Oswald Schumann ist überzeugter Turner seit 78 Jahren
Lieser · An den nächsten zwei Wochenenden geht es in Lieser wieder besonders sportlich zu. Der Turn- und Sportverein (TuS), der in diesem Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiert, lädt zum Fußball-Sportfest und zum Spielfest ein. Diese Termine wird sich auch Oswald Schumann, das langjährigste Mitglied des Vereins, nicht entgehen lassen.
Lieser. Drahtig ist Oswald Schumann auch noch mit 85 Jahren. Seit einer Hüftoperation vor drei Jahrzehnten musste er seine sportlichen Aktivitäten jedoch drastisch zurückfahren. Fortan begnügte er sich mit Skilanglauf, und bis vor zwei Jahren ging er regelmäßig schwimmen. Daher war er überrascht, als ihn der Turn- und Sportverein (TuS) Lieser im Rahmen seiner Jubiläumsgala anlässlich des 100-jährigen Vereinsbestehens in aller Form ehrte.
Schumann ist seit 78 Jahren Mitglied des TuS und damit dessen treuestes Mitglied. Allerdings war das dem Geehrten selbst bis dahin gar nicht recht bewusst. "Er war ziemlich gerührt", freute sich Vorsitzender Reinhard Barthen über die gelungene Überraschung. Der rund 420 Mitglieder zählende TuS feiert ein ganzes Jahr lang seinen runden Geburtstag. An diesem Wochenende steht ein Fußball-Sportfest auf dem Programm und am kommenden Samstag, 6. August, ein Spielfest mit Beachvolleyball-Hobbyturnier und einem Fußballspiel "Oberstiftchen gegen Unterstiftchen". Abschließen werden das Jubiläumsjahr Tischtennis- und Badminton-Hobbyturniere am 5. November beziehungsweise 3. Dezember.
Oswald Schumann war dem TuS schon als Achtjähriger beigetreten. Eine entscheidende Rolle dabei spielte die Sportbegeisterung seines älteren Bruders. Auch eine Schwester, die vier Jahre älter war als Oswald, war Mitglied im TuS. "Wir haben ein bisschen Geräteturnen gemacht und viel Leichtathletik", erinnert er sich an seine ersten Jahre im TuS. Später sei dann Fußball dazugekommen - intensiv allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg: "Geräteturnen war früher mehr in."
Der 1921 in Lieser gegründete Fußballverein fusionierte nach 1945 mit dem zehn Jahre älteren TuS. Der verfügte schon früh über Barren, Pferd und Reck und hielt alles Notwendige für Gewichtheber, Speerwerfer und Kugelstoßer vor. Denn der einstige Amtssitz Lieser war auch Wohnort von Clemens Freiherr von Schorlemer (1856 bis 1922), eines hohen preußischen Beamten, der den jungen Verein unterstützte.
Mit Schorlemer hatte auch Schumanns erster sportlicher Einsatz vor Publikum zu tun. Als der Politiker 1932 in Schloss Lieser hohen Besuch aus Berlin empfing, beeindruckten Mitglieder des TuS mit einer Menschenpyramide. Obenauf stand Oswald Schumann. Die Kleinsten hätten immer nach oben klettern müssen, erinnert er sich. Im Gegenzug kam er schon früh in den Genuss, an Wettkämpfen und kreisweiten Meisterschaften teilnehmen und sich dort auch mit Luxemburger Sportlern messen zu können.
Besonders gut sei er im Laufen gewesen - aber auch in Weit- und Hochsprung. An eine Lieblingsdisziplin kann er sich aber nicht erinnern: "Ich habe alles gern gemacht." Bis nach Koblenz, wo damals Gebietsspiele ausgerichtet wurden, führte ihn sein sportliches Engagement. Schwimmen hatte er allerdings außerhalb des TuS gelernt. Und zwar in der Mosel, was eigentlich verboten war. Denn bei solchen Versuchen ertranken damals viele Kinder, wie sich Schumann erinnert.
Ehefrau Josefine (80) hatte für die Leidenschaft ihres Mannes immer Verständnis. Schließlich ist sie selbst Mitglied des TuS und hat sogar noch öfter als ihr Mann das Sportabzeichen abgelegt. Die ganze Familie - Vater, Mutter und drei Kinder -- sei sportlich aktiv, erzählt Schumann stolz. Eine Tochter habe sogar Sport studiert und sei heute Sportlehrerin an der Uni in Mainz.
Oswald Schumann wird diesen Freitag 86 Jahre alt. urs
