Niederkail feiert mit fahrenden Händlern

Landscheid-Niederkail · Jung und Alt arbeiten gemeinsam auf Hochtouren an den Festvorbereitungen für die 800-Jahr-Feier in Niederkail. Die ehemaligen "Dippenflicker", die früher meist als fahrende Händler ihr Geld verdienten, leben heute in einer lebendigen Gemeinde mit vielen Vereinen, Gasthaus, Hotel und Lebensmittelgeschäft.

 Das ganze Dorf freut sich schon auf die Festtage am 10. und 11. September, bei denen das 800-jährige Bestehen des Orts gefeiert wird. TV-Foto: Christina Bents

Das ganze Dorf freut sich schon auf die Festtage am 10. und 11. September, bei denen das 800-jährige Bestehen des Orts gefeiert wird. TV-Foto: Christina Bents

Landscheid-Niederkail. In allen Ecken, Höfen und Straßen Niederkails wuselt es. Hier wird ein Zaun neu gestrichen, dort eine Scheune ausgeräumt, ein Stück weiter der Hof gekehrt und Blumen werden arrangiert. Die Leute sind gut gelaunt, grüßen sich, lachen. Man spürt, dass dort etwas im Gange ist: Die heiße Phase der Vorbereitungen für die 800-Jahr-Feier des Orts hat begonnen. Vor rund einem Jahr haben die Ortsvereine Niederkails einen Kulturverein gegründet, der das Fest am kommenden Wochenende, 10. und 11. September, veranstaltet. Klar war damals schon, dass der berühmteste Sohn des Dorfs, Peter Zirbes, und die Tradition der fahrenden Händler beim Fest eine wichtige Rolle spielen sollen.
Peter Zirbes, der am 10. Januar 1825 in Niederkail geboren wurde, gilt als erster Eifeldichter. Er ist wie viele seiner Generation vom Frühjahr bis zum Herbst mit Steingut- und Emaillegeschirr von Niederkail in die Eifel und den Hunsrück bis nach Luxemburg und zum Rhein gezogen. Der Niederkailer Peter Maus erinnert sich: "Für uns Kinder war das damals nicht einfach, die Eltern sind als Händler und ,Dippeflicker\' - sie haben auch Töpfe repariert -, den ganzen Sommer weggewesen, und wir Kinder waren bei einem Bauern ,in Kost\', der gegen Geld für uns gesorgt hat."
In den 20er und 30er Jahren, so schätzt er, waren 70 Prozent der Niederkailer im Sommer unterwegs. In den 50er Jahren, mit dem Bau des Flugplatzes Spangdahlem, sind dann die meisten sesshaft geworden und haben dort Arbeit gefunden.
Heute gibt es in Niederkail keine fahrenden Händler mehr. Aber die Verbundenheit mit dem fahrenden Volk und den Amerikanern spiegelt sich im Fest wieder: Ein alter Händlerwagen, ein Handwerkermarkt, eine Töpferin und eine amerikanische Sieben-Mann-Band gibt ein Konzert. Zudem gibt es Poesie mit Gedichten von Peter Zirbes.
Ortsvorsteherin Marita Illigen sagt: "Auf der Feststraße wird man sich in verschiedene Jahrzehnte zurückversetzt fühlen, es gibt Waschfrauen, eine alte Stube, Brot wird gebacken, die Jugendlichen machen Flower Power." Niederkail gehört mit Burg zur Mehrortsgemeinde Landscheid. Zu den Landscheidern hat man eigentlich ein gutes Verhältnis, aber ab und zu kommt es zu Reibereien "mit denen in der City", wie man zu Landscheid in Niederkail sagt. "Das war schon früher so, nach dem Kommunionunterricht gab es regelmäßig Prügeleien zwischen Landscheidern und Niederkailern", berichtet Peter Maus.
Heute hat Niederkail 600 Einwohner, von denen die Hälfte beim Fest mithilft. Es gibt eine Sportanlage, einen Angelverein, eine Gymnastikgruppe und eine Filialkirche, ein Lebensmittelgeschäft, ein Hotel und ein Gasthaus, in dem sich die Rentnergruppe "Die Wanderer", die die neun Wanderwege um den Ort ausgezeichnet hat, trifft.

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