Nimm auch etwas Wein!

Die Weinlese ist fast beendet. Gärender Most füllt die Fässer.

Nimm auch etwas Wein!
Foto: (m_kreis )

Schon in biblischen Zeiten wurde Wein angebaut. Häufig kommt er in der Bibel vor. So wird erzählt, dass Noah nach dem Verlassen der Arche Ackerbauer wurde und als erstes einen Weinberg pflanzte. Im Weinbergslied klagt der Prophet Jesaja über die Gleichgültigkeit Israels gegenüber Gottes Liebe: Er vergleicht Israel mit einem Weinberg, der trotz liebevollster Pflege nur saure Beeren hervorbringt. Kein Wunder also, dass Jesu erstes Wunder ein Weinwunder war - bei der Hochzeit zu Kana. Später spricht Jesus in Gleichnissen von der Frucht des Weinstocks oder vergleicht sich selbst mit dem Weinstock. Wir erfahren aber auch von der Arznei "Wein": Der barmherzige Samariter pflegte die Wunden mit Öl und Wein. Matthäus berichtet, dass die Soldaten Jesus vor der Kreuzigung einen Trank aus Wein und Galle mit vermutlich betäubender Wirkung anboten.
Schließlich stellt Jesus neben dem alltäglichsten Lebensmittel, dem Brot, den kostbarsten Trank, den Wein, in die Mitte der Abendmahlsfeier. In ihm will Gott mit den Menschen eine unlösbare Verbindung eingehen.
Sehr viel Arbeit ist nötig, bis süße Trauben in der Kelter gepresst und zu köstlich-kostbarem Wein vergären können. Schon die frühen Christen deuteten die gepresste Traube als Christus, den gewonnenen Wein als Blut Christi. Das Mittelalter fand dafür ein sehr drastisches Bild, das des "Christus in der Kelter": Der Gekreuzigte steht gekrümmt in einer Kelter, die den letzten Tropfen Blut aus ihm herausquetscht. Doch Jesus bleibt nicht in der Enge der Kelter, des Todes, er wird verwandelt, auferweckt zu neuem Leben.
So kann der Wein auch uns aus der Tiefe zum Leben holen: "Dass der Wein des Menschen Herz erfreut", heißt es im Psalm, oder, wie Paulus in seinem Brief an Timotheus schreibt: "Trink nicht nur Wasser, nimm auch etwas Wein, mit Rücksicht auf deinen Magen und deine häufigen Krankheiten!"
Rudolf Halffmann, Pfarrer i.R.
Bernkastel-Kues

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