Öffentlichkeit gehört dazu

Die Befürworter der Abschaffung von Doppelgräbern haben eine Chance vertan. Sie hätten sich viele sachliche und emotionale Argumente anhören und ihre Argumente öffentlich vertreten können, bevor sie am Mittwoch erneut in die Debatte darüber gehen, ob es in Thalfang künftig wieder Gräber geben kann, in denen Ehepartner nebeneinander bestattet werden.

Damit hätten sie den Verdacht entkräftet, dass sie die öffentliche Auseinandersetzung scheuen. Dass es diesen Verdacht überhaupt gibt, ist dem in der VG Thalfang weit verbreiteten Hang zur Nicht-Öffentlichkeit von Sitzungen in vielen auch nur halbwegs kontroversen Themenfeldern zu verdanken. Dass diese Angst der Volksvertreter vor dem Volk unbegründet ist, zeigten der sachliche Gedankenaustausch und die konstruktiven Vorschläge beim TV-Stammtisch, mit denen sich der Streit ohne Gesichtsverlust belegen ließe. Es ist ein Missverständnis, wenn man glaubt, dass die Beschaffung von Mehrheiten, wo und wie auch immer sie zustande kommen, der Kern der Demokratie sei. Mehrheit ist nicht gleich Mehrheit. Es muss auch deutlich werden, warum so und nicht anders entschieden wurde und wer für die Entscheidung steht - gerade, wenn sie unpopulär ist. Daher gehören Überzeugungsarbeit und Öffentlichkeit genauso zur Demokratie wie die Akzeptanz von Mehrheitsentscheidungen, die erst am Ende des Prozesses stehen kann. Der Rückzug bei potenziell schwierigen Themen hinter verschlossene Türen ist dabei nicht nur rechtlich und demokratie-theoretisch fragwürdig, das Beispiel Doppelgräber zeigt auch, dass er selbst im Sinne der Zweckverbandsmehrheit kontraproduktiv ist. Denn Widerstand kommt spätestens bei der Umsetzung. Er wird dann jedoch heftiger als er bei einem offenen Umgang mit dem Thema wäre. l.ross@volksfreund.de

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