Nur Vermutungen genügen nicht

Justiz

Zu der Berichtersattung über den Prozess gegen einen ehemaligen Mitarbeiter der VG Bernkastel-Kues schrieb uns dieser Leser:
Der Bürgermeister hat mit der Verdachtskündigung eines langjährigen Mitarbeiters eine Lawine losgetreten, die letzendlich zur Bankrotterklärung seines Kassensystems führte. Die beabsichtigte juristische Zielsetzung hingegen nimmt inzwischen temporäre Dimensionen an, die mit dem Begriff Normalität nicht mehr kompatibel sind. Das Wahrheitsfindungs-Procedere bezüglich der veruntreuten Summe und die Personalie die dahinter steckt, findet kein Ende. Der Prozess wird im wahrsten Sinne des Worts langweilig. So langweilig, dass die Klägerin aktuell nicht mehr körperlich sondern nur noch durch die Verwaltungsakten vertreten ist.
Einziger Grund der Langatmigkeit ist die Kassenführung im allgemeinen und das desaströse Innenverhältnis der Verbandsgemeindeverwaltung Berkastel-Kues im Besonderen. Die Beweisführung könnte dadurch an unüberbrückbare Grenzen stoßen. Hinterfragt wurde nichts. Überprüft wurde nichts. Der Knackpunkt ist, welche Buchung und welche Stornierung einer Person zweifelsfrei zuzuordnen sind. Kein Mensch ist Zeuge des Griffs in die Kasse geworden. Die Wahrheit ruht möglicherweise in den seit Jahren vorgehaltenen Bergen von Gerichtsakten. Deren Inhalt zu analysieren und zu interpretieren, bedarf es aufgrund der ungünstigen Rahmenbedingungen außergewöhnlicher fachlicher Fähigkeiten. Mit der Kündigung hat der Bürgermeister den Angeklagten "waidwund " geschossen.
Sollte ihm der finale Blattschuss nicht gelingen, kommt es zum juristischen Supergau. Nur mit Vermutungen kommt man an den Rechtsanwälten des Angeklagten nicht vorbei.
Peter Molitor, Bernkastel-Kues

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