Perspektive für eine Belebung der Innenstadt

Die befürchteten Rundfahrten sind ausgeblieben, Unfälle im Zusammenhang mit der Öffnung der Ex-Fußgängerzone für den Verkehr auch: Vor genau einem Jahr endeten jahrelange Debatten um die Wittlicher Neustraße mit der Einbahnstraßenregelung an Werktagen.

 Schnittstelle: Die einzige direkte Zufahrtsmöglichkeit von der Oberstadt zur Innenstadt bietet die Neustraße. TV-Foto: Klaus Kimmling

Schnittstelle: Die einzige direkte Zufahrtsmöglichkeit von der Oberstadt zur Innenstadt bietet die Neustraße. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Sie hielten ein rot-weißes Band und klatschten, als das erste Auto kam. Dann gab es Sekt. So war das vor einem Jahr am oberen Ende der Neustraße zum Tag eins der Öffnung der Ex-Fußgängerzone für den Verkehr. Seither darf der von sechs bis 20 Uhr wochentags in Schrittgeschwindigkeit gen Marktplatz rollen.

Vollsperrung seit 1993, Öffnung 2008 beschlossen



Links und rechts hat die Stadt Parkplätze eingerichtet, und abends wird der Sperrpfosten da hochgeklappt, wo das Empfangskomitee am 9. Februar 2009 wartete. Mit dabei waren die Geschäftsleute Michael Scheid und Hans Gelz. Die beiden hatten eine Unterschriftenaktion initiiert: 1400 Menschen hatten sich dabei für ein Ende des Fußgängerzonenstatus ausgesprochen. Im November 2008 beschäftigte sich dann der Stadtrat zum wiederholten Male mit der Straße und beschloss mit der Mehrheit von CDU, FWG und FDP sowie vereinzelten SPD-Stimmen die heutige Regelung. Deren Gegner hatten Angst vor Abkürzungs- und Durchgangsverkehr sowie Gefahren für Radfahrer und Fußgänger. 400 Fahrzeuge inklusive Zweiräder nutzen laut einer städtischen Statistik seither diesen Weg in die Stadt und zwar unfallfrei, so die Polizei. "Auf keinen Fall ist das befürchtete Verkehrschaos eingetreten. Auch die Geschwindigkeitsübertretungen sind nicht außergewöhnlich hoch", sagt Jürgen Riemann, Polizeiinspektion Wittlich. Mittlerweile hat der Stadtrat Folgebeschlüsse getroffen, die ohne die Öffnung der Straße nicht möglich gewesen wären: Im Zuge des sogenannten Passagen-Projekts zwischen Neustraße/Altneugasse/Burgstraße soll eine Tiefgarage entstehen, die von der Neustraße angefahren werden kann. Für verbesserungswürdig halten Michael Scheid und Hans Gelz die Schrankenregelung, zumal die dadurch erforderliche Sackgassenbeschilderung für die Abendstunden zur Verunsicherung beitrage.

Wie steht es um Ziele wie mehr Kunden und eine Belebung der Innenstadt? Hans Gelz sagt: "Die Kundenfrequenz konnte deutlich erhöht werden." Außerdem sei, so Michael Scheid, "die zarte Pfanze Zuversicht, dass man auch nach 15 Jahren arroganter Politik etwas erreichen kann, wieder etwas gewachsen." Dabei gab es viele Unkenrufe: "Autos fahren Stoßstange an Stoßstange", "Es wird einen ewigen Kreisverkehr Neustraße über die Feldstraße zur Karrstraße zur Neustraße geben" oder "Fußgänger und Radfahrer können sich in der Neustraße nicht mehr fortbewegen". Die Realität sieht anders aus.

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