"Ohne Teamgeist geht gar nichts"

Im November 1960 gab es den ersten Martinszug in Traben-Trarbach. "Das war die größte Kinderveranstaltung in der Stadt", erinnert sich Wolfgang Sarnes, der damals Chef des Fürsorgeamtes war und bei der Stadt das Geld für die Martinsbrezeln "locker machte". Auch nach 50 Jahren hat der Umzug, an dem zeitweilig weit über 1000 Kinder teilnahmen, nichts von seiner Beliebtheit eingebüßt.

 Seit fünf Jahrzehnten unterstützen Kurt Loosen, Rolf Zang und Wolfgang Sarnes (von links) mit Rat und Tat den Martinszug in Traben-Trarbach. Hier bewundern sie die in der Kindertagesstätte „Rappelkiste“ gebastelten Martinslaternen. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Seit fünf Jahrzehnten unterstützen Kurt Loosen, Rolf Zang und Wolfgang Sarnes (von links) mit Rat und Tat den Martinszug in Traben-Trarbach. Hier bewundern sie die in der Kindertagesstätte „Rappelkiste“ gebastelten Martinslaternen. TV-Foto: Gerda Knorrn-Belitz

Traben-Trarbach. Schon viele Jahrzehnte zuvor waren die Kinder in kleinen Gruppen am Martinstag unterwegs. "Wir gingen von Haus zu Haus und bekamen Süßigkeiten oder etwas Geld", erinnert sich die 93-jährige Hanne Reutter an ihre Kindheit. Auch Rolf Zang, der mit Wolfgang Sarnes und Kurt Loosen die Organisation des Zuges bis heute tatkräftig unterstützt, weiß noch, wie Anfang der 50er Jahre viele Gruppen singend in der Stadt unterwegs waren. "Besonders gerne gingen wir zum Metzger, wo es ein Stück Wurst gab", erzählt er. Irgendwann hätten die Geschäftsleute auf die vielen Kinder aber knurrig reagiert, und so sei die Überlegung entstanden, für alle Kinder einen Zug zu machen.

Die Organisation lag in den Händen der Schulen, die Schirmherrschaft hatten die evangelische und die katholische Kirchengemeinde. Wechselweise startete der Zug mal in Traben, mal in Trarbach. Der Tierarzt Peter Fritzen aus der Grabenstraße besorgte das Pferd. "15 Jahre lang war ich St. Martin", erzählt Kurt Loosen, der den Martinszug ein Jahr später auch in seinem Heimatort Enkirch einführte. Die Rolle des Bettlers übernahm damals Matthias Follmann aus Traben-Trarbach.

Seit rund 30 Jahren "bettelt" Erwin Treitz, "und lässt sich dafür extra einen Bart wachsen", sagt Rolf Zang und ergänzt lachend, wie Treitz einst in seiner Bettler-Montur ein hiesiges Lokal aufsuchte und prompt rausflog.

Heute trabt "Die gute Sitte", das Pferd von Ulrike Zang, durchs Städtchen. Dessen Vorbesitzer Wolfgang Jäger wohnt inzwischen in Baden-Württemberg, und er lässt es sich nicht nehmen, weiterhin den St. Martin zu mimen. Dafür kommt er stets an die Mosel.

Inzwischen liegt die Organisation in den Händen von Gertrud Adler, Leiterin des Ordnungsamtes, und ihrer Mitarbeiterin Katja Lebenstedt, die sich ehrenamtlich und außerhalb ihrer Dienstzeiten um den Martinszug kümmern. "Ich wüsste nicht, wie das alles gemacht werden sollte, wenn nicht Rolf Zang, Wolfgang Sarnes und Kurt Loosen dabei wären", sagt Gertrud Adler, die das "unwahrscheinliche En gagement" der drei Herren lobt.

"Ohne Teamgeist geht gar nichts", sagt Sarnes, der sich auch nach 50 Jahren noch an der schönen Tradition erfreuen kann. Er hat die Rolle des "Montags-Martins" übernommen, der am Tag nach dem Zug die Kindergärten aufsucht. Auch im Altenzentrum Ida-Becker-Haus freut man sich jedes Jahr auf seinen Besuch. Extra Helfer und Sponsoren: "Der Stadt entstehen keine Kosten durch den Martinszug", erläutert Gertrud Adler. "Es gibt viele Sponsoren für den Losverkauf", freut sie sich, und damit können die Kosten abgedeckt werden. Früher gab es sogar lebende Gänse als Gewinn, "die brachten die Leute anschließend alle zum Schlachten zu mir", erzählt Metzgermeister Kurt Loosen. Einzig die Gans, die Otto Mitscher einst gewann, hatte ein glückliches Leben als "Wachhund" am Klärwerk, wo ihr "Herrchen" arbeitete und auch wohnte. Viele Helfer und Gruppen, die alle ihre festen Aufgaben haben, sind beim Martinszug jedes Jahr im Einsatz: Musikverein und Posaunenchor, Deutsches Rotes Kreuz, die freiwilligen Feuerwehren der Stadt, Grundschule und Kindergärten, Bauhof und Karnevalsverein. (GKB)Extra Der diesjährige Martinszug ist am Sonntag, 14. November. Alle kleinen und großen Kinder treffen sich mit ihren Laternen um 17.40 Uhr am Edeka-Parkplatz in Traben. Die Teilnehmer werden dringend gebeten, keine Fackeln mitzuführen. Um 18 Uhr setzt sich der Zug in Bewegung. Über den Wirtschaftsweg am Ida-Becker-Haus geht es zur Straße An der Mosel und weiter durch die Dr.-Ernst-Spies-Allee zum Festplatz, dem Sportplatz in Rißbach. Wenn die Kinder dort eingetroffen sind, wird St. Martin um das Feuer reiten, und gemeinsam stimmen alle das Martinslied an. Während die Grundschüler ein Gedicht verlesen, wird die Szene der traditionellen Mantelteilung dargestellt. Nach Bekanntgabe der Gewinner der Martinsverlosung erhält dann jedes Kind seine Brezel. (GKB)

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