Ortschef geohrfeigt: Longkamper muss zahlen

Ein Bürgermeister, der nach einem Jugendlichen tritt, ein Vater, der dem Ortschef ins Gesicht schlägt, Drohanrufe, und schließlich ein Video im Internet: In Longkamp ging es im Juli 2010 hoch her. Der Vater des Jungen wurde gestern wegen Körperverletzung und Nötigung zu einer Geldstrafe verurteilt. Das Strafverfahren gegen den Ortschef war bereits im August eingestellt worden.

Bernkastel-Kues. Der Mann ist rechthaberisch, schnell aufbrausend und aggressiv. Das hat er nicht nur bei zwei Straftaten im Sommer vergangenen Jahres bewiesen. Auch gestern legte er im Amtsgericht Bernkastel-Kues als Angeklagter zeitweise ein solches Verhalten an den Tag.

Als Richter Oliver Emmer das lange Vorstrafenregister des 59-Jährigen - unter anderem Körperverletzung, Sachbeschädigung, Nötigung, Untreue und Steuerhinterziehung - vorlas, wurde dieser ziemlich laut: "Das hat doch nichts mit dieser Sache zu tun. Ich schwöre, ich habe nichts Unrechtes getan, außer, dass ich dem Ortsbürgermeister ins Gesicht geschlagen habe."

Dieser Vorfall, den das Gericht als Körperverletzung wertete, hatte sich am Kirmessamstag, 10. Juli, vor dem Haus des Angeklagten ereignet. Ortsbürgermeister Franz-Josef Klingels hatte den Mann aufgesucht, um ihn wegen des Verhaltens eines seiner Söhne zur Rede zu stellen. Mehrere Jugendliche hatten kurz zuvor im Kirmes-Festzelt die Tische bespuckt und Vasen umgeworfen.

Weil Klingels wusste, dass der Angeklagte schnell aggressiv wird, hatte er zwei weitere Männer mitgenommen. Schnell kam es zu einem heftigen verbalen Streit, der schließlich handgreiflich endete. Der 59-jährige schlug Klingels mit der flachen Hand ins Gesicht.

Angeklagter hält mitten auf der Straße Bus an



Zwei Tage zuvor hatte der Angeklagte bereits gezeigt, dass mit ihm nicht zu spaßen ist. Der Fahrer eines Linienbusses hatte sich geweigert, einen Sohn des Angeklagten von Bernkastel-Kues nach Longkamp mitzunehmen, weil er zuvor permanent mit Provokationen und Frechheiten aufgefallen war.

Als der Bus in Longkamp in den Ort fuhr, stellte sich der zuvor informierte Vater des Jungen mitten auf die Fahrbahn und zwang den Busfahrer zum Halt. Über das, was dann passierte, gab es vor Gericht unterschiedliche Zeugenaussagen - von Familienangehörigen des Angeklagten, die den Vorfall beobachtet hatten, sowie vom Busfahrer und Businsassen. Alle hatten aber gehört, dass der Angeklagte den Busfahrer als "Arschloch" bezeichnet hatte. Eine Zeugin sagte ferner aus, dass der Angeklagte dem Busfahrer körperliche Gewalt angedroht habe. "Ich habe meine Leute dafür", habe er gesagt.

Das Gericht verurteilte den 59-jährigen Frührentner und Vater von neun Kindern wegen Nötigung und Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 80 Tagessätzen à zehn Euro.

Zwei seiner Söhne hatten drei Monate vor der Kirmes bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Sie hatten ein Video, aufgenommen mit einem Handy, an eine große Boulevardzeitung geschickt, das dieses im Internet veröffentlichte.

In dem Video ist zu sehen, wie Ortsbürgermeister Klingels nach einem Jungen tritt und ihm an die Nase fasst. Vorausgegangen war ein Streit, weil die Jugendlichen vor der Gemeindehalle Fußball spielten und der Bürgermeister ihnen den Ball wegnahm. Die Jugendlichen waren zuvor mehrmals wegen Sachbeschädigung im Ort in Erscheinung getreten (der TV berichtete). Das Strafverfahren gegen den Bürgermeister wegen Körperverletzung hatte die Staatsanwaltschaft wegen geringer Verschuldung gegen Zahlung einer Geldbuße von 300 Euro eingestellt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort