Selbsttest Parken in Bernkastel-Kues – Der Selbsttest

Bernkastel-Kues · Die Stadt Bernkastel-Kues will entscheiden, ob am Moselufer 200 Parkplätze eingespart werden sollen. Aber ist dieser Wunsch überhaupt realistisch? Wir haben zur Touristen-Rush Hour nach Parkplätzen gesucht.

 Am Ufer zwischen Brücke und dem Restaurant "Alter Moselbahnhof" könnte in Zukunft ein Grünstreifen für Fußgänger und Fahrradfahrer entstehen. Bis zu 200 Parkplätze könnten dafür in Bernkastel-Kues wegfallen.

Am Ufer zwischen Brücke und dem Restaurant "Alter Moselbahnhof" könnte in Zukunft ein Grünstreifen für Fußgänger und Fahrradfahrer entstehen. Bis zu 200 Parkplätze könnten dafür in Bernkastel-Kues wegfallen.

Foto: TV/Alexander Wittlings

Bernkastel-Kues hat vieles. Malerische Weinberge, Schifffahrten auf der Mosel und natürlich erstklassigen Moselwein. Was die Stadt aber leider kaum hat, sind zufriedenstellende Parkmöglichkeiten. Zwischen den hohen Weinbergen und der breiten Mosel ist vor allem auf der Seite von Bernkastel nicht viel Platz. Tausende von Touristen und Einheimischen nutzen daher täglich die Parkplätze zwischen Altstadt und Moselufer. Für den Stadtrat bietet sich nun die Möglichkeit, für den Ausbau des Ufers Förderungen in Millionenhöhe vom Land nach Bernkastel-Kues zu holen. Der Haken: Über 200 Parkplätze zwischen der Brücke und dem Restaurant „Alter Moselbahnhof“ müssten dafür verschwinden (ein ausführlicher Bericht folgt). Aber ist das realistisch? TV-Volontär Alexander Wittlings macht einen Selbsttest und testet an einem belebten Donnerstagnachmittag die Parkmöglichkeiten in Bernkastel-Kues. Kann die Stadt tatsächlich Parkplätze entbehren? Was sagen Anwohner und Touristen? Wir haben nachgefragt.

Donnerstag, 12 Uhr mittags in Bernkastel-Kues

Auf den ersten Blick fällt auf: Die Parkplätze am Ufer sind praktisch. Wie ein Magnet werden Touristen und Fahrer mit schlechter Ortskenntnis zu der großen Asphaltfläche am Gestade gezogen. Mit dem Versprechen eines zügigen Parkplatzes, ohne langwieriges Zurechtfinden, steuere ich bereitwillig den großen Platz an. Schnell wird jedoch klar: Fast keiner der rund 500 Parkplätze ist frei. Ganze Horden von Touristen und Fahrradfahrern erschweren das Durchkommen. Einen freien Platz sucht man nach der ersten Durchfahrt vergebens.

„So ist es meistens während der Saison, auch unter der Woche“, erklärt Frank Moliter aus Kinheim. Er ist öfter für Tagesausflüge in Bernkastel-Kues. Die lange Suche nach Parkplätzen ist er gewohnt. „Teilweise dreht man ewig Kreise auf dem Parkplatz, bis man eine Stelle gefunden hat.“

Gleiches Bild am Donnerstagnachmittag: Erst in der dritten Runde finde ich eine passende Lücke. Ein schwarzer Audi parkt glücklicherweise vor meiner Nase aus. Zwölf Minuten hat die Suche gedauert.

Die meisten Touristen, die ich treffe, sehen die Pläne für den Parkplatz gelassen. „Ich kann schon verstehen, dass man das Ufer schöner gestalten will. Der graue Asphalt mit den Autos sieht ja nicht so toll aus“, erklärt eine Frau aus Köln. Zusammen mit ihrem Mann macht sie ein paar Tage Urlaub an der Mosel. „Allerdings müsste man sich auch fragen, wo die ganzen Autos hin sollen. Eine Alternative sollte es schon geben.“

Andere Touristen sind schon etwas pessimistischer, wie Erich Wasserberg aus Emdingen. „Wenn ich keine Parkplätze finde, fahre ich eben woanders hin. Zudem kommen auch manche Gehbehinderte für Ausflüge her. Mit meiner Mutter würde ich schon mal nicht auf der anderen Flussseite parken.“

Ebenso kritisch fällt dagegen die Meinung mancher Anwohner und Pendler aus. „Jeden Parkplatz, der fehlt, den merkt man sofort“, sagt eine Ladenbesitzerin, die lieber anonym bleiben möchte. „Schon als das Riesenrad am Moselufer stand, wurde es eng. Wenn es weniger Parkplätze gibt, werden die Leute wild parken. Die Ausladezone für Gastronomie und Handel ist jetzt schon ständig zugeparkt. Die, die sich die Streichung der Parkplätze wünschen, können gerne mal ein paar Monate jeden Tag hierher pendeln. Das geht einfach nicht.“

Am Ufer treffe ich auch Tanja Faller. Sie betreibt zusammen mit ihrem Mann den Imbiss Futterkrippe genau an der Stelle, die bald umgestaltet werden könnte. Ihr bereiten die Überlegungen der Stadt Sorgen. „Da halte ich nichts von. Es gibt ohnehin zu wenige Parkplätze. Wir beobachten jeden Tag, wie die Touristen auf dem Parkplatz ihre Runden drehen.“ Ihren Imbiss werde es auch in Zukunft am Ufer geben, sagt Faller. Wo, lasse sich aber nicht sagen.

Eine Alternative ist das Parkhaus in Kues, auf der anderen Seite der Mosel. Dorthin würden aber nur wenige Touristen finden, wie eine Anwohnerin erklärt. „Ich werde oft gefragt, wo denn dieses Parkhaus sei. Es fehlt einfach an Beschilderungen. Die meisten Touristen sind damit überfordert.“

Auf der Suche nach dem besagten Parkhaus im Stadtteil Kues verlasse ich mich als Ortsfremder, es ist mein erster Besuch in Bernkastel-Kues, auf die Schilder, anstatt auf das Navigationsgerät. Das Ergebnis: Ratlosigkeit. Das einzige Hinweisschild führt nicht zum Parkhaus, sondern genau genommen nach Zeltingen-Rachtig. Wieso? An der abknickenden Vorfahrtstraße an der Moselbrücke fehlt ein Hinweis, dort links abzubiegen und die Brücke Richtung Kues zu überqueren. Man kann dort nämlich auch geradeaus fahren, landet am Gestade – oder am Ortsausgangsschild.

Erst nach mehrmaligem Hin-und-her-Fahren merke ich, dass ich auf der falschen Uferseite bin. Ein Schild direkt an der Brücke fehlt.

Ob die Parkplätze am Gestade erhalten bleiben oder nicht, will der Stadtrat am 25. Oktober entscheiden.

(axw)
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