Panzerknacker oder Fußballspieler?

Trier/Daun/Badem · Im Prozess gegen vier mutmaßliche Geldautomatenknacker vor dem Landgericht Trier standen gestern die aufgezeichneten Telefongespräche im Fokus der Verhandlung.

Trier/Daun/Badem. "Kommst du heute Abend mit Fußball spielen?", tönt es am Dienstagnachmittag aus den Lautsprechern des Sitzungssaals im Trierer Landgericht. Im Prozess gegen vier Männer im Alter zwischen 29 und 33 Jahren, die für drei Geldautomatenaufbrüche in der Eifel zwischen November 2013 und Januar 2014 verantwortlich sein sollen, lässt Armin Hardt, Vorsitzender Richter am Landgericht Trier, aufgezeichnete Telefongespräche abspielen. Die Staatsanwaltschaft ließ das Quartett bereits mehrere Tage vor seinem letzten Coup in Badem, in der Nacht zum 5. Januar, observieren. Die Angeklagten schweigen seit dem ersten Prozesstag. Staatsanwalt Benjamin Gehlen verspricht sich von den mehr als 20 mitgeschnittenen Telefongesprächen einen Aufschluss darüber, wer der Kopf der Bande war.
Codewort oder Wahrheit: In den Telefonmitschnitten in deutscher und teils ausländischer Sprache, die ein Dolmetscher für die Ermittler übersetzt hat, verabreden sich die Angeklagten für den Abend des 4. Januar zum Fußballspielen. Wenige Stunden später sind Hammer- und Meißelgeräusche auf den Handyaufzeichnungen zu hören. "Alles in Ordnung - greif nur das Geld - sag mir, was ich machen soll." Ein Angeklagter, der Schmiere steht, hält über ein Mobiltelefon, das die Beamten abhören, Kontakt zu den Panzerknackern im Bankgebäude. Auf der Flucht von ihrem letzten Coup nimmt die Kriminalpolizei die vier Männer samt einer Beute von 78 000 Euro in Daun fest (der TV berichtete).
"Undeutlich und verzerrt": Rechtsanwalt Otmar Schaffarczyk, der einen der vier Angeklagten verteidigt, hält die Telefonüberwachung nicht für überzeugend. Er sagt: "Die Stimmen sind teilweise verzerrt und überlagert." Deshalb werde er ein Stimmgutachten beantragen.
Lange Beweiskette: Für Staatsanwalt Gehlen sind die abgehörten Telefonate nur ein Glied in einer langen Beweiskette, die er den vier Männern vorhält. "Wir haben das Tatwerkzeug, mit Farbe markierte Geldscheine aus den Automaten sowie den Transportwagen gefunden", sagt Gehlen, "die Telefonmitschnitte sind nicht die schwerwiegendsten Beweise." cmo
Der Prozess soll am Dienstag, 7. Oktober, fortgesetzt werden.

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