Noch zu Gast oder schon Freunde?

WITTLICH. "Zu Gast bei Freunden" hieß der Slogan der Fußball-WM landauf, landab, während sich die 31 Gast-Teams aus aller Welt sich auf den Weg zu uns machten. Seit 1978 spielt mit Rot-Weiß Türk Gücü Wittlich ein türkischer Verein im Spielkreis Mosel mit: Sind sie immer noch Gäste? Oder schon Freunde? Der TV hat nachgefragt.

 Die Fußballer-Familie von Grün-Weiß Türk Gücü: (von links) Adnan Yildiz und Kaspar Maas, Andy Altmayer, (Vierter von links), ganz rechts Mehmet Yigit.Foto: Klaus Schmitz

Die Fußballer-Familie von Grün-Weiß Türk Gücü: (von links) Adnan Yildiz und Kaspar Maas, Andy Altmayer, (Vierter von links), ganz rechts Mehmet Yigit.Foto: Klaus Schmitz

"Wir Türken sind ein bunter Haufen und bereichern mit lockerem, technisch schönem Fußball die Klasse. Wir vermissen bei unseren deutschen Freunden auf dem Sportplatz auch heute noch ein wenig mehr Toleranz und Neutralität. Vor allem wünschen wir uns die gleiche Lockerheit in den Meisterschaftsspielen. Zu oft wird zu verbissen gespielt. Es geht für unsere Gegner häufig eben nicht um das Spiel gegen den Tabellenzehnten der Kreisliga B, sondern gegen die Türken." Aus den Wünschen von Mehmet Yigit, dem Vereinsvorsitzenden und seinen Vorstandskollegen Adnan Yildiz und Celal Bayindir wird nach über 25 Jahren Fußballalltag deutlich: Türk Gücü ist für die Fußballer des Spielkreises Mosel immer noch eine "besondere Mannschaft". Adnan Yildiz war 1979 schon dabei, als sich "türkische Freunde", wie er sagt, zum Fußballspielen verabredeten. Als Freizeitmannschaft spielten sie und schlossen sich dem Fußballclub Bergweiler an. Hier war Gottfried Eltges Vorsitzender. Bald danach spielte man unter seiner Trainingsleitung als FC Bergweiler II um Meisterschaftspunkte. Seit 1991 ist Rot-Weiß Türk Gücü ein eingetragener, eigenständiger Verein. "Unser Ziel war von Anfang an, den türkischen Jungs mit Fußball eine Freizeitbeschäftigung zu bieten, wo sie Gemeinschaft und auch Disziplin in einem Mannschaftssport erleben können", sagt Yildiz. Man habe stets versucht, auch deutsche Spieler mit in den Verein zu holen, was aber bis auf wenige Ausnahmen immer scheiterte. Kaspar Maas sei eine solche Ausnahme gewesen. Über eine Anzeige kam er zu Türk Gücü und blieb bis heute dabei. "Er hat uns den Weg in die Fußballer-Organisation geebnet." "Wir können tun, was wir wollen, wir sind auch nach fast 30 Jahren immer noch Fußball-Gäste im Spielkreis Mosel", sagt Celal Bayindir. "Vielleicht, weil wir ein sehr intensives Vereinsleben haben. Wir grillen, wir machen Ausflüge, wir sind wie eine Familie. Wir treffen uns immer zwei Stunden vor dem Spiel und auch oft wochentags, meist in den Räumen der Moschee. Dabei hat die Moschee in diesem Zusammenhang überhaupt nichts mit Religion zu tun, es ist einfach unser Treff." Trotz aller Widerstände schaut Türk Gücü zuversichtlich in die Zukunft. Vereinschef Mehmet Yigit: "Für eine eigene Jugendarbeit sind wir zu wenig. Hier helfen uns gute Kontakte zu den Wittlicher Jugendspielgemeinschaften weiter." Nach seiner Meinung hat "eine deutsche Hand", wie er sagt, seinem Verein immer wieder gut getan. Seit drei Jahren gehört der Ur-Wittlicher Andy Altmeyer zum Vereinsleben von Türk Gücü. "Dieser Verein ist nicht nur Fussball pur, sondern Leidenschaft, Trauer, Freude und Freundschaft, Fußball wird als Familie gelebt", sagt der deutsche Trainer. Er zeigt sich enttäuscht vom Auftreten seiner Landsleute. "Keine deutsche Mannschaft will gegen uns verlieren. Noch immer führen Vorurteile zu verbalen Attacken, die immer wieder Unruhe ins Spiel bringen."

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