Pflegeleicht – aber nicht anonym

LONGKAMP/KOMMEN. Der gesellschaftliche Wandel macht vor der letzten Ruhestätte nicht Halt. In Longkamp und Kommen soll dieser Entwicklung Rechnung getragen werden. Die Kirche begrüßt Rasengrabstätten, solange sie nicht anonym sind.

Es hat sich einiges geändert beim letzten Weg, den alle Menschen einmal gehen müssen. Die Zahl der Urnenbestattungen nimmt kontinuierlich zu. Auch die Zahl der Beerdigungen in den so genannten Friedwäldern steigt. Es gibt aber noch eine weitere Erscheinung, die nichts damit zu tun hat, ob ein Sarg oder eine Urne verwendet wird. Weil sich familiäre Bindungen lockern oder Angehörige nicht vor Ort sind, ist die Grabpflege oftmals nicht gewährleistet.Beide Gemeinderäte begrüßen die Pläne

Das ist auch in den Dörfern der Fall: zum Beispiel in Longkamp. "Da gibt es schon einige Schandflecke", sagt Ortsbürgermeister Hans Herrmann. Einige Gräber seien deshalb schon vor Ablauf der Ruhezeit abgeräumt worden, erläutert er. Deshalb soll auf dem Friedhof, der auch von der Nachbargemeinde Kommen benutzt wird, ein Feld mit Rasengrabstätten hergerichtet werden. Dort finden Särge und Urnen ihren Platz. Beide Gemeinderäte stehen dem Ansinnen positiv gegenüber. Es gab zu dieser Thematik auch schon eine gemeinsame Sitzung. Wie in diesem Fall vorzugehen ist, regelt eine Satzung der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues. Danach wird als Grabmal eine steinerne Tafel mit einer maximalen Größe von 60 mal 40 Zentimetern vorgeschrieben. Die Tafel wird mit Namen, Geburts- und Sterbedatum des Verstorbenen versehen. Das ist der Hauptunterschied zu anonymen Grabfeldern, die ebenfalls im Kommen sind. Die Gemeinden bestellen die einheitlichen Tafeln. Sie werden so in die Gräber eingebaut, dass es möglich ist, mit dem Rasenmäher drüberzufahren. Die Pflege und das Mähen übernimmt ebenfalls die Gemeinde. Für eine Ruhezeit von 20 Jahren fallen 2650 Euro an Kosten an. Das hört sich auf den ersten Blick nach viel Geld an. Da aber für einen halbwegs vernünftigen Grabstein schon 2000 bis 4000 Euro anfallen, relativiert sich der Betrag. Und zusätzlich entfallen die Kosten für jedwede Grabpflege durch die Angehörigen. "Für die Leute ist das natürlich etwas Neues, wir müssen noch Aufklärung betreiben", sagt Hans Herrmann. "Grundsätzlich kommen wir aber an Rasengrabstätten nicht mehr vorbei", fügt er hinzu. Auf dem Longkamper Friedhof ist genügend Platz dafür vorhanden. Die vorgesehene Fläche ist zirka 350 Quadratmeter groß. Der Friedhof ist nicht nur den Bürgerinnen und Bürgern aus Longkamp und Kommen als letzte Ruhestätte vorbehalten. Auch Auswärtige können dort beerdigt werden. Allerdings muss vorher das Einverständnis der Gemeinde eingeholt werden. Das kann im Eilverfahren geschehen, sagt Herrmann. Er hofft, dass die Rasengrabfläche im kommenden Jahr in Anspruch genommen werden kann. "Die Kirche begrüßt das, so lange die Tafeln mit den Namen der Verstorbenen versehen werden", sagt Dechant Matthias Veit (Dekanat Bernkastel). Weil die Grabpflege entfällt, hofft er, dass sich wieder mehr Leute für eine Sargbestattung entscheiden. "Das ist die vornehmste Art der Bestattung", sagt er.

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