Pädagogik

Zum Artikel "Leben lernen auf altem Geflügelhof?" (TV, 24. Oktober) über ein Betreuungsprojekt in Wederath meint dieser Leser:

Vor dem Hintergrund einer lobenswerten Maßnahme, um jugendlichen Menschen mit offenkundig gebrochener Biographie eine Chance für ihr bis dahin gescheitertes Leben zu geben, entgleisen ausgerechnet dem Referenten Friedrich, der für die gute Sache werben möchte, Sprache und Anstand in entsetzlicher Weise. Um die von Bedenken getriebenen Einwohner zu beschwichtigen, grenzt er die vier jungen Menschen ab von solchen Jugendlichen, die, ihrerseits aus einer nicht verschuldeten gebrochenen Biographie heraus, in "kriminellen" Handlungen ihr Scheitern dokumentieren. Diese Gruppe wird mit einer aus der Rassenideologie stammenden Verbalinjurie apostrophiert, die einem den Atem nimmt - 60 Jahre danach. Jugendliche, die Mülleimer anzünden, sind demnach "kriminelle Bastarde", also erblich belastete, und daher straffällig werdende Menschen. Dass Friedrich im Übereifer gesprochen und jenen Jugendlichen die Menschenwürde aberkannt hat, will ich angesichts der "Bedenken" der Bevölkerung gegen eine Invasion von vier Jugendlichen gerne glauben. Dass aber der Redakteur Ihrer Zeitung, die ja kein radikales Blatt ist noch sein will, dieses Zitat unkommentiert lässt, mag im günstigsten Falle einer nicht erklärbaren Eile geschuldet sein. Dass aber das Zitat als fett gedruckte, thematisch überhaupt nicht passende Zwischenzeile erscheint, ist der eigentliche Skandal. Sollen TV-LeserInnen also davon ausgehen, dass kriminelle Jugendliche "Bastarde" seien? Schande über diese Entgleisung angesichts der Hilfsbedürftigkeit jener Jugendlichen einerseits und der banalen Erkenntnis andererseits, dass die Würde des Menschen unantastbar ist. Wann wird sich der TV für diesen Skandal entschuldigen? Bei allen Lesern des TV und vor allem bei allen Jugendlichen, die einmal einen Mülleimer angezündet haben? Arpad Dobozy, Maring-Noviand

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