Öffentlich, klar und eindeutig

Büchenbeuren/Traben-Trarbach · Der evangelische Kirchenkreis Simmern-Trarbach erinnert am Sonntag, 19. Januar, in Büchen beuren an die Verabschiedung des "Hunsrücker Bekenntnisses" von vor 80 Jahren. Es gilt als Geburtsurkunde der Bekennenden Kirche im Hunsrück und an der Mittelmosel.

Büchenbeuren/Traben-Trarbach. Am 19. Januar 1934 trafen sich in Büchenbeuren im Hotel Schüler rund 300 Presbyter und Pfarrer vom Hunsrück und von der Mosel, um gegen die Irrlehren der nationalsozialistischen "Deutschen Christen" ein Zeichen zu setzen.

Während dieser Konferenz verabschiedeten sie ein "Hunsrücker Bekenntnis", in dem sich die Vertreter zahlreicher evangelischer Kirchengemeinden aus den damaligen Kirchenkreisen Trarbach, Simmern und Trier gegen die Herabwürdigung des Alten Testamentes und gegen die Einführung des Führerprinzips in der evangelischen Kirche aussprachen, gleichzeitig aber auch ihre Solidarität mit der entstehenden Bekennenden Kirche ausdrückten. Diese Entschließung vor nunmehr 80 Jahren wird von vielen als die Geburtsurkunde der Bekennenden Kirche auf dem Hunsrück und an der Mosel betrachtet. Am Sonntag, 19. Januar, erinnert der Kirchenkreis Simmern-Trarbach in Büchenbeuren an diese Pfarrer-Presbyter-Konferenz.Eine Welle der Empörung


"Ich habe großen Respekt vor dem Bekennermut von Hunsrücker Presbyterien und Gemeindegliedern", würdigt Superintendent Horst Hörpel das damalige Treffen in Büchenbeuren. Sie hätten sich im Ernstfall des Glaubens gemeinsam mit ihren Pfarrern trotz reichsbischöflichem Maulkorberlasses nicht auseinander dividieren lassen, und dies gegründet im Wort Gottes und den evangelischen Bekenntnissen. "Von wegen obrigkeitshörig. Sie standen zusammen und äußerten sich eindrucksvoll, öffentlich, klar und eindeutig", unterstreicht Hörpel.
Im Hunsrück und an der Mosel hatte sich bereits kurz nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten und den damit verbundenen Versuch der "Deutschen Christen", auch in der evangelischen Kirche die Macht zu übernehmen, die "Hunsrücker Pfarrerbruderschaft" gebildet, der zahlreiche Seelsorger aus den Gemeinden angehörten, darunter auch der Dickenschieder Pfarrer Paul Schneider, der später zum "Prediger von Buchenwald" werden sollte.

Überall in Deutschland entstanden ähnliche Zusammenschlüsse von Pfarrern und Presbytern, ein Pfarrernotbund wurde gegründet, im Januar 1934 verbot Reichsbischof Ludwig Müller, um weitere Angriffe auf die "Deutschen Christen" zu verhindern, alle kirchenpolitischen Äußerungen. Dieser sogenannte "Maulkorberlass" löste eine weitere Welle der Empörung aus, das Treffen in Büchenbeuren dürfte eine Reaktion auf diese Ereignisse gewesen sein.

Das "Hunsrücker Bekenntnis", das immerhin vier Monate vor der bekannten "Barmer Theologischen Erklärung", dem grundlegenden evangelischen Glaubenszeugnis im Kirchenkampf, verabschiedet wurde und viele der in Barmen beschlossenen Thesen bereits aufgriff, sorgte im Februar auch in der regionalen Presse im Hunsrück und an der Mosel für ein großes Echo. dju

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