Offene Sonntage nur mit Extra-Event

Bernkastel-Wittlich · Die neue Regelung zu Ladensöffnungszeiten sorgt für Unmut und Unverständnis bei den Gewerbevereinen in Morbach und Bernkastel-Kues. In Wittlich und Traben-Trarbach hingegen sieht man dies gelassen.

Bernkastel-Wittlich Alle Jahre wieder veröffentlichen die Gewerbevereine und Tourist-Informatione ihre Veranstaltungsprogramme. Darin gibt es immer unterschiedliche Veranstaltungen, aber manche sind auch schon Tradition. So zum Beispiel die vier verkaufsoffenen Sonntage. Vier? Nicht überall. Während in Wittlich alles beim Alten bleibt, gibt es im Hunsrück und an der Mosel Probleme mit der neuen Regelung, die im ganzen Land gilt.
Im Dezember 2016 hat die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier (ADD) an die Stadt- und Kommunalverwaltungen im Land ein Schreiben des Arbeitsministeriums geschickt, das das Ladenöffnungsgesetz des Landes aus dem Jahr 2006 erläutert und in der Konsequenz auch enger fasst. Demnach muss es eine sogenannte "Anlassveranstaltung" für einen einkaufsoffenen Sonntag geben. Das können zum Beispiel Sportwettkämpfe, Gemeindejubiläen oder örtliche Handelstage sein.
Zudem muss eine Prognose über den Besucherstrom gemacht werden, den diese sogenannte Anlassveranstaltung auslöst. Die Zahl dieser Besucher müsse die Zahl der Besucher übersteigen, die alleine wegen der Öffnung der Verkaufsstellen kommen.
Demnach müssen die Ordnungsämter, die den Einkaufssonntag genehmigen, das "erforderliche Gemeinwohlbedürfnis ausführlich und anhand der konkreten Gegebenheiten des Einzelfalls begründen".

Frank Hoffmann vom Werbekreis in Bernkastel-Kues sagt: "Im Prinzip sind wir wieder da, wo wir früher standen. Da war es auch so, dass es Anlässe für einen verkaufsoffenen Sonntag geben musste. Das wurde dann wieder gelockert und jetzt auf Druck der Gewerkschaften und Kirchen wieder zurückgenommen. Das ist jetzt ein Kompromiss."
Hinzu komme, dass es auch noch unterschiedlich von Bundesland zu Bundesland geregelt werde. "Die Geschäfte sollen verkaufen, wenn die Menschen in der Stadt sind. Es nützt nichts, wenn am Montag die Geschäfte offen haben und keiner kommt, aber am Sonntag die Stadt voll mit Leuten ist. In solchen kleinen Städten müssten die Händler komplett selbst über ihre Öffnungszeiten entscheiden können," sagt Hoffmann.
In Bernkastel-Kues verfolge man mit den verkaufsoffenen Sonntagen zwei Strategien: "Wir wollen einerseits Touristen nach Bernkastel-Kues locken. Dazu dienen die Sonntage am 1. Oktober und am 5. November. Für die Einheimischen haben wir den 5. April und 7. Mai geöffnet."
Dazu werde man auch die entsprechenden Anlässe schaffen, zum Beispiel einen französischen Gourmet-Markt. Kurios findet Hoffmann die Regelung, dass die Zahl der Besucher des "Ereignisses" die der Besucher der Geschäfte überwiegen müsse: "Das kann man vorher gar nicht berechnen. Wir können das nur schätzen."

Andreas Metz vom Gewerbeverein in Traben-Trarbach geht davon aus, dass es bei den ursprünglich geplanten vier verkaufsoffenen Sonntagen bleibt: "Wir haben jeweils besondere Veranstaltungen mit den verkaufsoffenen Sonntagen verbunden, zum Beispiel das Motorbootrennen, einen Weinmarkt oder eine Autoausstellung. Das bekommen wir auch in diesem Jahr hin."

Für Jürgen Fetzer vom Morbacher Gewerbe- und Verkehrsverein, der die üblicherweise vier einkaufsoffenen Sonntage im Jahr veranstaltet, war das Papier der ADD, das Ende 2016 an die Verwaltungen ging, keine gute Nachricht. "Ich war geschockt, als ich das gelesen habe", sagt Fetzer. Die neue Ordnung habe zwei Kernaussagen. Zum einen sei das reine Versorgungsinteresse der Verbraucher für Einkaufssonntage irellevant, zum anderen müsse für die Genehmigung ein Anlass, etwa eine Kirmes oder ein Weinfest nötig sein.
Die Konsequenz: Dieses Jahr gibt es noch drei einkaufsoffene Sonntage, nächstes Jahr nur noch zwei. "Der Morbacher Frühling wird dann entfallen, weil wir ihn nicht mehr ausreichend begründen können." Der letzte einkaufsoffene Sonntag Ende November wird schon in diesem Jahr gestrichen.
"Das ist ein gravierender Einschnitt in unseren Gestaltungsspielraum", sagt Fetzer. Er schätzt, dass sich die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage bundesweit um die Hälfte reduzieren wird. Davon seien besonders die Outlet-Center betroffen, da diese keine "besonderen Anlässe" wie eine Kirmes bieten. Aus Verwaltungskreisen heißt es, dass es auch wesentlich aufwändiger sei, die jeweiligen Genehmigungen zu beantragen.

Karsten Mathar vom Stadtmarketing Wittlich hat das Schreiben zur Kenntniss genommen. In Wittlich gebe es keine Probleme, sagt er. "Wir hatten bei unseren verkaufsoffenen Sonntagen immer eine Extra-Veranstaltung dabei, zum Beispiel den Frühlingsmarkt oder den französischen Markt. Von daher haben wir keine Probleme damit. Man muss schon etwas fantasievoll sein."VERKAUFSOFFENE SONNTAGE 2017 IM LANDKREIS

Extra

Wittlich: 5. März (Frühlingsmarkt), 6. August (Französischer Markt), 17. September (Autoschau), 5. November (Biathlon-Event) Morbach: 9. April (Morbacher Frühling), 2. Juli (Morbacher Sommer), 24. September (Morbacher Herbst) Bernkastel-Kues: 5. April, 7. Mai, 1. Oktober, 5. November Traben-Trarbach: 19. März (Autoschau), 30. April (Mai-Markt), 10. September (Fröhlicher Weinmarkt), 1. Oktober (Erntedankfest)

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