Strukturreform Kirche „Wir wollen nicht die Vorturner sein“ – Wie das neue Leitungsteam des pastoralen Raums Wittlich seine Aufgabe versteht

Wittlich · Aus der Fläche des ehemaligen Dekanats ist ein neuer Pastoraler Raum entstanden, der von einem dreiköpfigen Team um Dekan Matthias Veit geleitet wird. Das Team unterstützt die Pfarreien dabei, die Synode umzusetzen und Kirche in eine „gute Zukunft“ zu führen. 

 Nicole Claire Heckmann, Pastor Matthias Veit und Marco Brixius (v.l.) sind das neue Leitungsteam des pastoralen Raums Wittlich.

Nicole Claire Heckmann, Pastor Matthias Veit und Marco Brixius (v.l.) sind das neue Leitungsteam des pastoralen Raums Wittlich.

Foto: Bents Christina

Vieles ist momentan bei der katholischen Kirche im Umbruch. Zwischen dem Spannungsfeld weniger Gläubige, weniger Personal, aber mehr Qualität will man die Kirche in eine gute Zukunft führen. Dazu hatte die Synode getagt und jetzt ist es an der Zeit, die Dinge, die dort beschlossen wurden, umzusetzen. Im Pastoralen Raum Wittlich, der dasselbe Gebiet wie das ehemalige Dekanat umfasst, werden jetzt erste Änderungen spürbar.

Am kommenden Wochenende wird in einem feierlichen Gottesdienst das neue Leitungsteam eingeführt (siehe Extra). Es besteht aus den drei Hauptamtlichen: Nicole Claire Heckmann, die unter anderem als Gemeindereferentin in Trier in der Pfarrei „Heilige Edith Stein“ tätig war und als Referentin für den Diözesan-Caritasverband gearbeitet hat. Marco Brixius ist Bank-Betriebswirt und hat als Dozent bei der Genossenschaftsakademie gelehrt, sowie Pastor Matthias Veit, der seit 31 Jahren Priester ist und seine erste Pfarrstelle in Osann-Monzel, Maring-Noviand und Kesten hatte. Zudem war er Dechant im Dekanat Bernkastel und später im Dekanat Mayen-Mendig. Seit 2021 ist er Pfarrer in Wittlich.

Wie das neue pastorale Leitungsteam Wittlich arbeiten  will und darf

Kirchenrechtlich hat der Dekan die Leitung, aber er hat kein Vetorecht. Dazu Matthias Veit: „Wir werden im Leitungsteam gleichberechtigt entscheiden und uns die Verantwortung teilen. Das sollen transparente Prozesse sein und keine Entscheidungen aus dem stillen Kämmerlein. Diese Kultur wollen wir umsetzen.“

Ausgestattet sind sie gegenüber dem ehemaligen Dekanat mit mehr Eigenständigkeit. Der pastorale Raum wird eine eigene Rechtspersönlichkeit sein, es gibt eine größere Autonomie. Dazu sagt der Dekan: „Wir sind nicht am Gängelband der Diözese oder des Bistums.“ Die Seelsorge wie Taufen, Messen oder die Kommunion bleiben in den Pfarreien und Pfarreiengemeinschaften. Die Gemeinden behalten auch ihre Verwaltungsräte.

Inhaltlich ist den Dreien klar, dass sie „nicht die Vorturner sein wollen“, wie es Marco Brixius ausdrückt, sondern man will die Gemeinden unterstützen, wie sie mit weniger Personal die Qualität steigern können. „Wir müssen die Menschen wieder besser erreichen, auch für die 90 Prozent da sein, die nicht regelmäßig einen Gottesdienst besuchen. Die Menschen sehnen sich nach Gemeinschaft und nach dem, was ihnen Kirche geben kann.“ Matthias Veit ergänzt: „Dabei gibt uns die Welt die Themen vor. Im vergangenen Jahr die Flutkatastrophe, in diesem Jahr der Krieg. Da wollen wir sichtbar werden, uns einbringen und Menschen zusammenbringen. Aus den Gemeinden kommt da sehr viel, oft von Ehrenamtlichen, die beispielsweise sagen: ‚Wir wollen ein Friedensgebet‘.“

Warum nicht nur der Pastor Beerdigungen halten wird

Wichtig ist ihnen, dass die Kirche sich den Realitäten anpasst. Ein Beispiel dafür ist die sich ändernde Bestattungskultur, die individueller wird. „Da sind Beziehungen wichtig, auf die Wünsche der Angehörigen eingehen, die einen wollen etwa eine Messe, andere nur eine Zeremonie auf dem Friedhof. Und die Nachsorge darf nicht vergessen werden“, sagt Marco Brixius. Seine Kollegin ergänzt: „Die Personen, die dafür besonders geeignet sind, sollen das machen. Das kann, muss aber nicht der Pastor sein.“ Wichtig ist es dem Leitungsteam, diese Themen nicht aus einem Mangel heraus anzugehen, sondern aus den verschiedenen Interessen und Talenten.

Dass viel Arbeit auf sie zukommt, wissen sie, aber sie halten es mit dem Kirchenlehrer Thomas von Aquin: „Für Wunder soll man beten, für Veränderungen muss man arbeiten.“

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