Passionsspiele in Wintrich: Tosender Applaus zur Premiere

Wintrich · In Wintrich haben die Zuschauer die Premierenvorstellung der Passionsspiele begeistert gefeiert. Schauspieler und Chor haben faszinierende Momente und mitreißende Szenen geboten. Doch es gibt bei dem 2000 Jahre alten Geschehen auch Verbindungen zur Gegenwart.

 Jesus feiert mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl.

Jesus feiert mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl.

Foto: klaus kimmling (m_mo )

Wintrich Tosender Applaus, Beifallrufe, minutenlanges Klatschen: 350 Zuschauer haben die Premiere der Passionsspiele in der Wintricher St.-Stephanus-Kirche begeistert gefeiert. Und das mit Recht. Vier Stunden haben 180 Laiendarsteller in dem zur Bühne umgebauten Altarraum die Geschichte der Leiden Christi und seiner Wiederauferstehung aufgeführt und dabei mit ihren überzeugenden Darstellungen für Gänsehaut erzeugende Momente gesorgt.

An der Spitze ist dabei der 19-jährige Jesus-Darsteller Jonas Merges zu nennen, dem man zu Anfang leichte Nervosität angemerkt hat, der aber mit andauernder Spieldauer immer sicherer wurde. Sein Spiel fand in der unheimlich intensiven Begegnung mit Satan, klasse dargestellt von Susanne Kessler, und in der Kreuzigungsszene seine Höhepunkte.

Hervorragend waren auch die Dialoge in allen Szenen, die mit viel Feinarbeit aufeinander abgestimmt sind, zum Beispiel bei den Sequenzen, in denen die Hohepriester beteiligt sind. Exemplarisch genannt sei hier die Szene, in der diese gemeinsam mit dem Volk den Tod Jesu fordern, mit den Rufen "Kreuziget ihn, ans Kreuz mit ihm" und Pontius Pilatus zunächst zögert, aber dann diesem Ruf folgt. Die Laienschauspieler aus Wintrich und den umliegenden Orten zeigen Theaterspiel auf hohem Niveau.
Überhaupt hat man allen Darstellern anmerken können, dass sie ihre Rollen nicht nur einfach spielen, sondern verkörpern, dass sie sich in der einjährigen Vorbereitung der Passionsspiele mit ihren zahlreichen Proben mit den biblischen Figuren identifizieren.

Gerade den Schauspielern, die die zweifelnden Figuren wie den verräterischen Judas (Dirk Kessler) oder den verleugnenden Simon Petrus (Reinhold Beicht) darstellen, gelingt es, deren inneren Zwiespalt überzeugend darzustellen. Hinzu kommt ein 60 Sänger starker Chor, der unter der Leitung von Lothar Scheid das Schauspiel auf der Bühne oft mit kurzen, aber stets äußerst gefühlvollen und mitreißenden Chorsätzen unterstützt. "Wir haben mit den jungen Schauspielern wie den Jesus-Darstellern erfolgreich einen Generationswechsel eingeleitet", freut sich Spielleiter Dirk Kessler. Gibt es auch aktuelle Bezüge zu den Lehren und zum Leidensweg Christi vor 2000 Jahren? Kessler, der auch Ortsbürgermeister ist, bejaht dies. "Jesu hat die Gier nach Geld angeprangert", sagt er zur Eröffnung der Premiere. Es sei die gleiche Gier, die auch das Atomunglück von Fukushima möglich gemacht habe. Als Aufdecker von Fake-News sei Jesus mundtot gemacht worden. Viele Politiker versuchten heute zudem, den kurzfristigen Weg zu gehen, um Wählerstimmen zu bekommen, mahnt Kessler.

Auch Josef Lang, Generalsekretär der Dachorganisation Europassion, der sich 90 Spielorte in 16 Ländern angeschlossen haben, hat bei seiner Ansprache während der Premierenfeier mahnende Worte gefunden. "Europa ist dabei, seine christlichen Wurzeln zu verlieren. Wir sind dabei, Missionsland zu werden", sagt er. Menschen kümmerten sich zu wenig um die Verlierer und machten zu wenig, um die Fluchtursachen zu bekämpfen. "Wenn Jesus heute käme, er hätte das gleiche anzuprangern wie damals." Zwar würde Jesus heute nicht mehr gekreuzigt, "aber es gibt Facebook, um andere fertig zu machen."

Die Passionsspiele werden bis 21. Mai mit Ausnahme des Oster- und des Kommunionwochenendes jeweils freitags, samstags und sonntags aufgeführt. Karten: www.ticket-regional.de oder unter www.passionsspiele-wintrich.deExtra

 Jesus, gespielt von Jonas Merges, auf dem Ölberg.

Jesus, gespielt von Jonas Merges, auf dem Ölberg.

Foto: Klaus Kimmling (m_mo )
 „Kreuziget ihn, ans Kreuz mit ihm“: Die Premiere der Passionsspiele Wintrich stieß beim Publikum auf große Begeisterung. TV-Fotos (4): Klaus Kimmling

„Kreuziget ihn, ans Kreuz mit ihm“: Die Premiere der Passionsspiele Wintrich stieß beim Publikum auf große Begeisterung. TV-Fotos (4): Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling (m_mo )
 Spielleiter Dirk Kessler spielt den Judas.

Spielleiter Dirk Kessler spielt den Judas.

Foto: klaus kimmling (m_mo )

Urban Lamberty, Zeltingen-Rachtig: "Es gefällt mir super, ich bin begeistert. Es ist ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Ich hatte nicht gewusst, dass die Kirche als Bühnenraum umgebaut wird." Petra Kneppel aus Morbach: "Es ist toll aufgeführt und unheimlich beeindruckend, wie alle Beteiligten so etwas auf die Beine stellen. Zudem ist die Organisation der Veranstaltung sehr gut. Leider muss ich auf meinem Platz in den hinteren Reihen sehr aufpassen, damit ich alles verstehe." Leo Wächter, Beigeordneter der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues: "Die Aufführung ist absolut professionell. Es ist zu erkennen, dass es den Laienschauspielern viel Freude bereitet, das Stück aufzuführen. Die Begeisterung der Darsteller ist für mich spürbar." Gerhard Zimmer aus Graach: "Die Aufführung ist hervorragend. Vor allem der Chorgesang gefällt mir sehr gut. Da sind ganz besondere Stimmen dabei." Maurice Kinn aus Piesport: "Mir gefällt die Aufführung sehr gut, ich war bei der vorherigen vor fünf Jahren schon dabei. Die Themen sind sehr gut umgesetzt, zum Beispiel in der Szene, in der Jesus verurteilt und an den Pranger gestellt wird."

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