Pendler nehmen weite Wege in Kauf

Kreis Birkenfeld · kein Job in der Region, aber die Familie wohnt auf dem Land. Vor diesem Problem stehen viele Menschen in der Region. Um ihre Heimat nicht aufzugeben, pendeln sie jeden Tag viele Kilometer zwischen Arbeitsstätte und dem eigenen Heim.

Kreis Birkenfeld. Oberflächlich betrachtet lesen sich die Zahlen für den Landkreis Birkenfeld im neuen Pendlerbericht der IHK Koblenz recht erfreulich: Mit 476 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen je 1000 Personen im erwerbsfähigen Alter liegt unsere Region im oberen Durchschnitt, weist einen höheren Wert auf als viele andere Landkreise im nördlichen Rheinland-Pfalz. Die Auspendlerquote von 32 Prozent (9025 Personen) und die Einpendlerquote von 22 Prozent (5513 Personen) sind so niedrig, dass der Kreis insgesamt die geringsten Pendlerverflechtungen im IHK-Bezirk aufweist. Der Auspendlerüberschuss von 3512 Personen ist relativ gering. Das Arbeitsplatzangebot in der Region ist nach Einschätzung von Thomas Wild, Geschäftsstellenleiter der IHK in Idar-Oberstein, aber nur eine Erklärung dafür: "Entscheidend ist der Bevölkerungsrückgang. Viele Menschen, die beispielsweise in den Regionen Rhein-Main oder Rhein-Neckar Arbeit finden, ziehen dorthin um und tauchen dann auch nicht mehr in der Pendlerstatistik auf." Für den Verbandsvertreter ergibt sich daraus dringender Handlungsbedarf in Sachen Infrastruktur: "Eine bessere Verkehrsanbindung könnte dazu führen, dass Anreize wie die günstigen Immobilienpreise zum Tragen kommen und mehr Menschen in der Region gehalten werden können." Als vorrangiges Ziel nennt Wild dabei die Ortsumgehungen Martinstein und Hochstetten-Dhaun an der B 41 in Richtung Bingen: "Diese Projekte sind für uns fast noch wichtiger als für den Kreis Bad Kreuznach."
Viele ziehen auch um



Ein Blick auf die Zahlen im Pendlerbericht scheint diese Einschätzung zu bestätigen. 1914 Erwerbstätige, 21,2 Prozent aller Auspendler aus dem Kreis Birkenfeld, sind im östlichen Nachbarkreis Bad Kreuznach beschäftigt, nutzen also meist die B 41, wenn sie nicht mit dem Zug zur Arbeit fahren. Von den 9025 Auspendlern aus dem Kreis haben allerdings nur 5507 eine Arbeitsstelle in den Gebieten, die in der Studie aufgeschlüsselt ist: den angrenzenden Landkreisen sowie den anderen Regionen im Gebiet der IHK Koblenz. Der große Rest nimmt Arbeitswege in Gebiete auf sich, die im Pendlerbericht nicht erfasst sind. 3518 Erwerbstätige, das sind 39 Prozent aller Auspendler, gehören zu dieser Gruppe. Dass sie vorwiegend im Rhein-Main-Gebiet sowie den Regionen Trier und Saarbrücken arbeiten, lässt sich nur vermuten. Relativ hoch ist auch der Anteil der Auspendler, die im Rhein-Hunsrück-Kreis (12,3 Prozent), im Kreis St. Wendel (11,1) oder im Kreis Bernkastel-Wittlich (10,8) arbeiten. Auch unter den 5513 Einpendlern, die im Kreis Birkenfeld arbeiten, kommt mit 27,7 Prozent ein großer Teil nicht aus den Nachbarkreisen oder dem übrigen Gebiet der IHK. Hinzu kommen 1465 Einpendler aus dem Kreis Bad Kreuznach (26,6 Prozent), 907 aus dem Kreis St. Wendel (16,5) und 833 aus dem Kreis Kusel (15,1) - bei gleichzeitig nur 239 Auspendlern in diese Richtung.

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