Menschen „Pralinen möchte ich keine“

Großlittgen · Er zieht Mecklenburg den Malediven vor, sympathisiert mit Borussia Dortmund, ist leidenschaftlicher Autor und engagiert sich für Kinder im Südsudan: Heute wird Pater Stephan Senge, der letzte Zisterziensermönch in Himmerod, 85 Jahre alt.

 Pater Stephan Senge, der letzte Zisterziensermönch in Himmerod, wird 85. Das Foto zeigt ihn vor einem Wandteppich mit Motiven aus dem Südsudan, wo er sich für Kinder und Bildung engagiert.

Pater Stephan Senge, der letzte Zisterziensermönch in Himmerod, wird 85. Das Foto zeigt ihn vor einem Wandteppich mit Motiven aus dem Südsudan, wo er sich für Kinder und Bildung engagiert.

Foto: TV/Petra Willems

Als die Zisterzienser die Abtei Himmerod verließen, ist einer von ihnen geblieben: Pater Stephan. Der Mönch lebt seit 61 Jahren in der Eifel, am heutigen Freitag feiert er hier seinen 85. Geburtstag. Und das wird natürlich gewürdigt in Himmerod, heute und am morgigen Samstag: Am Freitag wird ab 19 Uhr einen Gottesdienst „mit viel Musik“, wie Pater Stephan sagt, in der Pfortenkapelle gefeiert, anschließend ist eine Abendmusik um 21 Uhr in der Abteikirche. Am Samstag ist um 10 Uhr eine Matinée, unter anderem mit der Pianistin Roswitha Aulenkamp („Sie spielt fantastisch.“). Lange Reden seien nicht geplant, so Pater Stephan. 

Angemeldet zu seiner Feier haben sich, so der Jubilar, „viele, viele Freunde“, auch aus der Umgebung, und alle mit Interesse an Himmerod.  Mehr als 100 Gäste werden erwartet, die Gästezimmer in der Abtei waren schneller ausgebucht, als die Rückmeldungen eintreffen konnten. Musik macht Pater Stephan auch selbst gerne, „Klavier und so“, sagt er und lacht. Auch bei seinen Wanderungen und Meditationen sei immer Musik dabei. Und dann schreibt der Zisterzienser, der sich selbst als vergesslich bezeichnet, leidenschaftlich gerne, vor allem Bücher, mehr als 30 sind es mittlerweile, die meisten davon handschriftlich verfasst. Sein neuestes Buch, das erste seit langem, wird am morgigen Samstag nach der Matinee vorgestellt, etwa ein Vierteljahr habe er daran gearbeitet, „zwischendurch, neben all den anderen Dingen“. Der gebürtige Hannoveraner ist auch Mitglied der europäischen Autorenvereinigung Kogge, die in Himmerod tagt.

Besondere Geschenke zu seinem Geburtstag möchte Pater Stephan nicht. Zumindest nicht für sich selbst. Vielmehr für seine Initiative im Südsudan (siehe Info), wo er häufig hinreist, und für Himmerod natürlich. „Ich komme grade erst aus dem Südsudan zurück und war etwa drei Wochen dort“, erzählt er. Vor 20 Jahren habe er in dem afrikanischen Land eine Initiative gegründet, um Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen und dafür zu sorgen, dass „Schule stattfindet in einem Land, wo Krieg und Gewalt herrschen“. Obwohl der Pater gerne Süßes esse, möchte er davon nichts am heutigen Tag: „Pralinen möchte ich keine“, sagt er. Allerdings freut sich der Mönch, der gerne mal ein Fußballspiel schaut und sich freut, wenn Bayern München mal verliert und Borussia Dortmund, mit denen er nach eigener Auskunft sympathisiert, gewinnt. In den Südsudan reist Pater Stephan mit dem Flugzeug, generell nutzt der Jubilar aber lieber den Zug für seine Reise und findet Mecklenburg viel schöner als die Malediven (“Dort werden die Christen verfolgt. Wussten Sie das?“).

An Ruhestand denkt Pater Stephan trotz seiner jetzt 85 Jahre  noch lange nicht. „Ruhestand? Was ist das? Was soll ich denn dann machen?“, sagt er und grinst verschmitzt. „Um Himmels Willen nein! So lange wir noch etwas tun können, ist das doch schön.“ Und fährt fort: „Man muss dankbar sein, dass Gott uns so viele Jahre schenkt. Wir müssen dankbar sein, dass wir weiter handeln können. Die ewigen Wohnungen gibt es auch noch später.“

Das neue Buch „Von der versteckten Freude – autobiografische Skizzen“ von Pater Stephan Reimund Senge, so sein vollständiger Name, ist im Verlag Himmerod-Druck erschienen. Pater Stephan wird daraus am Mittwoch, 10. April, im Pianohaus Marcus Hübner in Trier, Theodor-Heuss-Allee 14, ab 18.30 Uhr lesen. Interessenten sind willkommen, Anmeldung per E-Mail an
  info@klavierbauer.de.

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