Pigott, der Provokateur und die Puppe

Stuart Pigott ist ein bekannter Weinkritiker und Weinautor. Und er hat ein ganz besonderes Faible für die Mosel und deren edlen Gewächse. Schreibt er über die hochkarätigen Steillagen-Rieslinge und über die einzigartige Kulturlandschaft, kommt er regelmäßig ins Schwärmen.

Dass die Mosel wieder weltweit Renommee gewonnen hat, ist auch ein wenig sein Verdienst.

Pigott ist auch ein Streiter gegen die Hochmoselbrücke bei Ürzig. Das hat er schon oft und in aller Deutlichkeit kundgetan.

Pigott ist aber auch als exzentrischer Selbstdarsteller bekannt, der sich gerne inszeniert und der oft provoziert. Auch deshalb ist er so bekannt.

Kürzlich hat er aber in einem Video-Interview in einem Wein-Blog eine Aussage getroffen, die nicht hinnehmbar ist. Pigott fordert zum Aufstand gegen Ministerpräsident Beck auf. Zitat: "Ich rufe zu einem großen Aufstand auf. Ich rufe dazu auf, alle Mittel zu nutzen, außer der Gewalt. Warum nicht eine Figur von Ministerpräsident Kurt Beck öffentlich verbrennen? Bis zu diesem Punkt finde ich alles gut, alles gerecht."

Eine Politiker-Puppe verbrennen - das geschieht gelegentlich im Iran, wenn Fanatiker voller Wut die Bürger aufstacheln wollen. Herrn Pigott sei gesagt: Provozieren ist in Ordnung, aber eine Person entwürdigen, das geht zu weit. Pigott unterstellt in dem Interview der Region Mosel ferner eine mangelnde demokratische Reife. Viele Winzer hätten Angst, "das Maul aufzumachen" und zu sagen, wie schlimm sie das Projekt Hochmoselbrücke finden.

Herrn Pigott sei gesagt: Die Entscheidung für den Bau der Brücke muss einem nicht gefallen, aber sie ist in einem demokratisch-rechtsstaatlichen Verfahren getroffen worden. Kein Gemeinderat, kein Verbandsgemeinderat, kein Kreistag oder Landtag hat sich dagegen ausgesprochen. Und unabhängige Gerichte haben die Rechtmäßigkeit des zweifelsohne umstrittenen Großprojekts bestätigt. Das ist Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.

Lieber Herr Pigott, schreiben Sie weiter über die tollen Mosel-Rieslinge, aber zündeln Sie nicht. Als vielgelesener Autor haben Sie auch eine Verantwortung.

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