Oh Mosella, warum schwimmt niemand in dir?

Bernkastel-Kues · Baden ist in der Mosel längst nicht so gefährlich wie im Rhein. Ungefährlich ist es allerdings nicht: Problematisch sind die Sogwirkung vorbeifahrender Schiffe und die Keimbelastung, die durch Abwasser der Kläranlagen ausgeht.

 Schwimmen ist in der Mosel erlaubt. Tauchen und dabei Wasser schlucken ist nicht so empfehlenswert. TV-Foto/Archiv: Cordula Fischer

Schwimmen ist in der Mosel erlaubt. Tauchen und dabei Wasser schlucken ist nicht so empfehlenswert. TV-Foto/Archiv: Cordula Fischer

Foto: Cordula Fischer (cofi) ("TV-Upload Fischer"

Bernkastel-Kues. Ein sonniger Badetag hat vor wenigen Tagen an einem Campingplatz in Südhessen ein tragisches Ende gefunden. Die Strömung des Rheins hat einen zwölfjährigen Jungen mitgerissen, sein Vater sprang zur Rettung ebenfalls in den Fluss. Beide gingen in den Fluten unter. Ist ein solches Szenario auch an der Mosel denkbar? Gerd Michler, Leiter der Wasserschutzpolizei Bernkastel-Kues sagt: "Möglich ist es!"
Das Schwimmen in Flüssen sei in Deutschland zwar nicht generell verboten, aber keineswegs ungefährlich. Die Hauptgefahrenquelle auf der Mosel geht für Michler vom Schiffsverkehr aus. "Besonders der Sog, der durch vorbeifahrende Schiffe erzeugt wird, ist nicht zu unterschätzen", sagt er. Vor allem Kinder unterschätzen die Gefahr. "Die haben vor allem nicht den Körper, um sich dem Sog entgegenstellen zu können." Das Baden ist 15 Meter neben und 200 Meter vor einem Schiff ohnehin verboten.
Sicherheitsabstand gefordert


Besonders vor einem Wasserfahrzeug rät Michler aber zu einem größeren Sicherheitsabstand. In voller Fahrt komme es schließlich nicht so schnell zum Stehen, weil es keine Bremsen hat. "Bis die Schiffsschraube gestoppt ist und in die andere Richtung drehen kann, vergeht je nach Modell schon etwas Zeit." Geschieht das aus einer Gefahrensituation ruckartig, kann das auch Folgen haben: "So etwas kann das komplette Getriebe zerstören", warnt Michler. Ansonsten sei die Strömung der Mosel aber nicht mit der am Rhein zu vergleichen. Die Mosel wird auf ihrer gesamten Länge von 394 Kilometern von 28 Staustufen unterbrochen. Das sorge nur für geringe Strömungen, im Gegensatz zum nahezu staustufenlosen Rhein.
Zum Vergleich: Die Fließgeschwindigkeit der Mosel beträgt bei normalem Sommerwasserstand zwischen drei und fünf Kilometern pro Stunde, am Rhein sind es hingegen zwischen fünf und zwölf Kilometer pro Stunde.
Einen Badeunfall habe es in den vergangenen Jahren im Bereich der Wasserschutzpolizei Bernkastel-Kues nicht gegeben. "Toi, toi, toi", sagt Michler. Da müsse man auch dreimal auf Holz klopfen. Einen Grund dafür, dass es keine Unfälle in der Mosel gibt, ist vermutlich auch die Tatsache, dass kaum einer den Fluss zur Abkühlung nutzt. Knapp 60 Kilometer führt der Weg von Wittlich nach Trier an der Mosel entlang. Nicht ein Mensch plantschte bei einer Testfahrt an den fast tropischen Tagen der Vorwoche in den Fluten, zumindest war an exponierten Stellen niemand zu sehen.
Doch wie ist es um die Wasserqualität bestellt? Peter Loch, zuständig für den Gewässerschutz beim Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz sagt: "Man kann von keinem Fließgewässer ausgehen, dass es Bade- oder gar Trinkwasserqualität hat." Grund sei, dass in die Flüsse, die zum Baden in Betracht kämen, eben auch kontinuierlich Abwässer von Kläranlagen eingeleitet würden. Zwar eliminieren die Anlagen viele gesundheitsschädliche Verbindungen, Mikroorganismen können dennoch ins Wasser gelangen.
"Daher sollten sich insbesondere Menschen mit empfindlicher Haut das Baden im Fluss zweimal überlegen", sagt Loch. Außerdem könnte dem Badegast das Schlucken des Flusswassers ein unangenehmes Nachspiel bescheren. "Dann sind Magen-Darm-Probleme nicht auszuschließen." Es gibt aber schon Leute, die in der Mosel schwimmen. Ein Winzer aus Wehlen zum Beispiel: "Die Mosel ist sauber, und es ist erfrischend, bei 35 Grad Außentemperatur in den 20 Grad warmen Fluss zu gehen", sagt er. Der Mann glaubt, dass zum Beispiel chloriertes Schwimmbadwasser für den Menschen schädlicher ist.Extra

Das Schwimmen in der Mosel ist zwar erlaubt, an manchen Stellen aber doch verboten. So müssen Schwimmer einen Abstand von 100 Metern oberhalb und 50 Metern unterhalb von Häfen, Schiffanlegestellen, Werften und Fähren einhalten. Bei Schleusen gilt sogar eine Verbotszone von 300 Metern. Schiffe erfordern einen Mindestabstand von 200 Metern vor und 15 Metern daneben. sek

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