Niedrige Zinsen, schwarze Löcher und Rosinenpicker

Wittlich · Der Brexit, die Niedrigzinsphase und was das alles für Sparer in der Region bedeutet - das waren Themen, zu denen Elftklässler des Cusanus-Gymnasiums Wittlich in einer KLASSE!-Pressekonferenz Experten der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank (VVR) befragt haben.

Wittlich. Ein schwarzes Loch im Weltraum ist das symbolische Bild. "Seriös betrachtet kann man zu den Auswirkungen des Brexit genau so viel sagen", meint Michael Hoeck, Vorstand der VVR-Bank, gleich zu Beginn. Zum vierten Mal haben Elftklässler des Cusanus-Gymnasiums Experten des KLASSE!-Partners mit Fragen zu aktuellen Finanz- und Wirtschaftsthemen gelöchert.
"Nur Zeit gekauft"


Diesmal drehte sich sehr viel um den Ausstieg Großbritanniens aus der EU. "Der Finanzstandort London wird auf jeden Fall leiden", war sich Uli Schlösser, Bereichsleiter Privatkunden, sicher. Ob aber zum Beispiel künftig Schüler und Studenten im Rahmen des Erasmus-Programms noch ins Vereinigte Königreich gehen können oder wie die Schotten reagieren - dazu konnten selbst die Experten nichts sagen. "Erst einmal muss man ja sehen, wie Großbritannien mit dem Volksentscheid umgeht. Aber viele, die dafür waren, sind jetzt entsetzt wegen der drohenden Folgen", sagte Hoeck.
Die Schüler aus den Grund- und Leistungskursen Sozialkunde stellten sehr konkrete Fragen, die Bankexperten untermalten ihre Einschätzungen mit vielen Charts und Präsentationen. Intensiv wurde diskutiert, wie die EU künftig mit den Briten umgeht, ob zum Beispiel Abkommen wie mit der Schweiz oder Norwegen geschlossen werden. Hoeck ist sich sicher, dass die EU hart bleiben wird: "Die Briten waren in den vergangenen Jahren bei vielen Entscheidungen die Rosinenpicker. Nun werden ihnen nicht mehr so viele Zugeständnisse gemacht. Aber wie mit Griechenland wird Europa auf eine verträgliche Lösung drängen." Dass der Brexit auch für die export-orientierte deutsche Wirtschaft Folgen haben werde, waren sich alle Experten einig.
Auch ein zweites Hauptthema der KLASSE!-Konferenz hatte eine europäische Dimension: die Niedrigzinsphase.
"Niedrige Zinsen sollen Investitionen der Wirtschaft ankurbeln, aber außerhalb Deutschlands gibt es kaum Wachstum", sagte Schlösser, der vor allem einen Profiteur ausmachte: "Die EU-Staaten, gerade Deutschland, konnten durch die niedrigen Zinsen ihre Staatsdefizite senken." Hoeck sieht die Gefahr, dass "alle sich nur Zeit kaufen". Wie Schlösser glaubt aber auch er nicht, dass diese Phase schnell zu Ende gehe. "Aber wie soll ich denn mein Geld anlegen? Es zur Bank zu bringen macht doch keinen Sinn?" lautete daraufhin eine Schülerfrage.
Sparbuch hat ausgedient

 Die Elftklässler des Cusanus-Gymnasiums erhielten von den Mitarbeitern der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank im Rahmen ihrer KLASSE!-Pressekonferenz praktisches Wirtschaftswissen vermittelt. TV-Foto: Björn Pazen

Die Elftklässler des Cusanus-Gymnasiums erhielten von den Mitarbeitern der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank im Rahmen ihrer KLASSE!-Pressekonferenz praktisches Wirtschaftswissen vermittelt. TV-Foto: Björn Pazen

Foto: Bjoern Pazen (BP) ("TV-Upload Pazen"


"Wenn man nur an das Sparbuch denkt, ja", war die Antwort der Experten, die in Sachen Altersvorsorge auf Sachwerte, Immobilien und Aktien verwiesen. "Den guten alten Zinseszinseffekt gibt es nicht mehr. Um bei den heutigen Zinsen mein Kapital zu verdoppeln, brauche ich 1440 Jahre", sagte Hoeck. Die Schüler erhielten zudem Informationen für ihren potenziellen Lebensweg: VVR-Ausbildungsleiterin Silke Otten stellte die Berufe und Einstiegsmöglichkeiten der Bank vor. Insgesamt wurde den Elftklässlern also eine große Portion praktisches Wirtschaftswissen serviert. BP

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