Ortsdurchfahrt Hetzerath: Kritik von allen Seiten

Hetzerath · Die Meinungen zum Hetzerather Durchfahrverbot für LKW ab 7,5 Tonnen gehen weit auseinander. Das Verkehrsministerium glaubt an eine deutliche Verkehrsberuhigung. Von der spüren Bürger nichts. Sie wollen sich an den Bürgerbeauftragten wenden. Die Industrie- und Handelskammer spricht von einer Lösung, die keinem etwas bringt und Betriebe benachteiligt.

 Dieses Schild verbietet Lastwagen die Durchfahrt.TV-Foto: Marion Maier

Dieses Schild verbietet Lastwagen die Durchfahrt.TV-Foto: Marion Maier

Die Schilder, die Lastern ab 7,5 Tonnen die Fahrt durch die Hetzerather Ortsdurchfahrt verbieten, stehen seit Anfang November an der viel befahrenen Landesstraße 141. Anlieger und einige Firmen sind von der Regelung ausgenommen (siehe Extra).

So weit so klar. Den Nutzen der Regelung bewerten die Beteiligten jedoch komplett unterschiedlich. Das Mainzer Verkehrsministerium geht laut Sprecherin Beate Schrader davon aus, dass das Durchfahrverbot eine "deutliche Verkehrsberuhigung" bringt. Die Regelung soll laut Schrader gewährleisten, dass die örtlichen Anlieger weiterhin fahren können und der großräumige Transitverkehr außen vor bleibt. Das Ministerium will in wenigen Monaten mit den Beteiligten besprechen, ob die gewünschten Effekte eingetreten sind.

Bislang sind sie es nicht. So lautet das Fazit von Markus Lorenz, Initiator der "Bürgerinitiative für ein lebenswertes Hetzerath", die kritisiert, dass die vielen LKW viel Lärm und Dreck verursachten, eine Gefahr für Fußgänger darstellten und die Gehwege kaputtfahren würden. Lorenz: "Es hat sich nicht allzu viel verändert. Der auswärtige Verkehr ist etwas weniger geworden, aber der hat die Ortsdurchfahrt ohnehin nicht so stark belastet." Er mache gerade mal ein Zehntel des LKW-Verkehrs aus, wie Zählungen der Bürgerinitiative ergeben hätten.

Die Initiative fordert weiterhin ein striktes Fahrverbot für LKW, das nur Lieferverkehr ausnimmt. Um dies zu erreichen, planen Lorenz und seine 18 Mitstreiter eine Unterschriftensammlung für eine Petition an den Bürgerbeauftragten. Der Gemeinderat, der ebenfalls ein strikteres Durchfahrverbot fordert, wird sich demnächst wieder mit der LKW-Sperrung beschäftigen. Ortsbürgermeister Otmar Mischo sieht die neue Regelung ebenfalls kritisch. "Die LKW fahren durch wie immer", sagt er und wundert sich: "Wieso hat der Landesbetrieb Mobilität die jetzige Regelung nicht wie angekündigt nochmal mit uns besprochen?"

Gesprochen hatten die Verantwortlichen zuletzt mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier sowie betroffenen Unternehmen. Zum Durchfahrverbot sagt Wilfried Ebel von der Kammer: "Das ist eine Lösung, die keinem was bringt."

Einige Unternehmen wie die Tankstelle würden einen Teil ihrer Kundschaft verlieren. Tankstellenbesitzer Jürgen Thiesen spricht von Einbrüchen des Dieselumsatzes von bis zu einem Drittel. Ebel weist außerdem darauf hin, dass die Lage für die Zulieferer von Anliegerfirmen unklar sei.

Generell kritisiert die IHK die Sperrung, weil sie für die Firmen ihrer Meinung nach Umwege über die Autobahn und Mehrkosten bedeutet. Sie hält die Regelung sogar für rechtlich bedenklich. Die klassischen Faktoren, die zu einer Sperrung führen könnten, wie der Mautfluchtverkehr, seien nicht gegeben, sagt Ebel. Der LKW-Verkehr habe seit Einführung der Maut 1995 nicht zugenommen.

Extra Wer darf durch Hetzerath fahren? Die Hetzerather Ortsdurchfahrt ist für LKW ab 7,5 Tonnen gesperrt. Anlieger, also Bewohner, Mieter oder Eigentümer eines an der Straße anliegenden Grundstücks oder Menschen, die dort etwas erledigen wollen, haben freie Fahrt. Im Rahmen der Gespräche mit Firmen wurden laut Verkehrsministerium folgende Unternehmen als Anlieger anerkannt. Firma Franz Lehnen (Sehlem), Firma Kies Bandemer, Firma Wey (Rivenich), Aral-Tankstelle (Hetzerath), Zweckverband Tierkörperbeseitungsanlage (Rivenich), Veolia Umweltservice GmbH (Hetzerath), Luy Tanklogistik GmbH (Industriepark Föhren). Darüber hinaus dürfen laut Ministerium folgende Fahrzeuge auch künftig durch Hetzerath fahren, weil es für sie keine Alternative gibt: selbstfahrende Arbeitsmaschinen, Baustellenfahrzeuge sowie landwirtschaftlicher und forstwirtschaftlicher (Schwer)verkehr. (mai)HINTERGRUND Überdurchschnittlich belastet: Nachdem Anlieger und Gemeinderat gefordert hatten, dass sich an der Verkehrssituation in Hetzeraths Ortsdurchfahrt etwas ändern soll, hat es eine Verkehrsuntersuchung gegeben. Sie hat ergeben, dass die Hetzerather Ortsdurchfahrt mit 7000 Fahrzeugen pro Tag überdurchschnittlich belastet ist. Auf Landstraßen sind im Schnitt 2800 Fahrzeuge pro Tag unterwegs. 800 der Fahrzeuge in Hetzerath sind Laster, drei Viertel davon mit einem Gewicht von mehr als 7,5 Tonnen. (mai)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort