Partnersuche auf Jamaica

BERNKASTEL-KUES. In der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues gibt es kein einheitliches Wählerverhalten. Das gilt für die Wahlbeteiligung wie für die Präferenzen.

Etwas unterscheidet die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues von den anderen kommunalen Einheiten der Region. Die Wahlbeteiligung ist gestiegen: von 78,1 Prozent im Jahr 2002 auf 80 Prozent.Dabei gibt es aber starke Schwankungen: von 70,3 Prozent in Veldenz, über 72,4 in der Stadt Bernkastel-Kues bis hin zu 89 in Kesten und 89,9 Prozent in Gornhausen, wo 2002 aber noch fast 95 Prozent der Wahlberechtigten ihr Recht wahrgenommen hatten.

Ansonsten zeigt sich ein ähnliches Bild wie in den übrigen Teilen des Wahlkreises 202. CDU-Direktkandidat Peter Bleser vereinigt weitaus mehr Erststimmen auf sich als seine Partei die für die Zusammensetzung des Bundestags entscheidenden Zweitstimmen. Und die ohnehin schon starke FDP (2002: 12,6 Prozent) kommt nun auf 15,1 Prozent.

Peter Bleser scheint aber nicht überall gleich präsent gewesen zu sein. In Graach, Lösnich und Monzelfeld erreicht er nicht die Werte von 2002. Auffällig ist das auch deshalb, weil er in anderen Gemeinden stark zulegt.

Ein Erklärungsversuch: In Monzelfeld und speziell in Graach (7,5 Prozent) hat die Linkspartei bei den Erststimmen viel Zulauf. Im beschaulichen Graach erreicht die Partei bei den Zweitstimmen mit 9,4 Prozent auch den höchsten Wert in der gesamten VG.

In der Grafschaft hat die SPD die Nase vorn

Eklatant ist der Unterschied zwischen den mehr oder weniger rein katholischen Orten und den Gemeinden der Grafschaft, zum Beispiel Veldenz und Burgen, sowie Kleinich und Kommen, die eher evangelisch geprägt sind. In Kleinich legt die SPD sowohl bei den Erst- als auch bei den Zweitstimmen zu und liegt bei 50,5 beziehungsweise 47,9 Prozent.

In Veldenz und Burgen verliert die SPD zwar, liegt aber bei über 40 Prozent. In Burgen beispielsweise bekommt auch die CDU kein Bein auf den Boden: Sie fällt bei den Zweitstimmen von mageren 27,2 auf 23,4 Prozent.

Hier wie anderswo profitieren FDP und Linkspartei von der Schwäche der Großen. In Erden und Kesten liegt die CDU bei den Zweitstimmen weiter über 50 Prozent, die SPD liegt dort bei unter 20 Prozent. Völlig aus dem Rahmen, nicht nur wegen der Wahlbeteiligung, fällt Gornhausen. Dort verliert die SPD bei den Erststimmen 13 und bei den Zweitstimmen 11,3 Prozent. Die CDU verbucht bei den Erststimmen einen Zugewinn von 11,8 und bei den Zweitstimmen ein Plus von 5,5 Prozent.

Eine große Ursachenforschung lohnt aber nicht. Bei 178 Wahlberechtigten, von denen aber immerhin 150 (ohne Briefwahl) ihre Stimme abgegeben haben, machen ein paar Abweichler gegenüber 2002 bereits eine Menge Prozentpunkte aus. Wesentlich größer ist Zeltingen-Rachtig. Da hat es die SPD immerhin geschafft, sich gegenüber 2002 gleich zu halten - allerdings bei nur 30 Prozent.

Die Bandbreite der FDP ist groß: zwischen 9,9 Prozent in Graach und fast 20 Prozent in der Liberalen-Hochburg Mülheim und in Brauneberg. Die Grünen holen ihr bestes Ergebnis im kleinen Hochscheid (10,6 Prozent). In Maring-Noviand und Monzelfeld sind es knapp acht Prozent, in Ürzig und Bernkastel-Kues 7,5 Prozent. CDU und FDP erreichen in der VG zusammen 56,4 Prozent (2002 waren es 56,6 Prozent). Doch Freude kommt bei der CDU nicht auf. "Es gibt keinen Grund zu feiern", sagen die Mitglieder des Stadtverbands Bernkastel-Kues bei ihrer Zusammenkunft am Abend. Statt den Sieg zu feiern, suchen sie nach Ursachen und Lösungen

CDU-Basis umgarnt Joschka Fischer

Dass Angela Merkel sich angesichts der Mehrheitsverhältnisse zur strahlenden Siegerin erklärt, kommt bei der Basis nicht gut an. Gleichermaßen erschreckt und erstaunt verfolgen die Unions-Anhänger dann den Auftritt von Gerhard Schröder bei der "Berliner Runde".

Es gibt an der CDU-Basis wenig Berührungsängste mit den Grünen. Das Wort von der "Jamaica-Koalition" macht die Runde. "Angela Merkel sollte sofort mit Joschka Fischer reden", fordert Frank Hoffmann.

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