Plaat, wie et en Räil on da Musel gereed gett

Reil · Bis Ende dieses Jahres kommen zwei Wörterbücher heraus, die sich ausschließlich mit dem Reiler Dialekt befassen. Rudolf Hochscheid hat sich diese Mühe gemacht. Seit fünf Jahren sammelt und ordnet er Wörter und Ausdrücke seiner Muttersprache. Her ausgekommen ist eine bemerkenswerte Sammlung.

 5500 Wörter auf Reiler Platt hat Rudolf Hochscheid in den vergangenen Jahren zusammengetragen. TV-Foto: Winfried Simon

5500 Wörter auf Reiler Platt hat Rudolf Hochscheid in den vergangenen Jahren zusammengetragen. TV-Foto: Winfried Simon

Reil. Ein Knousat ist ein Geizkragen, ein Lousat ein Frechdachs und ein Dreakhommel ein Schmutzfink. Wer nach Reil kommt und sich nicht beträgt, muss damit rechnen, mit solchen Wörtern angesprochen zu werden.
Der Auswärtige wird aber kaum auf die Idee kommen, dass man ihn gerade beschimpft. Zu sehr unterscheidet sich der Dialekt vom Hochdeutschen. Das gilt besonders für Schimpfwörter. Ein Berliner, der den Menschen auf die Nerven geht, kann wohl kaum etwas mit der Bezeichnung Läitsgehäija anfangen.
5500 Wörter auf Reiler Platt hat Rudolf Hochscheid in den vergangenen fünf Jahren zusammengetragen. Jetzt stehen zwei Bände vor der Fertigstellung. Sie sollen Ende dieses Jahres herauskommen. Der erste Band ist ein Wörterbuch von A bis Z. Auf genommen hat er nur Wörter, die sich so stark unterscheiden, dass beim Hören dieser Wörter im Dialekt eine Verbindung zum passenden Wort im Hoch deutschen nicht sofort möglich ist.
Den zweiten Band hat er thematisch gegliedert. Darin nimmt sich der 66-jährige Rentner unter anderem Vornamen, Zahlen, Zeitangaben, Maße, Schimpfnamen, Alltagsbegriffe und typische Redensarten vor. Der Leser erfährt, dass in Reil ein Klaus/Nikolaus Kläss, Kloas, Kläsjae, Nikkel oder Nikkela genannt wird. Ein Martin ist dä Meeates und ein Ferdinand dä Fädd.
Interessant: Im Moselfränkischen gibt es das Wort nehmen nicht. Der Dialekt kennt nur das Wort holen. Beispiel: "Wir nehmen es, wie es kommt" wird zu "Ma hullen et, wie et kimmt".
Der bevorzugte Buchstabe im Reiler Platt ist das "ä". Das Brett ist "daat Brääd", die Taufe wird zur "Dääf", und zu Wein sagen die Reiler "Wäi".
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In Reil kennt man ferner das "Houswääsje" (Hausfrau). Es kommt auch in dem Reiler Fastnachtslied vor.
Natürlich spielen Begriffe für die Weinbergsarbeiten in einem Moselort eine wichtige Rolle. Jetzt geht so manch alter Winzer kroude (Unkraut jäten), offbänne (das Laub heften) oder reare (den Weinbergsboden mit der Hacke bearbeiten, um ihn aufzulockern).
Hochscheid hat sich Literatur besorgt und im Internet recherchiert. "Am wichtigsten ist aber, mit den Leuten zu reden und alles gleich aufzuschreiben", sagt er. Und dabei stößt er immer noch auf Begriffe, die er noch nicht notiert hat.

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