Nikolaus von Kues war Kardener Stiftsherr

Treis-Karden · Nikolaus von Kues, der große Sohn von Bernkastel-Kues, hat die Region geprägt. Das gilt offenbar auch für Treis-Karden im Kreis Cochem-Zell. Offenbar hat er Einfluss auf die Gestaltung des Dreikönigsaltars in der Kardener Stiftskirche genommen.

 An der Mosel vielerorts präsent: Nikolaus von Kues ist ein Kunstwerk am großen Verkehrskreisel am Ortsausgang von Kues in Richtung Wehlen gewidmet. Es besteht aus einer Kopfsilhouette und aus hohen farbigen Glasstelen und Buchstaben, die den Namen Cusanus bilden. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

An der Mosel vielerorts präsent: Nikolaus von Kues ist ein Kunstwerk am großen Verkehrskreisel am Ortsausgang von Kues in Richtung Wehlen gewidmet. Es besteht aus einer Kopfsilhouette und aus hohen farbigen Glasstelen und Buchstaben, die den Namen Cusanus bilden. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Treis-Karden. Nikolaus von Kues war ein Universalgelehrter. Er war Theologe, Philosoph, Rechtsgelehrter, Naturwissenschaftler, Kurienkardinal, Bischof von Brixen und später Generalvikar für die Stadt Rom. Um das Gedenken an Nikolaus von Kues lebendig zu halten, wurde ihm im Cusanus-Gedächtnisjahr 2001, quasi zu seinem 700. Geburtstag, mit zahlreichen Ausstellungen und Publikationen Reverenz erwiesen (der TV berichtete). Dieses Jahr wird er mit Feierlichkeiten anlässlich seines 550. Todesjahrs erneut in das Bewusstsein der Menschen gebracht.
Das 15. Jahrhundert hatte kaum begonnen, da wurde 1401 im alten Winzerdorf Kues (heute Bernkastel-Kues) dem Schiffseigner und Weinhändler Johann Krebs und seiner Ehefrau Katharina Römer, die aus dem Moseldorf Briedel stammte, ein Sohn geboren.
Sie tauften ihn auf den Namen Nikolaus. Der Dorfjunge, der es als einfacher Bürgersohn zum großen Denker und Diplomaten der Kirche brachte, nannte sich zunächst Nikolaus Cancer de Coeße.
Nach dem Tod des Nikolaus von Winningen, der 64 Jahre Kardener Stiftsherr gewesen war, gab es um die Besitzrechte des Kanonikats des Verstorbenen eine mehrjährige Auseinandersetzung. Ein Kanonikat ist das Amt eines Klerikers aller Weihestufen, die als Mitglieder eines Domkapitels oder eines Stiftskapitels an einer Kathedrale, Basilika oder Ordenskirche an der gemeinsamen Liturgie mitwirken.
Nikolaus von Kues wurde letztendlich seinen Mitbewerbern Johann Frederici von Andernach und Peter Schilling von Heimbach vorgezogen.
So konnte Papst Eugen IV. die Übertragung des Kanonikats auf Nikolaus von Kues nach sechs Jahren im Oktober 1436 bestätigen. Mit 29 Jahren bekam Nikolaus von Kues ein Kanonikat, das er von 1430 bis 1446 mit all seinen Pfründen im Kardener Herrenstift nutzen konnte. Aber das war damals offensichtlich nicht alles, was er an Pfründen beanspruchen konnte.
Als Dekan von St. Florin in Koblenz bat er mit einem Schreiben im April 1430 auch um die päpstliche Verleihung der Dekanatspfründe in Liebfrauen in Oberwesel am Rhein, für die er seit 1427 bereits eine päpstliche Reservation hatte. Das war in damaliger Zeit für viele Persönlichkeiten aus dem bürgerlichen Stand der Weg, um in der Kirche zu großem Einfluss zu gelangen. Die Pfründe waren eine Art Naturalentlohnung für kirchliche Dienste.
Nikolaus von Kues hatte im Laufe seines Lebens viele Ämter erworben, die mit einem Kanonikat bedacht waren. Aus der Region seien neben dem Kanonikat in Karden die Propstei Münstermaifeld, deren Vorsteher er für eine kurze Zeit war, sowie das Amt als Dekan von St. Florin in Koblenz genannt. 1448 wurde er Kurienkardinal, von 1452 an war er Bischof von Brixen. Ob Nikolaus von Kues das Kardener Kanonikat zu diesem Zeitpunkt noch besaß, verschweigen die Quellen.
Nachdem er 1450 offiziell den roten Kardinalshut empfangen hatte, erteilte Papst Nikolaus V. dem Kardinal den Auftrag, den Jubiläumsablass des "Heiligen Jahres" 1450 in Deutschland zu verkünden.
So reiste der Kardinal auf seinen großen Reisen 1450 bis 1452 in knapp zwei Jahren auf dem Pferderücken durch halb Europa. Bei einem Besuch in Köln im Jahre 1452 hat er dem Kardener Stift im päpstlichen Auftrag auch einen 100-Tage-Ablass zur Nachlassung zeitlicher Sündenstrafen erteilt.
Nikolaus von Kues wird auch zur theologischen Konzeption des Dreikönigsaltars in der Kardener Stiftskirche in einer Magisterarbeit von Claudia Hermes aus Rheinbach (Nordrhein-Westfalen) in Betracht gezogen. Für die Thematik des Hochaltarretabels sucht sie eine Erklärung mit der Begründung, "dass eventuell Nikolaus Kues, ein bedeutender Theologe und einer der ersten deutschen Humanisten, Einfluss auf die theologische Gestaltung des Altars genommen haben könnte".
Durch dessen theologisches Studium in Köln findet Hermes in Bezug auf die Kölner Dreikönigsverehrung einen möglichen Zusammenhang. Auch gab es darüber hinaus Kölner Kleriker, die im Herrenstift zu Karden ein Amt innehatten. Darüber hinaus kann vermutet werden, dass Nikolaus von Kues Anregungen für die Konzeption des während seiner Amtszeit in Karden entstandenen Retabels (Altaraufsatz) gegeben hat.
Der Bürgersohn aus dem Moselland hat somit vielleicht durch seine Mitförderung ein sichtbares Erbe bis in die heutige Zeit auch im Kardener Dom hinterlassen.

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