Orgelbauer rettet seltenes Instrument der Kammermusikvereinigung

Bernkastel-Kues/Rachtig · Was länge währt, wird endlich gut: Mehr als zwölf Jahre musste die Bernkasteler Kammermu sikvereinigung auf die Fertig stellung einer Truhenorgel warten. Orgelbauer Paul Kön aus Rachtig ist der Retter und sorgt dafür, dass sie bald erklingen kann.

 Unter den versierten Händen des pensionierten Orgelbauers Paul Kön nimmt die Truhenorgel langsam Gestalt an. TV-Foto: Marita Blahak

Unter den versierten Händen des pensionierten Orgelbauers Paul Kön nimmt die Truhenorgel langsam Gestalt an. TV-Foto: Marita Blahak

Bernkastel-Kues/Rachtig. Es war einmal eine kleine Orgel, die Ägidius Querbach, früherer Organist der Kueser Pfarrkirche St. Briktius, einst beim Bau der Marienkirchenorgel als "Zugabe" aushandelte. Diese Orgel stand zunächst in der Kueser Pfarrkirche, später im Musiksaal des Nikolaus-von-Kues-Gymnasiums", berichtet Wolfgang Lichter, ehemaliger Gründer der Kammermusikvereinigung. Sie kam bei Orchestermessen und auch weltlichen Konzerten zum Einsatz. Doch die Orgel war sehr unhandlich und schwer zu transportieren. Da erklärte sich ein Orgelbauer bereit, aus ihr eine leicht transportable Truhenorgel (kompakte Bauweise in Gestalt einer Truhe) zu bauen.
Dieses Angebot nahm die Bernkasteler Kammermusikvereinigung als Eigentümerin der Orgel mit Freuden an. Doch der Erfolg der Arbeit blieb aus, viele Teile wurden als angeblich "unbrauchbar" entsorgt, die Orgel war nicht mehr spielbar, und die Freude der Musiker dahin. Doch zum Glück war da Paul Kön, passionierter Orgelbauer aus Rachtig, der sich der Sanierung und Fertigstellung der "Unvollendeten" annahm. Praktisch waren nur noch die Pfeifen erhalten. Der 73-Jährige machte sich vor einigen Monaten in seiner Werkstatt an die Arbeit. Orgelbau und -restaurierung ist seine Passion. Nicht ohne Stolz blickt er auf die neue Truhenorgel, die unter seinen geschickten Händen entsteht. Noch etliche Stunden Arbeit liegen vor ihm. Unter Verwendung noch vorhandener und der Fertigung fehlender Teile erweckt Kön die Orgel zu neuem Leben. Er arbeitet unentgeltlich. Aus heimischen Hölzern wie Eiche, Ahorn oder Fichte entstehen neue Holzpfeifen, die Windlade und das Orgelgehäuse. Die Truhenorgel hat eine mittlere Größe mit 164 Pfeifen und einer Klaviatur (Gesamtheit der Tasten) mit 54 Tasten. "Hier steckt enorm viel handwerkliche Kleinarbeit drin, aber die Arbeit macht mir sehr viel Freude", sagt der pensionierte und passionierte Orgelbauer. Er stammt aus einer Schreinerfamilie und interessierte sich schon früh für die Königin der Instrumente und ihren Aufbau. "Ich fand es spannend, wie die alten Meister gearbeitet haben, denn in einer Orgel steckt sehr viel handwerkliche Kunst."
Kön lernte und arbeitete in der berühmten Orgelbaufirma Klais in Bonn, die Orgeln für die größten Kirchen und Konzertsäle der Welt baut. 33 Jahre lang war er dann in der Firma Mayer im Saarland tätig, bevor er vor acht Jahren in den Ruhestand ging. Die Arbeit an Orgeln aber lässt er nicht ruhen. Bis spätestens Ende des Jahres soll die Truhenorgel fertig sein und kann bei Konzerten der Kammermusikvereinigung wie auch anderer Veranstalter rund um Bernkastel-Kues eingesetzt werden. Dass Paul Kön diesem Instrument nun eine neue Gestalt gibt und es nach seiner langen Odyssee endlich wieder spielbar ist, darüber ist die Freude bei der Kammermusikvereinigung groß, betont deren zweiter Vorsitzender Eckhard Müller. mbl

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