Ohne Burg in eine sichere Zukunft

Speicher/Manderscheid · Was nicht geht, geht nicht: Auch der Eifelverein muss sich dieser Realität stellen. Rückläufige Mitgliederzahlen, demografischer Wandel und der allgemeine Zug der Zeit zwingen zu schmerzhaften Einschnitten. Mit weniger Balast hofft man, die Zukunft aktiv gestalten zu können.

Ohne Burg in eine sichere Zukunft
Foto: (m_kreis )

Speicher/Manderscheid. "Weniger ist manchmal mehr" - schon in seinem Grußwort gab Joachim Streit, Landrat und Eifelvereins-Bezirksvorstand Bitburg-Prüm, die Richtung vor - und nahm damit gleich von vornherein etwaigen Kritikern den Wind aus den Segeln. Sinkende Mitgliederzahlen

Dabei hatte es die Tagesordnung der Frühjahrstagung des Eifelvereins am Wochenende in Speicher durchaus in sich: Abgabe der seit 1899 in Vereinsbesitz befindlichen Niederburg in Manderscheid, Ausdünnung des Hauptwanderwegenetzes um fast 25 Prozent - um es vorweg zu nehmen: Beide Beschlussanträge des Vorstands wurden von der Delegiertenversammlung ohne große Diskussion und nahezu einstimmig angenommen. Vor allem die geplante Abgabe der Niederburg in Manderscheid (der TV berichtete) trieb die Vereinsverantwortlichen sichtlich um. Vor allem Burgbeauftragter Walter Densborn, lange Jahre auch Bürgermeister in Manderscheid, warb mit einem flammenden Plädoyer für die Zustimmung. "So richtig es 1899 war, als der Eifelverein die in Trümmern liegende Niederburg übernahm, um sie vor dem endgültigen Zerfall zu bewahren, so richtig ist es heute, sie in einem hervorragenden Zustand an die Stadt Manderscheid abzugeben und in eine gesicherte Zukunft überzuführen. Die Burg ist ja künftig nicht weg." Gesicherte Zukunft - das war auch der Leitsatz der Eifelvereins-Vorsitzenden Mathilde Weinandy. Und zwar nicht nur beim Thema Niederburg, sondern in Bezug auf den gesamten Eifelverein, der zurzeit etwa 28 000 Mitglieder hat. Dabei machte sie mehrfach deutlich, dass es keinesfalls Geldnöte seien, die den Vereinsvorstand zum Handeln zwingen. "Finanziell stehen wir sehr ordentlich da. Aber die sinkenden Mitgliederzahlen, das zunehmende Alter unserer Aktiven und der allgemeine Zug der Zeit, sich nicht mehr in einem Verein engagieren zu wollen, müssen wir ernst nehmen." Noch, so Weinandy, bleibe Zeit, die Entscheidungen selbst zu treffen und das Beste aus der Situation zu machen. "In zehn Jahren können wir nicht mehr selbst handeln, sondern werden behandelt." Dasselbe gilt auch für die Unterhaltung der (noch) insgesamt rund 2800 Kilometer Hauptwanderwege, die von den Ehrenamtlichen des Eifelvereins betreut und regelmäßig gewartet werden. Eine Aufgabe, die mangels Mithelfer kaum noch zu stemmen ist. Nach Rücksprache mit den Orts- und Bezirksgruppen soll dieses Wegenetz nun um rund ein Viertel auf 2100 Kilometer ausgedünnt werden.Wanderkarten im Internet

Ob den passionierten Wanderfreunden in der Region und aus halb Europa dieser Schritt überhaupt auffällt, darf bezweifelt werden: Immerhin sind in den vergangenen Jahren rund 2500 Kilometer so genannte "Qualitätswanderwege" (Eifelsteig, Moselsteig, Traumpfade etc.) hinzugekommen - nach internationalem Standard zertifiziert und allerbestens geeignet, das Wanderland Eifel kennenzulernen. Dass der Eifelverein vor der Zukunft keine Bange hat, sondern vielmehr auch deren Chancen intensiv nutzen will, machte Verbandsgeschäftsführer Manfred Rippinger deutlich: So sollen Zug um Zug alle Wanderkarten des Verbands zur interaktiven Nutzung ins Internet gestellt werden. "Das steigert die Attraktivität unserer Angebote gerade auf überregionaler Ebene enorm." Schade nur, dass, wer in der Eifel wandern will, nicht vorher Mitglied im Eifelverein werden muss.Meinung

Mut, Ideen und viel EngagementDieser Weg wird kein leichter sein. Das behauptete nicht nur der Sänger Xavier Naidoo in seinem gleichnamigen Lied. Das wissen auch die Verantwortlichen aus Manderscheid, wenn die Niederburg 2018 in den Besitz der Stadt übergeht. Und doch ist es wichtig, dass die Manderscheider ihr Wahrzeichen vor dem Verfall und dem Fall in die Bedeutungslosigkeit retten wollen. Denn es ist nicht unmöglich, die Niederburg am Leben zu halten. Man braucht nur Mut, Ideen und viel Engagement. Und all das haben sie. Es wird kein leichter Weg sein. Aber es wird der richtige sein. p.willems@volksfreund.deExtra

300 000 Euro allgemeine Rücklagen, rund 32 000 Euro positives Jahresergebnis in 2015 - zumindest was diese finanzielle Momentaufnahme betrifft, steht der Eifelverein derzeit sehr gut da. Vereinsvorsitzende Mathilde Weinandy wehrte auf der Frühjahrstagung jedoch alle Versuche ab, dieses Polster zu nutzen, um zumindest für ein paar Jahre die Mitgliedsbeiträge zu senken. "Lassen sie uns das Geld lieber dazu verwenden, um künftig gezielt besonders engagierte Ortsgruppen zu unterstützen, die in ihrer Arbeit vor Ort Vorbildhaftes leisten." Schließlich sei es ja durchaus nicht so, dass überall die Mitgliederzahlen sinken. Weinandy: "Dort, wo vor Ort aktive Leute sind, da flutscht auch die Vereinsarbeit." hag

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