Orte kämpfen fürs schnelle Internet

Wittlich-Land · Bruch, Esch, Hupperath, Plein und Teile von Minderlittgen sind noch immer vom schnellen Internet abgekoppelt. Vor allem dort, wo wenige Telefonkabel verlegt wurden und wo Gemeinden topografisch eingekesselt sind, gibt es derzeit wenig Grund zur Hoffnung.

Wittlich-Land. Sie kämpfen und kämpfen, treten aber auf der Stelle. Einige Gemeinden in der VG Wittlich-Land klagen weiter über die schlechte Internetversorgung. Im Gegensatz zum Telefon ist die Internetverbindung keine Pflichtleistung. Die Kommunen müssen also selbst in die Tasche greifen, wenn sie eine bessere Verbindung wollen.
"Die Unternehmen versorgen die Orte in der Regel nicht zum Nulltarif", sagt Astrid Mehrfeld von der VG-Verwaltung. Es gibt allerdings Fördergeld von Land, Bund und EU.
Bereits bei einem Übertragungstempo von einem Megabit pro Sekunde (siehe Extra) gilt eine Gemeinde als versorgt. Die Folge: Die Anbieter weiten stattdessen ihr Angebot primär in den Ballungsräumen aus, wo sie mehr Kunden gewinnen können.

Der Status quo: Mit Glasfaserkabeln und daher sehr gut versorgt sind nach Informationen der VG-Verwaltung Landscheid, Altrich, Binsfeld, Hetzerath, Osann-Monzel und Salmtal. Auch einige Straßen von Bergweiler zählen dazu, wo Kabel Deutschland Verbindungen gelegt hat.
Mit zwei bis 16 Mbit und daher mittelmäßig gut versorgt sind nach Angaben der Anbieter Gladbach, Niersbach, Klausen, Klausen-Krames und Platten. Doch auch aus diesen Orten gibt es Klagen, berichtet Mehrfeld. Denn sie beziehen das Signal zum Teil über Richtfunk. Seien viele Menschen online, sei das Netz überlastet. In Arenrath, Dreis und Sehlem beispielsweise werde das Signal per Kupferkabel übertragen, was auch "recht gut funktioniere".
In Bruch, Esch, Hupperath, Plein und Teilen von Minderlittgen - dort, wo Kabel Deutschland nicht aktiv ist - gehe dagegen so gut wie gar nichts. Das kann Ortsbürgermeister Fritz Kohl bestätigen: Seit zehn Jahren würden der Gemeinde Versprechungen gemacht und nicht gehalten. Deshalb hat sie nun beschlossen, sich an einem Ausschreibungsverfahren zu beteiligen und hat 180 000 Euro für das schnelle Internet in den Haushalt eingestellt. "Sonst sind wir komplett abgekoppelt."

Zwei Techniken sind beim Ausbau maßgebend:
Glasfaser: Kernproblem ist nach Auskunft von Michael Bergeritz, Geschäftsführer des Anbieters eifel-net, die geringe Zahl von Kabeladern in der Region. Das Telefonnetz sei häufig mit Kabelverzweigern ausgebaut worden, um mehr Anschlüsse zu schaffen. Das habe aber zur Folge, dass dort keine DSL-Signale übertragen werden können. Zusätzlich zu den Kosten für die Verlegung der Glasfasern - je nach Aufwand 60 bis 200 Euro je Meter - kämen daher je 25 000 bis 30 000 Euro für neue Gehäuse mit der DSL-Technik, die an jedem Kabelverzweiger aufgebaut werden müssten. In den meisten Orten der VG gibt es bis zu fünf Kabelverzweiger.
Zudem sei "die gefühlte Geschwindigkeit ab einem Mbit derzeit noch erträglich", sagt Bergeritz. Die wenigsten Nutzer auf dem Land würden große Datenmengen übertragen. Daher seien viele auch nicht willens, den Anbieter zu wechseln, und der Ausbau lohne sich für eine Firma nicht.

Richtfunk:
Mit Hilfe der LTE-Technik ist eine Verbindung zum Internet über das Mobilfunknetz möglich. Dazu werden ehemalige Rundfunkfrequenzen genutzt. Wo Berge im Weg sind, ist die Reichweite allerdings gering, was auch in Wittlich-Land ein Problem ist.
Noch in diesem Jahr will die Firma Vodafone den Mobilfunkmast in Landscheid aufrüsten. "Am Montag wird die Technik installiert", heißt es aus dem Unternehmen. Davon sollen auch Minderlittgen, Hupperath, Musweiler und Burg profitieren. Bis März 2012 werden zwei weitere Standorte im Kreis eingerichtet: Etgert und Zeltingen.
Schwer werde es dagegen auch in Zukunft wegen seiner topografischen Lage beispielsweise Plein haben. Vodafone betreibt im Kreis etwa zwei Dutzend Mobilfunkmasten, die umgerüstet werden könnten. Durchschnittliche Kosten jeweils: 60 000 Euro.
Die Firma Wireless-DSL plant derzeit keinen Ausbau in der VG. Bruch könne wegen der Kessellage nicht direkt an das Netz angebunden werden, ebenso Plein, Minderlittgen und Hupperath. Schaltstellen wären nötig. Allerdings soll die Anbindung der Gemeinden, die bereits von Wireless-DSL - Klausen und Heidweiler - oder der Firma De-facto - versorgt werden - Gladbach und Niersbach - verbessert werden: dank einer Antenne, die auf dem Aussichtsturm in Dierscheid montiert wird. Der Termin steht noch nicht fest.
Für die Kommunen ist klar: Wenn sie Einwohner halten wollen, müssen sie den Aufsprung auf die Datenautobahn schaffen. Über die Politik, die auf den Markt vertraut, urteilte Franz Josef Krumeich (CDU) in der jüngsten VG-Ratssitzung: "Hätten unsere Vorfahren auch so gedacht, hätten wir heute in der Eifel noch kein Telefon."Extra

Mit einem MBit pro Sekunde - man spricht auch von einer 1000er-DSL-Leitung - kann der Nutzer 7,5 Megabyte pro Minute herunterladen. Das entspricht etwa zwei Liedern im MP3-Format. Eine normale CD aus dem Internet herunterzuladen würde also etwa 90 Minuten dauern. Für das normale Surfen, das Schreiben von E-Mails (solange keine großen Anhänge versendet werden) und die Teilnahme an sozialen Netzwerken reicht eine 1000er-Leitung aus. Wer im Internet fernsehen oder es beruflich beispielsweise für Videokonferenzen nutzen möchte, kommt damit nicht aus. Aktueller Standard: etwa sechs MBit. Verfügbar sind je nach Wohnort mittlerweile bis zu 100 MBit. uq

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