Nur einer kann gewinnen

Die Ungewissheit über den gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten von SPD und Grünen hat ein Ende: Die Mitglieder wählten den parteilosen Achim Nehrenberg offiziell zu ihrem Bewerber für das Amt. Für die SPD stand auch Stephan Henkel zur Wahl, der keine Mehrheit bei seinen Genossen fand.

 Froh über die Zustimmung: Achim Nehrenberg. TV-Foto: Sonja Sünnen

Froh über die Zustimmung: Achim Nehrenberg. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. Wer ist Achim Nehrenberg? Nicht nur die Mitglieder von SPD und Bündnis90/Die Grünen wollten das am Donnerstagabend wissen. Auch viele interessierte Gäste waren ins Casino gekommen, um den 41-jährigen parteilosen Wunschkandidaten der beiden Parteienvorstände kennenzulernen. Der fasste kurz seine Berufskarriere zusammen bis zum Anruf der SPD mit dem Angebot, in Wittlich für SPD und Grüne für das Bürgermeisteramt zu kandidieren. Er habe sich geehrt gefühlt und, nachdem sich seine Verblüffung gelegt habe, viele Gespräche bis zu seiner Zusage geführt: "Denn es bringt nichts, über Politik zu schimpfen. Ich will versuchen, es einfach besser zu machen."

Nach wenigen Fragen des Publikums schenkten ihm die Mitglieder von SPD und Grünen in getrennten Versammlungen ihr Vertrauen. Von zehn wahlberechtigten Grünen stimmten neun für Nehrenberg bei einer Enthaltung. Bei der SPD war die Situation eine andere, weil als zweiter Bewerber auch Parteimitglied Stephan Henkel zur Debatte stand, der sich in der SPD-Versammlung ebenfalls vorstellen konnte. Dort stimmten dann von 27 Wahlberechtigten bei einer ungültigen Stimme 22 für Nehrenberg und vier für Stephan Henkel. Der Unterlegene kündigte an, sich auch ohne Partei-Ünterstützung als unabhängiger Kandidat zu bewerben.

Im 32-köpfigen Wittlicher Stadtrat haben SPD und Grüne derzeit zusammen zwölf Sitze, davon neun die SPD und die Grünen drei. Mit dem nun offiziell gekürten gemeinsamen Kandidaten werde man die Wahl gewinnen, sagte Fraktionsvorsitzender Joachim Gerke. Nachdem die Entscheidung gefallen war, bedankte sich der derzeit als Leiter der Tourismusinformation Traben-Trarbach arbeitende gebürtige Münstermaifelder für das Vertrauen und sagte: "Ich freue mich auf einen interessanten Wahlkampf und bin gespannt auf die nächsten Wochen."

Ab seiner Kandidatenkür habe er, wie Dieter Burgard ausrechnete, noch 87 Tage Zeit, auch um sich bekanntzumachen.

Die SPD-Vorsitzende Erika Werner hatte den 41-Jährigen im Dezember 2008 gefragt, ob er als Kandidat zur Verfügung stehen wolle. Ute Hahn, Grüne, erklärte, er vertrete überzeugend das von den beiden Parteien erwünschte Persönlichkeitsprofil.

Meinung

Ziel ist, Flagge zu zeigen

Und noch ein Kandidat: Von den mittlerweile sechs Bewerbern ist Achim Nehrenberg einer, der wie Joachim Rodenkirch, Parteimitglieder "im Rücken" haben wird. Dabei konnten die CDUler und Wittlicher sich früh ein Bild von ihrem ebenfalls parteilosen Kandidaten machen. Auch unabhängige Bewerber wie Gerhard Nadolny, Stephan Henkel, Michael Geisbüsch haben schon längst Flagge gezeigt, die beiden letzteren auch in vielen Rats- und Ausschusssitzungen persönlich Präsenz gezeigt. Ein weiterer Interessent ist Neuling Thomas Müller, der seinen ersten Auftritt bislang im Internet hat. Achim Nehrenberg ist für viele Wittlicher bislang weder "online" noch leibhaftig in Erscheinung getreten. Jetzt muss er loslegen, sein Profil für die Wähler schärfen. Zumindest wie man das erfolgreich schaffen kann, kann man vom vergangenen Wahlkampf des früheren FDP-Kandidaten Ralf Bußmer lernen. s.suennen@volksfreund.de

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