Passagenprojekt gerät ins Stocken
Auf der Baustelle zum Projekt "Altstadt, die Neue" wird wieder gearbeitet, allerdings nicht im Bereich der geplanten Passage zur Altneugasse. Dort herrscht Stillstand. Aus Sicherheitsgründen müsse erst der Rohbau der Bäckerei Lohner abgeschlossen sein, heißt es. Die Stadt spricht dagegen von Problemen eines Investors.
Wittlich. Langsam schweben die Teile eines Balkons über die Baustelle in der Wittlicher Innenstadt. Ein Kran manövriert sie behutsam Richtung Altneugasse. Seit knapp einem Jahr wird im Bereich zwischen Neustraße, Burgstraße und Altneugasse gebaut. Für das Projekt "Altstadt, die Neue" entstehen viergeschossige Gebäude mit Wohnungen, Geschäftsräumen und einer Tiefgarage. Eine Passage für Fußgänger soll Neustraße und Altneugasse verbinden.
Einer der drei privaten Investoren ist Erhard Jeske. Er hat die Häuser Neustraße 14 und 16 saniert und bereits vermietet. Auch die neuen Wohnungen in der Altneugasse sind bezugsfertig. "Zwei Mieter sind schon drin", sagt Jeske. Mit der Vermarktung des Ladens im Erdgeschoss will er noch warten, bis der neue Innenhof Richtung Burgstraße fertig ist.
Arbeiten sollen in zwei Monaten beginnen
Sichtbare Fortschritte macht auch das Projekt der Bäckerei Lohner, die in der Burgstraße ein Wohn- und Geschäftshaus mit sechs Mietwohnungen, Backshop und Café baut. Das Erdgeschoss steht bereits. Die Öffnung zur Tiefgarage mit 20 Stellplätzen ist schon sichtbar. Bis Anfang Mai soll laut Ellen Lohner der Rohbau fertig sein, der Abschluss des Projekts sei für Ende Dezember geplant. Bisher lägen die Arbeiten im Zeitplan: "Trotz sechs Wochen Winterpause hängen wir nur 14 Tage hinter Plan", sagt Lohner.
Dagegen bewegt sich an der Neustraße seit Wochen nichts. Dort plant die GWG Bau GmbH im Bereich der ehemaligen Häuser Neustraße 6 bis 12 Neubauten mit zwölf Wohnungen und einem Ladenlokal. Auch die Passage soll dort entstehen. Architektin Brendle, die alle Bauarbeiten koordiniert, begründet den Stillstand mit "sicherheitstechnischen Bedenken". Die Risiken gleichzeitiger Arbeiten auf zwei Baustellen seien zu hoch - vor allem wegen der Kranarbeiten. Um den Investoren Lohner "einen zügigen Bauablauf zu gewähren", werde das Projekt an der Neustraße vorerst zurückgestellt.
Dieter Greis, Geschäftsführer der GWG Bau GmbH, schließt sich der Begründung an. Es bringe nichts, sich gegenseitig zu behindern, sagt er. Seine Arbeiten sollen "etwa in zwei Monaten beginnen", sobald der Rohbau Lohner stehe. Laut Ellen Lohner hat diese Lösung zwei Vorteile: Sie kann ihr Projekt "wesentlich einfacher" abwickeln, und die Innenstadt wird "entlastet".
Etwas anders begründete jedoch Bürgermeister Joachim Rodenkirch bei der jüngsten Stadtratssitzung den Stillstand in Sachen Passage: "Bisher lief die Baumaßnahme ganz gut. Jetzt haben wir allerdings eine kleine Kalamität im Bereich der Investoren." Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadtverwaltung, ergänzt auf TV-Nachfrage: "Tatsache ist, dass es beim Investor für die Gebäude Neustraße zu Verzögerungen gekommen ist." Man suche mit allen Beteiligten nach einer Lösung. Ziel sei es, das "für die Innenstadtentwicklung wichtige Projekt möglichst zeitnah umzusetzen".
Laut Dorothea Brendle sind die Verzögerungen für das Projekt noch nicht absehbar - bisher war ein Ende der Bauzeit für Herbst 2011 prognostiziert. Für die Säubrennerkirmes im August muss in jedem Fall erneut mit Behinderungen gerechnet werden. Brendle: "Für die Aufstellung des Krans müssen wir die Straße halbseitig absperren."
ExtraÖffentliches Geld für das Wittlicher Passagenprojekt: Bislang sind folgende Summen veröffentlicht worden (Stand Juli 2010): Stadt Wittlich und Land unterstützen das Projekt "Altstadt, die Neue" mit rund einer Million Euro. Vonseiten der Stadt fließen Zuschüsse von 559 230 Euro. Darin enthalten sind 315 000 Euro Erwerbskosten für die Häuser Neustraße 10 und 12, die die Stadt 2003 und 2006 gekauft hatte. Die Stadt übernahm zudem Abrisskosten von 285 000 Euro. Dazu kommen Kosten für Versorgungsleitungen und die Neugestaltung des Platzes an der Altneugasse für 190 000 Euro sowie 38 500 Euro für den Passagenbau. Aus dem Fördertopf des Landesprogramms "Aktive Stadtzentren" fließen 411 000 Euro nach Wittlich. (cweb)