Wissenswertes aus Kröv Einblicke in die Kröver Geschichte: Von Karolingern und Peterlingen

Kröv · Warum sind die Kröver so stolz? Und warum mussten die Frauen früher keine Steuern zahlen? Bei Ortsführungen wie der nach der Corona-Pause gibt es einiges zu erfahren.

 Teilnehmer der Ortsführung mit Natur-Erlebnisbegleiterin Iris Kaufmann (rechts) verlassen den von Gebäuden der Katholischen Kirchengemeinde St. Remigius umsäumten malerischen Hof gegenüber der Kirche.

Teilnehmer der Ortsführung mit Natur-Erlebnisbegleiterin Iris Kaufmann (rechts) verlassen den von Gebäuden der Katholischen Kirchengemeinde St. Remigius umsäumten malerischen Hof gegenüber der Kirche.

Foto: Ursula Schmieder/Picasa

Wer würde es den Krövern schon streitig machen wollen. Und widerlegen lässt sie sich eh nicht, die mündlich überlieferte Legende, dass Karl der Große ein Kröver war. Möglicherweise wurde er ja tatsächlich dort geboren, in der einstigen Reichsvogtei Kröv, auf nicht ganz halbem Weg von der damals mächtigen Prümer Abtei zur Ingelheimer Kaiserpfalz. Vielleicht bestand das einstige Kröver Reich ja eben deshalb so lange (755 bis 1790). Und es würde auch ein Stück weit erklären, worauf der Ruf der Kröver als unbeugsam und stolz gründet.

Geschichten wie die vom Kröver Kaiser gab es etliche zu hören bei einer Ortsführung in Kröv. Denn Natur-Erlebnisbegleiterin Iris Kaufmann führte mit Anekdoten von „wehrhaften Weibern und gewitzten Winzern“ durch die Straßen und durch die Jahrhunderte. Diejenigen, die sie begleiteten, erfuhren dabei auch einiges über die Mentalität der Menschen vor Ort. So etwa, dass Kröver eines ganz und gar nicht mögen: „Einflussnahme von außen“.

Das erklärt auch, warum sie sich um 1565 so heftig – und erfolgreich – einer „Zwangsreformation“ durch die Sponheimer Landesherren widersetzten. Vor allem Kröverinnen kämpften laut Kaufmann dafür, dass Kröv katholisch blieb – und mit „Mistgabeln und Dreschflegeln“. Unterstützt von für die Gerichtsbarkeit zuständigen Kurtrierer Herren, bestärkten sie darin wohl auch besondere Privilegien.

So etwa als Kröver „Peterlinge“, die seit 1399 dem Trierer Dom, der Peterskirche, unterstanden, was mit Pflichten und Rechten verbunden war. Ein Beispiel: Kröver Frauen brauchten keine Steuern zu zahlen. Da dieses Recht stets nur von Müttern an ihre Töchter vererbt werden konnte, waren Kröver Ehefrauen begehrt. In jüngerer Zeit bewiesen Kröver zudem mit der Vermarktung ihrer Weine unter dem Etikett „Kröver Nacktarsch“ ihre Geschäftstüchtigkeit. Der in aller Welt bekannte Name geht auf eine frühere Bezeichnung für einen felsig-kahlen „nackten“ Weinberg zurück, was lustige Anekdoten zur Namensfindung bereichern.

Krövs besondere Geschichte spiegeln auch etliche ehemalige Klosterhöfe wider: der Karolingerhof, Karls möglicher Geburtsort, der Springiersbacher Hof oder der Echternacher Hof. Sie alle erzählen Geschichten über den Ort und die gesamte Region. Die Teilnehmer der Ortsführung interessierten sich aber ebenso für aktuellere Ereignisse. So stellten Angelika Winkler und ihre Schwester Ingeborg Fröhlich Parallelen zu ihrer Heimatstadt an der Elbe fest. Mosel-Hochwassermarken konnten sie daher nur bedingt erschrecken, da sie das ähnlich aus eigener Erfahrung kennen. Und so wie in Kröv an einer Gerichtssäule verhandelt worden sei, habe es in der Sächsischen Schweiz Erbgerichte in Gaststätten gegeben, woran noch heute deren Namen erinnerten. Die Kröver Weine seien übrigens schon zu Zeiten der ehemaligen DDR bei ihnen bekannt gewesen, ergänzte Winkler. Für den Moselbesuch hatten sich beide aber vor allem der reizvollen Landschaft wegen entschieden. Felix Lassen und Ana Gomes aus Hamburg gefiel ihre Mosel-Tour mit dem zentralen Urlaubsort Trier ebenfalls. Hier könnten sie „ein bisschen relaxen und runterkommen“ vom Leben im „Großstadtdschungel“. Die Mosel und Kröv empfohlen hatten seine Eltern. Ins Ausland ginge es ja noch nicht, und an Nord- und Ostsee sei es ihnen jetzt einfach zu voll.

 So sah es aus, das allererste „Cröver Nacktarsch“-Flaschenetikett, das Natur-Erlebnisbegleiterin Iris Kaufmann vor einem Haus mit dem gleichen Motiv zeigt.

So sah es aus, das allererste „Cröver Nacktarsch“-Flaschenetikett, das Natur-Erlebnisbegleiterin Iris Kaufmann vor einem Haus mit dem gleichen Motiv zeigt.

Foto: Ursula Schmieder

Die knapp zweistündigen Ortsführungen einschließlich zweier Weinproben starten immer mittwochs ab 10 Uhr an der Weinbrunnenhalle Kröver Nacktarsch. Anmeldung: Tourist-Information, Telefon 06541/9486, E-Mail info@kroev.de.

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