Orgelbauer aus Bernkastel-Kues wäre 300 Jahre alt geworden

Brauneberg/Loxstedt · Der Orgelbauer Matthias Schreiber, Erbauer der Loxstedter Kirchenorgel in Niedersachsen, wurde vor 300 Jahren in Dusemund, dem heutigen Brauneberg, geboren und getauft. Trotz der angesehenen Orgelbaukunst, die er beherrschte, bekam er ein Begräbnis der kleinen Leute.

Brauneberg/Loxstedt. Eigentlich ist der besondere Tag schon vorbei - jedenfalls wenn man dem Sterbeeintrag im Loxstedter (Niedersachsen) Kirchenbuch von 1771 Glauben schenkt. Dem Eintrag zufolge ist der im heutigen Brauneberg geborene Orgelbauer Matthias Schreiber schon 1709 geboren. Doch als er während eines Orgelneubaus starb, kannten seine Gehilfen das nicht und gaben ein falsches Alter an. Tatsächlich wurde Schreiber aber am 17. Mai 1716 in Dusemund kurz nach seiner Geburt getauft. 1925 wurde der Ort in Brauneberg umbenannt. Das hat der Heimatforscher Ulrich Euent in Loxstedt in Archiven herausgefunden.
Instrument für ungebaute Kirche


Schreiber wuchs als das neunte von zehn Kindern mit dem Weinhandel und dem Tischlerhandwerk auf, dem seine Familie nachging. Noch heute gibt es in Brauneberg Haustüren, die seine Familie hergestellt hat. Über die Tischlerei dürfte Schreiber zum Orgelbau gekommen sein.
Er begann als Lehrling in Stade und später als Geselle in Lamstedt. Sein Meister hatte den Auftrag angenommen, eine Schnitger-Orgel von der Nordseite auf die Westempore umzusetzen und ein Pedalwerk hinzuzufügen. Doch er übernahm sich finanziell und konnte den Umbau nicht ausführen. Diese Chance nutzte der Geselle Schreiber, der in den Vertrag einstieg und sich in Glückstadt als selbstständiger Orgelbauer niederließ. 1750 zog er nach Glückstadt und heiratete dort. Doch schon zwei Monate später starb seine Frau. Im Sommer 1753 konnte Schreiber seinen ersten eigenen Auftrag in Mittelnkirchen vollenden. Die Gemeinde war so erfreut über das Ergebnis, dass sie ihm zusätzliche 300 Mark zahlte. Schreiber hat sein ganzes Können in dieses Werk gelegt, um sich bekannt zu machen. Nebenher vertrieb er Moselwein. 1753 heiratete er ein zweites Mal. Rebecka Sophia Daß bekam von ihm in rascher Folge mindestens neun Kinder, von denen nur drei überlebten.
Neffen bauen Wittlicher Orgel


1755 sollte er für eine noch zu bauende Kirche am Hamburger Stadtrand eine Orgel entwerfen. Architekt Cay Dose schuf einen Bau mit Kuppel, nach dem Idealbild des protestantischen Kirchenbaues. Da die Kirche noch nicht fertiggestellt war, musste Schreiber planen, ohne ihre Akustik zu kennen. Sein letztes Werk, das er 1769 begonnen hat, steht in der St.- Marien-Kirche zu Loxstedt. Die Orgel war ursprünglich größer geplant. Doch Schreiber starb während des Neubaus in Loxstedt und wurde dort am 12. Mai 1771 begraben. Er bekam ein Begräbnis bei den kleinen Leuten, die auf der Nordseite der Kirche bestattet wurden. Doch öffnen sich die Kirchentüren, so ist der Klang seiner Orgel zu hören. Seine beiden Neffen aus Brauneberg, Nikel und Peter Schreiber, die er ausgebildet hat, haben in Wittlich die Orgel in der St.-Markus-Kirche gebaut, die typische Züge des Norddeutschen Orgelbarocks trägt. red

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