Ostern und die Sehnsucht nach Leben

Während der letzten Wochen habe ich immer wieder den verständlichen Wunsch gehört: Wann kommt endlich der Frühling? Umso größer ist die Sehnsucht der Menschen, nach einer Krankheit wieder gesund zu werden, sich nach einem Streit zu versöhnen, nach erlittenem Unrecht Wiedergutmachung zu erfahren, letztlich die Sehnsucht nach Liebe und Leben, dass alles gut endet.



Die Frauen, die am Ostermorgen noch voller Trauer über den Tod Jesu zum Grab kommen, sind erschrocken und können das Unfassbare kaum glauben: Das Grab ist leer, und zwei Männer mit leuchtenden Gewändern sagen ihnen: Was sucht ihr den, der lebt, bei den Toten?

Auch heute fällt es Menschen schwer, an die Auferstehung Jesu zu glauben, die von Christen jedes Jahr an Ostern gefeiert wird. Trotzdem hoffen viele, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist.

Dahinter steckt die Sehnsucht nach einem Weiterleben, nach einem Wiedersehen mit Verstorbenen, nach einer ausgleichenden Gerechtigkeit bei Gott. Ostern schafft die Erfahrungen von Leid und Unrecht nicht aus der Welt, aber es nimmt ihnen ihre Dominanz und Endgültigkeit.

Seit der Auferstehung Jesu ist nichts mehr wie vorher. Ostern nimmt dem Tod den Stachel des Scheiterns, der Vergeblichkeit und der Vernichtung. Der Glaube an Jesus Christus, den Auferstandenen, und die Gemeinschaft mit ihm kann die Hoffnung und Sehnsucht der Menschen nach Leben bestärken und so ihrem Leben Halt und Orientierung, Mut und Kraft geben.

Gott hat durch die Auferweckung Jesu deutlich gemacht, dass Jesu Weg der Liebe bis zum Tod am Kreuz der richtige war und die Liebe den Tod überwindet. In diesem Sinne kann die Auferstehung das Leben der Menschen schon heute von der Angst zum Vertrauen, vom Streit zur Versöhnung, von der Trauer zur Freude, vom Unrecht zu Gerechtigkeit, vom Neid zur Nächstenliebe verändern.

In einem Lied heißt es: Wo Menschen sich verschenken, die Liebe bedenken und neu beginnen, ganz neu, da berühren sich Himmel und Erde. Das kann im Ostergottesdienst in besonderer Weise erfahren werden, wenn das Licht der Osterkerze die Dunkelheit erhellt und es alle weitergeben, wenn das Halleluja als Osterruf gesungen wird und das Kreuz im Licht erstrahlt.

Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Osterfest in der Freude über die Auferstehung Jesu, der unsere Sehnsucht nach Leben erfüllen kann.

Manfred Walter, Pastoralreferent, Wittlich

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