. Willi Schmitz aus Pantenburg werkelt derweil an seinen Brotkurbeln aus Stroh. Er bereichert das Marktgeschehen schon seit Jahren. Kurz vor der Mühle hat sich Günter Oehms mit dem über 150 Jahre alten Webstuhl niedergelassen, den er sich im Manderscheider Heimatmuseum ausgeborgt hat. Jedem wird deutlich: Der versteht sein Handwerk. Der "Manderscheider Junge" ging nach seiner Lehre an der Mosel in den 50er Jahren als Webmeister nach Krefeld. "Mit Hand und Fuß wird gewebt" , erläutert er seine Arbeit, während er immer wieder das "Schiffchen" mit dem Querfaden zwischen die Längsfaden durch das "Webfach" schießt "Das muss ich mit den Füßen über Pedale durch den Webkamm bilden", erklärt er. Vor der Kapelle hat sich zwischenzeitlich eine Menschentraube gebildet. "Lassen Sie sich zurückversetzen in das Jahr 1749 und erleben Sie eine Hochzeitsgesellschaft aus der Zeit des Rokoko", lautet die Empfehlung von Erich Gerten, dem Sprecher des Oberkailer Rokoko-Ensembles. Auch die "Manderscheider-Kailer Grafenhochzeit" mit schönen Trachten und launigen mittelalterlichen Texten begeistert das Publikum. Martina, Michaela, Marlene und Gabi haben es sich beim Picknick im Klostergarten gemütlich gemacht. Sie lauschen den flotten Wanderliedern des Musikvereins Eisenschmitt. Sie kamen mit den Rädern über den Maare-Mosel-Weg und dann durch das Liesertal bei Schladt nach Himmerod. Ihnen schmeckt das Himmeroder Bier, weil es nicht ganz so herb ist. Gleich nebenan ist Andreas Beckmann in die Lektüre der Kulturgeschichte von Himmerod vertieft. Schon früh ist er von Troisdorf bei Bonn losgefahren. "Das Markttreiben für die Kinder und die Bernardsgeschichte am Ursprungsort will ich hautnah miterleben", nennt er seine Motivation für den sonntäglichen Ausflug. Auch der Bremer Obertonkünstler Reinhard Schimmelpfeng, mit seinem Programm "Die Magie des Klanges" Star der Himmeroder Zisterzienser-Nacht (Bericht auf Seite 12), schlendert gemütlich über den Markt. Auch er genießt es, das Marktgeschehen zu beobachten und bereits für das Weihnachtsfest Geschenke zu erstehen. Ein paar Tage Einkehr in den Klostermauern will er noch an seinen Aufenthalt in Himmerod dranhängen.

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