Paul Geiters Flötentöne bei der Feuerwehr

WEHLEN. Seit 70 Jahren flötet Paul Geiter in der Freiwilligen Feuerwehr Wehlen. Für sein Engagement wurde er mit der Ehrennadel Gold "70" mit Diamant und dem Ehrenbrief der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände (BDMV) ausgezeichnet (der TV berichtete).

Bescheiden wie er ist, will Paul Geiter nicht im Mittelpunkt stehen - und schon gar nicht als Hauptperson im TV. Doch er lässt sich überreden und freut sich, über die Anfänge des Spielmannszuges, seine vielen Erlebnisse als Flötist in der Kapelle und auch als aktiver Feuerwehrmann zu berichten. 1936 trat der Wehlener, der bald seinen 80. Geburtstag feiert, als Querflötenspieler mit befreundeten Nachbarjungen in den Spielmannszug ein. Damals war der kleine Paul zehn Jahre alt. "Ich kann mich noch gut an die ersten Lehrstunden erinnern", blickt Geiter zurück. "Die Proben fanden mit dem Stabführer in einer Backstube der ehemaligen Bäckerei Bergweiler in der Langgasse statt", erzählt er. "Noten kannten wir Anfänger nicht, gespielt wurden leichte Märsche nach Gehör - und wir haben genau auf die Finger der Kameraden geschaut." Das Lied von der "Berliner Pflanze" hätten sie "schnell draufgehabt, lacht Geiter. "Und ich spiele heute noch nach Gehör", gibt der versierte Flötist zu. Der Zweite Weltkrieg, aus dem einige Kameraden nicht mehr zurückkehrten, machte der Musik ein Ende. Auch Paul Geiter wurde mit 17 Jahren einberufen und erlebte Jahre in amerikanischer und französischer Gefangenschaft. Wann genau der musikalische Neuanfang begann, kann Paul Geiter nicht mehr sagen, "aber wir waren acht bis zehn Ehemalige, die sich wieder in den Dienst des Spielmannszuges stellten". Anfangs gab es wieder keinen geeigneten Übungsraum, aber Not macht erfinderisch. So wurde in einer Stellmacherei (Wagenbauerei) fortan kräftig Flöte geblasen und getrommelt. Mit entsprechendem Alter waren die jungen Spielmannsleute auch als aktive Wehrmänner tätig. Die Zeiten waren hart, auch für die Wehrleute. "Monatlich traf sich die Truppe noch vor der sonntäglichen Frühmesse um acht Uhr zur Feuerwehrübung", betont Geiter. Mit dem Horn ging einer durchs Dorf und "trommelte" die aktiven Kameraden zusammen. Die Feuerwehr bestand aus einer großen Zahl von Männern, denn bevor es Motorspritzen gab, musste das nötige Wasser aufwändig aus der Mosel gesaugt werden. An der großen Pumpe brauchte man jede Menge Hände. Für die Flötisten und Trommler unter den Floriansjüngern hieß und heißt es, doppelt aktiv zu sein. Waren es früher nur Flöten und kleine Trommeln, so gehören heute die dicken Trommeln und die Lyra mit zur Besetzung. Dann nimmt Geiter fast "ehrfürchtig" eine alte Holzflöte aus dem Lederfutteral. Das Instrument spielte sein Patenonkel Anton Geiter. Es stammt aus der Zeit noch vor 1900 und trägt eine Regiments- und Heeresnummer. Ein Nachweis dafür, dass Soldaten aus dem kaiserlichen Heer den damaligen Spielmannszug bereits um die Jahrhundertwende gründeten. Die Menge alter Fotos, die Geiter stolz zeigt, zeugen vom regen musikalischen Leben in der Wehlener Wehr. Auch die Fahne hat der ehemalige Raumausstatter 1983 selbst gefertigt. Wenn Geiter von den vielen Auftritten erzählt, gerät er ins Schwärmen. Der erste öffentliche Auftritt in großem Rahmen war das Wehlener Feuerwehrfest im Jahr 1952. Da sorgten noch alleine die Männer für die Flöten- und Trommeltöne, bevor 1980 das erste Mädchen den Einzug der Frauen ins Männer-Regiment einläutete. Nachwuchssorgen sind für den Wehlener Spielmannszug ein Fremdwort. Alt und Jung zwischen zehn und 80 Jahren sind mit Spaß dabei. Lang ist die Liste der Auftritte im Heimatort und über die Grenzen hinaus - von der Teilnahme an Wein- und Kreisfeuerwehrfesten bis zur Landesgartenschau in Trier. Auch Vierbeiner können von der musikalischen Begleitung der Wehlener Spielleute ein "Lied muhen". Bei einem ihrer jährlichen Wochenendausflüge machten die Wehlener Station in Pfronten im Allgäu und erlebten dort den traditionellen Vieh-Abtrieb. "Spontan stellten wir Musiker uns auf der Festwiese auf, gaben Kostproben unseres Könnens und gaben anschließend den Kühen musikalisches Geleit", lacht Geiter. Bei soviel Freude an der Musik denkt Geiter auch noch nicht ans Aufhören. So lange er kann, will der fast 80-Jährige als der Älteste in der Truppe weiter mitblasen.

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