Pferde und Wäsche müssen durch die Gassen

Enkirch · Das Bleeschgässje und das Päadslängdsche sind Straßen in Enkirch. Etwa bis 1970 gab es in der Moselgemeinde durchgehende Nummerierungen vom Hinterdorf aus mit 1 beginnend und endend mit 500. Danach wurden Straßen umbenannt und Nummern neu vergeben. Ortshistoriker Dieter Georg erzählt ihre Geschichte.

Enkirch. "Wer sich mit Enkircher Straßennamen beschäftigt, der muss sich dabei auch mit dem Dialekt auseinandersetzen", dieses wichtige Detail erläutert Ortshistoriker Dieter Georg gleich vorweg. Damit geht es bei der Bleeschgässje nämlich schon los: Bleesche bedeutet Bleichen.
Dorf- geschichte(n)

 Aus Holz wurden viele Straßenschilder gefertigt – hier ist der Weg an die Mosel zu sehen, die Schreibweise weicht jedoch von der historischen ab (Foto links). Hier wurden früher die Treidelpferde entlang geführt: Am Gasthaus Zur Sonne war die Pferdewechselstation. TV-Foto: Claudia Szellas/privat

Aus Holz wurden viele Straßenschilder gefertigt – hier ist der Weg an die Mosel zu sehen, die Schreibweise weicht jedoch von der historischen ab (Foto links). Hier wurden früher die Treidelpferde entlang geführt: Am Gasthaus Zur Sonne war die Pferdewechselstation. TV-Foto: Claudia Szellas/privat



In der Tat brachten die Frauen des Ortes damals ihre Weißwäsche, die sie daheim in Bottichen mühevoll wuschen, durch dieses Gässchen, das die Verbindung von der Winkelstraße zur Mosel ist.
Dort wurde die weiße Wäsche zum Bleichen auf den Moselwiesen in die Sonne gelegt. Die Damen waren dabei stets mit einer Gieskanne Wasser ausgerüstet: Hiermit befeuchteten sie das frisch Gewaschene, damit die Sonne so richtig das Weiß und eventuell vorhandene Farbreste aus den Sachen herausbleichen konnte.
Das Gras auf den Bleichwiesen wurde dabei stets kurz gehalten, um die Wäsche optimal auslegen zu können.
Nahezu unaussprechlich für Uneingeweihte ist auch die Päads-Längdsche: Päad bedeutet Pferd und Längdsche heißt so viel wie "längs gebracht werden", und der Ausdruck "Pferdepfad" entspricht der Bedeutung im Allgemeinen. Hier wurden damals von der Sonnenstraße bis zur Mosel die Pferde entlanggeführt.
Das immer noch existierende Hotel mit Gästehaus Zur Sonne ist dabei früher das sogenannte Halfenhaus gewesen.
Hier war die Pferdewechselstation. Man geht davon aus, dass die Tiere dort auch untergebracht wurden. Die Treidelpferde dienten damals dazu, die Schiffe aus der Mosel an Land zu ziehen. Die Tiere hatten reichlich Arbeit zu verrichten, und so gehört zu diesem Straßen-/Gässchenzug auch der Tampengarten: Tampen wiederum bezeichnet im seemännischen Jargon das "Ende des Seils". Direkt am Wasser waren Pfade für die Treidelpferde, die die Schiffe "am Ende des Seils" die Mosel hochzogen.
Alle drei Straßenzüge zählen im Übrigen zu dem gern gewanderten Gässchen-Rundweg.

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