Noch zwei Millionen Euro für junge Wittlicher

Wittlich · Es gibt trotz des Neubaus der Kindertagesstätte im Wittlicher Konversionsgebiet einen großen Bedarf an Betreuungsplätzen. Deshalb soll der Standort Jahnplatz ausgebaut werden. Auch Projektentwickler Hans Jürgen Lichter will weiterhin eine Kita bauen lassen.

Wittlich. Die Hoffnung war groß und hat dennoch getäuscht. Aufgrund des Baus des neuen Kindergartens im Vitelliuspark hatten die Verantwortlichen erwartet, dass sich die bisher angespannte Lage bei den Betreuungsplätzen für Kinder in Wittlich entspannt (der TV berichtete). Doch dem ist offensichtlich nicht so. In der benachbarten Kindertagesstätte Jahnplatz gibt es nach Auskunft der Stadtverwaltung weiter mehr Anmeldungen für drei- bis sechsjährige Kinder, als Plätze da sind. Dort gibt es vier Gruppen für insgesamt 100 Kinder sowie eine provisorische fünfte Gruppe. Diesen Zustand fasst die Verwaltung so zusammen: "Es besteht im innerstädtischen Bereich auch künftig ein Platzengpass." Der führe dazu, dass in der Kindertagesstätte Jahnplatz kein Platz für Kinder unter drei Jahren ist. Dieser fehlende Platz war so lange kein Problem, wie es keinen Rechtsanspruch auf Betreuung für junge Wittlicher zwischen 24 und 36 Monaten gab. Den gibt es seit 2010 ebenso wie den Rechtsanspruch auf Betreuung für Kinder zwischen zwölf und 24 Monaten ab dem kommenden Jahr. Als ob das noch nicht genug wäre, hat sich nun das Landesjugendamt gemeldet. Das genehmigt die provisorische fünfte Gruppe am Jahnplatz im kommenden Kindergartenjahr nur unter der Voraussetzung, dass zeitnah das bestehende Betreuungsangebot ausgebaut wird. Missionshaus als Standort

Das Kreisjugendamt empfiehlt deshalb, die Kita Jahnplatz um zwei Gruppen zu erweitern. Aufgrund des geforderten Wegfalls der provisorischen Gruppe hat die Einrichtung nach der Erweiterung dann sechs Gruppen. Der Stadtrat Wittlich hat sich in seiner jüngsten Sitzung einmütig für die Erweiterung der Kindertagesstätte ausgesprochen. Die zuständige Abteilung der Stadtverwaltung rechnet mit Gesamtkosten von zwei Millionen Euro für das Vorhaben. Ein Großteil davon wird die Stadt schultern müssen. Daneben gibt es Zuschüsse von Land und Kreis. Zum Nulltarif entstanden hingegen die Betreuungplätze in der Kindertagesstätte im Vitelliuspark. Das Gebäude hat die Stiftung Stadt Wittlich errichtet. Die Stadt ist Mieter der Einrichtung. Ein ähnliches Modell stellt sich auch Hans Jürgen Lichter vor. Er möchte auf dem Gelände des ehemaligen Missionshauses St. Paul eine Kindertagesstätte bauen lassen, die von der Stadt gemietet werden soll. Kommune und Projektentwickler waren sich auch schon handelseinig geworden. Aufgrund der Turbulenzen rund um die Entlassung Lichters als Geschäftsführer der Günther und Käthi-Reh-Stiftung verzögerte sich der Bau. Lichter geht jedoch auf TV-Anfrage davon aus, dass die Kita gebaut werden kann. Meinung

Wichtige Prioritätenfrage In Städten wie Wittlich und Bitburg mit vielen jungen Menschen auf relativ engem Raum fällt es besonders auf, dass es an Betreuungsplätzen für Zweijährige und bald auch für Einjährige fehlt. Deshalb ist es gut, dass die Stadt gegensteuert und den Kindergarten Jahnplatz zeitnah erweitern will. Doch das reicht nicht. In der Stadtpolitik, in der Studien und Konzepte offensichtlich einen besonderen Stellenwert genießen, fehlt es an einer Linie. Es wäre schön, wenn sich der Rat über Ziele bei der Kinderbetreuung einmal Gedanken macht, anstatt sich vor allem mit großem Enthusiasmus den großen Projekten wie Stadthalle, Schlossgalerie, Rathaus oder Großsporthalle zu widmen. Diese mögen prestigeträchtig sein. Sie sind jedoch gerade für junge Familien von nachrangiger Bedeutung. Für die ist es bei der Wahl des Wohnorts wichtiger, dass der Nachwuchs einen Platz in der Kita hat, als dass ein runder Sitzungssaal von der Wichtigkeit einer Stadt kündet. Dieser Realität sollte sich der Rat stellen und die Betreuungssituation zum Thema machen. Die Zahlen zur Betreuungssituation sind schon seit Monaten bekannt. Gut kommt Wittlich dabei nicht weg. Das muss Ansporn sein, den alten Werbespruch "Wittlich macht\'s" sinnvoll zu erweitern zu einem "Wittlich macht\'s besser". h.jansen@volksfreund.de

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