Ortsvorsteher ohne Verfallsdatum

Haag · Es lebe die Beständigkeit: Die rund 500 Bürger von Haag haben es seit 40 Jahren mit dem gleichen Ortsbürgermeister beziehungsweise Ortsvorsteher zu tun. Und es ist gut möglich, dass sich daran auch noch nichts ändert. Norbert Schemer (76) schließt weitere fünf Jahre nicht aus.

Haag. Als Norbert Schemer vor 40 Jahren als Ortsbürgermeister von Haag antrat, war er in der damaligen Verbandsgemeinde Morbach der jüngste Gemeindechef. Inzwischen ist der 76-Jährige zweitältester Ortsvorsteher der Einheitsgemeinde Morbach.
In Rheinland-Pfalz ist er einer von dreien, die der Gemeinde- und Städtebund in diesem Jahr ehrt, weil sie seit vier Jahrzehnten dieses Ehrenamt ausüben. Im Kreis Bernkastel-Wittlich übertrifft derzeit nur Siegfried Schneider den Haager Ortsvorsteher. Er ist seit 45 Jahren Ortsbürgermeister in Heidweiler (Wittlich-Land). Ob Schemer bei den Kommunalwahlen im Mai ein weiteres Mal kandidiert, lässt er offen: "Wenn ein anderer antritt, werde ich mich entscheiden," sagt er. Vor fünf Jahren hörte sich das noch anders an. Damals sagte er gegenüber dem TV, wenn einer kandidieren wolle, sei er bereit aufzuhören.
Als der frühere kaufmännische Angestellte erstmals antrat, dachte er nicht daran, dass er das Ehrenamt so viele Jahre ausüben würde. "Ich hatte nie Schwierigkeiten - sonst hätte ich das nicht so lange gemacht", erläutert er.. Außerdem hatte er außer bei seiner ersten Kandidatur nie einen Gegenkandidaten, und auch nun ist kein Nachfolger in Sicht.
Bei seiner ersten Wahl war Haag noch selbstständig. Acht Monate später war sie Teil der neuen Einheitsgemeinde Morbach. "Gegen den Willen des damaligen Gemeinderates und der Bevölkerung", erzählt Schemer.
Entscheidend war aber das Votum der Mehrheit der damaligen VG. Haag, dank seines Waldes relativ finanzstark, wurde schlichtweg überstimmt, was anfangs für Verdruss sorgte. Doch heute steht die Bevölkerung laut Schemer hinter der Entscheidung. Die Selbstständigkeit sei zwar verloren gegangen, im Tagesgeschäft gebe es aber keine großen Unterschiede. Wie alle Ortsbezirke verfüge Haag über ein eigenes Budget. Es kann nach eigenem Ermessen für Gemeindehäuser, Ortsstraßen und -wege oder Verschönerungen verwendet werden. "Es war eine absolut richtige Entscheidung, die Einheitsgemeinde zu bilden", sagt Schemer im Rückblick.
Gute Infrastruktur


Als weitere Bausteine für die Infrastruktur nennt der Vater dreier Kinder und dreifache Großvater den Erhalt der Grundschule und die Mitte der 1980er Jahre gebaute Mehrzweckhalle. Die Infrastruktur habe sich positiv auf die Einwohnerzahlen ausgewirkt, aktuell sind es 470.
Das Miteinander förderten Großveranstaltungen wie die 600-Jahr-Feier 1996 oder 2005 das Jubiläum (50 Jahre) des Sportvereins. Weitere Eckdaten der Dorfgeschichte dokumentieren die Ortschronik von 1985 und ein Heimatbuch (2008). Auch das jüngste Projekt, die nach fast fünf Jahren abgeschlossene Landzusammenlegung, bringt Haag laut Schemer voran. Es wurden Bäume gepflanzt, Streuobstwiesen angelegt und Wirtschaftswege erneuert. Der Ortsvorsteher erinnert sich noch an die frühere Struktur mit vielen kleinbäuerlichen Betrieben. Der sich schon vor 40 Jahren abzeichnende Wandel habe ihn damals bewogen, sich für "eine auf die Zukunft ausgerichtete Politik" einzubringen.
Wichtig bei all seinem Tun sei der Rückhalt seiner Frau Regina. Wer so lange ein kommunales Amt ausübt, darf sich auch über die eine oder andere Ehrung freuen. Schemer erhielt unter anderem die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz, die Freiherr-vom-Stein-Plakette und die Ehrenurkunde des Gemeinde- und Städtebundes. Der widmet Norbert Schemer in der aktuellen Ausgabe seiner Verbandszeitschrift sogar eine ganze Seite.
Von der Gemeinde Morbach gab es 2005 die Große Ehrung. Auch in den Vereinen des Ortes war und ist Schemer aktiv.

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