Pfingstrosen schmücken Todesschmeichler

Traben-Trarbach · "Meine Särge - auch das bin ich", sagt Heidi Bogner, vielseitig tätige Künstlerin aus Traben-Trarbach. Vor kurzem zeichnete eine hochrangig besetzte Jury beim "Bestattungen.de-Award 2012" einen von ihr bemalten Sarg aus. In der Kategorie "Die schönsten Särge Deutschlands" belegte der mit drei Pfingstrosen geschmückte Sarg bundesweit den achten Rang.

Traben-Trarbach. Der Award wurde im letzten Jahr von dem Bestatter-Online-Portal "Bestatter.de" ins Leben gerufen. Ziel des Preises ist es, das Thema Bestattungskultur näher an die Menschen heranzubringen. Das heißt, aus einem Tabuthema ein Thema werden zu lassen, das zum Leben gehört. Und ebenso gestaltbar ist wie andere Lebensbereiche.
Weltneuheit


"Ich gestalte und bemale Särge, weil ich die normalen Holzkisten zu traurig finde", sagt Heidi Bogner. Für sie selbst sei der Tod kein Tabu: "Wir sterben alle. Deshalb möchte ich dem besonderen Sarg für den besonderen Menschen eine positive Ausstrahlung geben." Wie mit den gemalten Pfingstrosen, die nicht nur farbenfroh leuchten, sondern auch noch himmlisch riechen. Denn Heidi Bogner hat ihrer von Rot, Gelb, Weiß und Grün geprägten bildlichen Ausdruckskraft einen weiteren Schmeichler für die Sinne hinzugefügt. "Eine Weltneuheit", wie sie sagt: Pfingstrosenduft. Mit dem hochkonzentrierten Öl aus Pfingstrosen besprengt, wird der Sarg zum so von Bogner beabsichtigten Gesamtkunstwerk ...
Sprudelnd kreativ


… und an dem arbeitet die Künstlerin und Diplom-Grafikerin bei all ihrem Schaffen. Expressiv gegenständlich sei ihre Kunst. Ohne feste Konturen. Denn der Fantasie der Betrachter müsse genügend Raum bleiben. Dabei wirke vieles leicht verschwommen wie unter Wasser. So wie im Leben, "da bleibt auch vieles verschleiert, kaum greifbar und doch begreifbar.
Als "durch und durch kreativer Mensch" fühlt sich Heidi Bogner an der Mosel heimisch. Ob sie historische Fassdauben mit bunten Flaschenmotiven bemalt oder florale Motive auf selbst bespannten Leinwänden von ganz klein bis wandgroß pinselt - ihre Farben sind bunt, leuchten warm und kräftig. Daneben sammelt die Künstlerin Mosel-Treibgut, aus dem in ihren Händen abstrakte Tierskulpturen entstehen. Auch entwirft sie Post- und Trauerkarten, Weinetiketten, designt Möbelstücke - und jetzt auch Särge.
"Meine Kunst, das bin ich"


Der Wettbewerbssarg ist der zweite von ihr entworfene. Den ersten versah sie mit weißen Lilien. Die Frau des darin Bestatteten meldete sich kurz nach dem Tod ihres Mannes. Kurz zuvor hatte ihm während eines Atelierbesuchs bei Heidi Bogner in Traben-Trarbach der Sarg so gut gefallen.
Die Künstlerin macht indes immer nur einen Sarg für einen Preis von jeweils 2650 Euro. "Bis ihn jemand kauft, denke ich, der steht für mich da", schmunzelt sie. "Alles was ich hier mache, ist so, wie ich es auch für mich wünsche." Sehr stolz sei sie als Fremde im Metier "über die super Anerkennung durch die Prämierung beim "Bestatter.de-Award". Die daraus gewonnene Motivation münzt sie direkt um in weiteren künstlerischen Anspruch: "Ich möchte Qualität. Meine Kunden sollen stolz sein, ein Objekt von mir zu besitzen. Denn meine Kunst, das bin ich."Extra

Heidi Bogner: Die Künstlerin und Diplom-Designerin stammt aus Traben-Trarbach. Nach ihrem Studium in Trier arbeitete sie drei Jahre in Berlin, um von dort in ihre Heimatstadt zurückzukehren. Bald gründeten sie und ihr Mann eine Familie. Ihre drei erwachsenen Kinder waren lange Zeit der Mittelpunkt ihres Lebens. Doch die Kunst gehörte immer dazu. So eröffnete sie das Galerie Café Heidi Bogner (An der Mosel 25) in einem alten Weingut. Im Stadtteil Trarbach (Moselstraße/Ecke Augustastraße) stellt sie in Schaufenstern aus. Dort steht auch der prämierte Pfingstrosen-Sarg. jo Mehr Infos unter: www.heidi-bogner.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort