Plattener Deiwel sind heiß auf Touristen

Platten · Kröv hat seinen Nacktarsch, Zell seine schwarze Katz - und Platten ist den Pakt mit dem Teufel eingegangen. Der soll das Geschäft mit dem Tourismus weiter anfeuern.

Platten. Er grinst verschmitzt, als könnte er kein Wässerchen trüben. Den Dreizack lässig über der Schulter, thront er über einem Weinglas. Dieser Teufel fühlt sich wohl - inmitten des neuen Logos der Gemeinde Platten. Ab jetzt heißt es: "Platten - teuflisch gut!"
Was macht uns einzigartig? Mit dieser Frage begann die Suche nach dem neuen Slogan für den Ort. Ein neuer Flyer sollte her, mitgestaltet von den Einwohnern selbst, keiner anonymen Werbeagentur.
Also haben die Plattener zunächst ihre Gäste gefragt, warum sie ihren Urlaub bei ihnen verbringen. Die Antwort: die gute Anbindung, die zentrale Lage, der Wein, die Wander- und Radwege.
All dies findet sich daher in Wort und Bild im neuen Flyer wieder.
Aber was die Plattener so richtig einzigartig macht, ist nunmal die Geschichte vom Däwel. Da der Ort bis 1793 zur Pfarrei Kirchhof in Altrich gehörte, mussten die Einwohner dorthin in die Messe wandern, kehrten durstig zurück und beim damaligen Wirt "Däwel" ein.
Und auch wer sich den Plattener Wein munden lassen wollte, zog "bei dä Däwel no Plaaten". Heute ist vor allem der Teufelsbraten die Spezialität des Ortes, versehen mit einer speziellen Gewürzmischung, Wein und Wachholderbeeren. "Ein echtes Alleinstellungsmerkmal", sagt Bürgermeister Alfons Kuhnen.
Daher entschied sich die Projektgruppe, bestehend aus je einem Touristiker, Winzer, Vertreter der Beherbergungsbetriebe und Grafikerin Andrea Bölinger, den verstaubten Slogan "Platten, das Tor zur Mosel" gegen den Teufel einzutauschen.
"Jeder konnte sich einbringen", sagt Kuhnen über den Willensbildungsprozess im Ort. Gekostet hat all das die Gemeinde daher statt wie andernorts mehrere Tausend Euro nur 1500 Euro.
Neuer Internetauftritt


Damit bereitet sich Platten auch auf die Zeit nach der Fertigstellung des Hochmoselübergangs vor, der die Durchfahrtsstraße deutlich entlasten soll. Einige Gäste hatten über den vielen Verkehr geklagt - was dann der Vergangenheit angehören soll.
Auf Hinweistafeln am Ortseingang wird schließlich der Beelzebub Besucher willkommen heißen, und der Internetauftritt der Gemeinde wird auf ihn umgemünzt. Selbst von den Produkten der heimischen Betriebe lässt er nicht die Finger - ein Diavolo-Wein ist schon im Gespräch.
Vom Kröver Nacktarsch aber wollen die Plattener nichts wissen.
"Wir haben bewusst nicht nach anderen geguckt", sagt Grafikerin Bölinger, die selbst aus Platten stammt. Noch heute sagten viele Auswärtige "hier kommt de Plattener Deiwel" - künftig wohl noch häufiger.Verteilt werden die Flyer mit dem neuen Logo zum ersten Mal an den Tagen der offenen Weinkeller vom 2. bis 5. Juni. Die Teilnehmer: Weingut Becker, Moselstraße 22, Weingut und Brennerei Karl-Heinz und Regina Hower, Trierer Straße 33, Straußwirtschaft/Radlertreff Werner Neukirch, Hofstraße 5. Die Weingüter sind ganztägig geöffnet und bieten unter anderem Teufelsbraten, Fischspezialitäten, Flammkuchen und Kartoffelklöße an. uq

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