Norbert Klippel hebt mit seinem Wasserflugzeug von der Mosel in die Saison ab - Ein Auto leistet Starthilfe

Bernkastel-Kues/Föhren · Es gibt drei Wasserflugzeuge in Deutschland: eines in Flensburg, eines in Berlin und eines an der Mosel. Dieses Wasserflugzeug fliegt Norbert Klippel. Einmal im Jahr muss es allerdings vom Flughafen Föhren an den Fluss geflogen werden. Der Start ist ungewöhnlich. Und man hat nur einen Versuch.

 Gleich geht's los: Norbert Klippel ist vor dem Start immer noch aufgeregt. TV-Fotos (2): Stefanie Braun

Gleich geht's los: Norbert Klippel ist vor dem Start immer noch aufgeregt. TV-Fotos (2): Stefanie Braun

Foto: (m_kreis )
 Wenn Norbert Klippel mit seinem Wasserflugzeug auf der Mosel abhebt, dann braucht er freie Bahn.

Wenn Norbert Klippel mit seinem Wasserflugzeug auf der Mosel abhebt, dann braucht er freie Bahn.

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"Wenn sie uns sehen, laufen die Leute schnell los, um ihre Kameras zu holen", meint Norbert Klippel und lacht. Die Touristen wollen ein Erinnerungsfoto machen, doch Klippel hat schon lange abgehoben. Innerhalb weniger Sekunden kann er sich mit seinem 150 PS starken Flugzeug allem entziehen.

Seine Startbahn ist immer frei. Es sei denn, ein Schiff passiert gerade die Strecke. Oder ein Schwan. Norbert Klippel fliegt ein Wasserflugzeug, das Einzige an der Mosel. Eines von dreien in ganz Deutschland. Sein Wasserflugzeug wurde im Jahr 1953 in Finnland gebaut. Seit 1976 fliegt Klippel. 1983 hat er den Flugschein für ein Wasserflugzeug in Kanada gemacht.

Es ist kurz nach halb neun auf dem Flughafen in Föhren. Seit sieben Uhr ist der Fahr- und Fluglehrer Norbert Klippel unterwegs: die Landung in Bernkastel-Kues vorbereiten, die vier Meter hohe Maschine mit einer Spannweite von zehn Metern in Föhren auf das Rollfeld schieben. Gerade telefoniert der 63-Jährige mit dem Handy und bestellt das zweite Auto ab. Der Golf tut\'s auch. Mit seinem Sohn Michael und seinem Pilotenkollegen Joachim Schend (58) bespricht er den Start. Klippel muss noch das zweite Funkgerät holen. Das bekommt Schend, der heute sein Co-Pilot ist. Auch wenn Klippel alleine in dem kleinen gelben Wasserflugzeug sitzen wird. Schend sitzt im Auto. Die einzigen Verbindungen zwischen ihnen sind das Funkgerät und ein Anhänger.

Ein Wasserflugzeug hat keine Reifen. Trotzdem muss es irgendwie in die Luft kommen. Das Flugzeug steht auf einem Anhänger, der an dem Golf befestigt wird. Das Auto fährt vor. Wenn es schnell genug ist, gibt Klippel im Flugzeug Gas und betätigt die Landeklappen "bis Anschlag". Der Fahrtwind reißt es dann vom Anhänger. "Ich beschleunige im zweiten Gang auf 80 bis 90 Stundenkilometer. Schalten darf ich nicht", erklärt Schend. Jedes Mal, wenn er schalten würde, gehe ein Ruckeln durch das Flugzeug. Jede Störung wäre jetzt eine zu viel. Klippel und sein Co-Pilot haben nur einen Versuch.

Die Schwimmer würden beim Landen auf dem Asphalt beschädigt, weil ein Wasserflugzeug keine "Räder" hat. In dem Fall würde das Flugzeug für ein Jahr "gegroundet", erklärt Klippel. Ein Jahr bleibt es dann am Boden, wird repariert und von einem Sachverständigen des Luftfahrttechnischen Betriebs abgenommen.

Jetzt, kurz vor dem Start, spürt Klippel ein Kribbeln im Bauch. Ein letztes Mal werden die Funkgeräte überprüft, dann gibt der Golf Gas. Und der Flieger hebt ab. Zunächst bleibt er nur wenige Meter über dem Boden, doch dann steigt er höher und höher. Joachim Schend freut sich hinterm Steuer des Golfs, Sohn Michael (34) fährt schon im Auto vor nach Bernkastel-Kues. Wenn er dort ist, wird sein Vater schon lange gelandet sein.

Für die Strecke von Föhren nach Bernkastel-Kues braucht er mit dem Flugzeug nur fünf Minuten. Für Sohn Michael ist die Landung im Oktober wieder zurück am Flugplatz Föhren der schwierigere Teil. Dann muss sein Vater statt auf Wasser auf nassem Gras landen. Auf dem Flughafen in Föhren ist dies die einzige Möglichkeit zu landen, ohne die Schwimmer zu beschädigen. Doch bis dahin vergeht noch ein ganzer Sommer. Etwa 100 Stunden wird er in dieser Zeit fliegen. 25 Schüler aus ganz Europa unterrichtet er in diesen Stunden.

In Bernkastel-Kues steht Norbert Klippel glücklich auf den Schwimmern seines Flugzeugs. Eine Hand ruht auf der Flugzeugnase. Die Minuten hat er, bevor es wieder schnell gehen muss: Denn Norbert Klippel hat gleich eine Busfahrstunde. "Mein Schüler wartet bestimmt schon", meint der 63-Jährige und lächelt wieder voller Tatendrang. sbra

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