Offenes Dorf ohne Cliquen

BISCHOFSDHRON. Bischofsdhron ist Morbach auffallend nahe gekommen. Dennoch hat sich das Dorf einen eigenen Charakter - und seine Attraktivität für Bauwillige - bewahrt.

Simone und Frank Leis fühlen sich mit den Zwillingen Katja und Michelle in Bischofsdhron sehr wohl. Was sie dort schätzen, sind die Freunde und "die örtlichen Gegebenheiten". Dazu zählt für den im Ort geborenen Familienvater auch die Geselligkeit - wie in einem Lokal, "in dem man gemütlich sitzen kann, immer mal was Neues erfährt und wo Jung und Alt sich treffen". Zwar liegt dieser Treffpunkt etwas außerhalb, dafür aber im Grünen. Daneben hat der Ort eine kleine Kneipe "für Insider", die selbst erbaute Grillhütte sowie im Zentrum ein Restaurant und das meist ausgebuchte Gemeindehaus. Irgendwas ist in der ehemaligen Schule immer los. Regelmäßig aktiv sind dort der Musikverein, der auch Jugendliche ausbildet, der Sportverein mit seinen Abteilungen Tischtennis und Gymnastik und die Krabbelgruppe. Doch auch draußen stehen bewegungsfreudigen Bischofsdhronern viele Möglichkeiten offen. Sei es bei den Wanderfreunden oder an der Sportanlage am Wald, bei Fußball, Beach-Volleyball oder Boule. Nicht zu vergessen das "Bosseln", nach Auskunft von Leis ein importierter ostfriesischer Sport, der mit einer Holzkugel vor allem an Kirmesmontag gespielt wird. Wen dies alles nicht reizt, der kann zu den Landfrauen gehen oder dem Feuerwehrförderverein, der auch die Kappensitzung ausrichtet. Unabhängig davon schätzt Familie Leis an Bischofsdhron die Aussicht von ihrem Haus aus. Sie haben im Blick die Ruine Baldenau und das Kapellchen am Wenigerather Berg. Für Frank "eine Sehenswürdigkeit", da sie ein im Rollstuhl sitzender Mann eigenständig aufbaute. Zum Spaziergang mit Kindern bieten sich Routen entlang von Tiergehegen mit Rehen, Steinböcken und Hühnern an. Zum Toben gibt es einen Bolzplatz, zwei Spielplätze sowie einen dritten am Integrativen Drei-Gruppen-Kindergarten. Allein in der Nähe von Familie Leis wohnen in zwölf Häusern 20 Kinder zwischen drei und 15 Jahren. Die Älteren gehen in den Jugendraum. Unabhängig davon wünscht sich Simone eine Jugendgruppe. Ähnlich der, die sie in Gutenthal eine Zeit lang leitete. "Ich fand das sehr schön, wenn man sich einmal die Woche trifft und Aktionen zusammen macht." Ebenso würden die Eltern ein Erlebnisbad in Wohnortnähe begrüßen. "Die Region könnte das gut vertragen." Ein Wunsch, dessen Erfüllung zwar nicht in Aussicht, bei entsprechend positivem Einwohnerzahlen-Trend aber vielleicht doch einmal zur Debatte stehen könnte. Zumindest geht Bischofsdhron mit gutem Beispiel voran. Vor zehn Jahren zählte der Ort statt 830 nur 700 Bürger, erinnert sich Ortsvorsteher Franz Hemm. Ein rasantes Wachstum, das er auf die Nähe zu Morbach und den günstigeren Baulandpreisen zurückführt. Neun Flächen sind noch zu haben, 60 bis 70 weitere in Planung. Hinzu kommt, dass im Ort diverse Betriebe wie Zimmerei, Bodenentsorger, Bauunternehmen, Holzlager, Maler und Fliesenleger ansässig sind, die mit Getränkehandel und Steuerberater 40 Arbeitsplätze bieten. Außerdem sorgt das Kreisjugendzentrum für Leben. Nur Geschäfte sind bis auf einen Getränkeverkauf nicht mehr präsent, was jedoch laut Hemm durch Fahrende aufgefangen wird.

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