Polit-Jungspunde im Morbacher Gemeinderat

Morbach · Sie sind jung und interessieren sich nicht nur für Kommunalpolitik, sondern mischen aktiv mit. Julia Begass und Manuel Blatt sind die jüngsten Mitglieder im Morbacher Gemeinderat. Der TV hat mit den politischen Jungspunden über ihr Engagement gesprochen.

 Die jungen Wilden vor dem Morbacher Rathaus: Manuel Blatt und Julia Begass. TV-Foto: David Zapp

Die jungen Wilden vor dem Morbacher Rathaus: Manuel Blatt und Julia Begass. TV-Foto: David Zapp

Morbach. Es ist schon ungewöhnlich, wenn sich junge Leute politisch engagieren. Junge Erwachsene verbringen ihre Freizeit eher mit spannenderen Sachen, als Vorlagen für die nächste Ratssitzung durchzuackern. Julia Begass (22) und Manuel Blatt (27), sind die jüngsten Mitglieder im Morbacher Gemeinderat. Im Gespräch mit dem TV plaudern die beiden Polit-Küken über ihr Engagement .
Motivation:
TV: Wie kommt man als junger Mensch dazu, sich in seiner Freizeit in der Kommunalpolitik zu engagieren?
Blatt: "Bei uns im Betrieb sind viele kommunalpolitisch aktiv. Da kriegt man viel mit. So wurde bei mir das Interesse geweckt, weil ich wissen wollte, was sich hinter der ganzen Kommunalpolitik bei uns in Morbach verbirgt. Also bin ich in die CDU eingetreten und wurde direkt angesprochen, ob ich in den Rat will. Und dann wollte ich mal sehen, was auf mich zukommt."
Begass: "Mein politischer Werdegang ist durch meine JuPa-Vorgeschichte geprägt. Das war damals aus einer Laune heraus. Mittlerweile ist mir aber dann klar geworden, dass ich auch nach dem JuPa mit der Politik weitermachen will, weil es mir einfach Spaß macht. Von der SPD in Morbach bin ich dann gefragt worden und ich habe ja gesagt."
Erstes Mal:
TV: Wie war das beim ersten Mal im Gemeinderat Morbach mit den vielen Sitzungsunterlagen voll mit Fachchinesisch?
Begass: "Meine erste Sitzung war die mit dem neuen Bürgermeister Andreas Hackethal. Es stand ziemlich viel auf dem Programm. Außerdem war ich überwältigt, wie viel Post ich von der Verwaltung bekommen habe. Da habe ich mich schon gefragt, ob jetzt jeden Tag Briefe kommen. Ich war erst einmal ziemlich überwältigt, musste mich da erst einmal reinlesen, um dahinterzublicken."
Blatt: "Ja, da kriegt man eine Menge Post und steht vor einem Berg voll Amtsdeutsch. Anfangs musste ich die Sachen drei Mal lesen, um überhaupt etwas zu verstehen. Man hat mich dann mal zur Seite geholt und mir einige Sache erklärt, wenn ich etwas nicht verstanden habe. Das erste Jahr im Rat ist ein Zuhör-Jahr. Danach geht das.
Viele denken auch, dass diese Sitzungen langweilig sind. Das sind sie aber nicht. Vor allem innerhalb der Fraktionen wird kontrovers diskutiert. Auf diese Weise bekommt man mehr vom Geschehen mit, was hinter den Kulissen geschieht. Und dann hat man wirklich das Gefühl, man bewegt etwas in seinem Ort."
TV: Nur zuhören oder auch mitmachen?
Begass: "Es ist schon ein wenig gefährlich, im Rat einfach etwas zu sagen, wenn man sich nicht richtig auskennt. Da wirft man sich schnell den Löwen zum Fraß vor. Nein, ganz so schlimm ist es nicht.
Blatt: "Als junger Mensch ist man noch beeinflussbar, wenn man den Ratsmitgliedern lauscht. Manchmal weiß man nicht genau, welches Argument denn nun das richtige ist. Gibt es nur die eine oder sogar mehrere Wahrheiten? Man muss da seinen Platz finden."
Austeilen und einstecken:
TV: Müssen Sie auch schon mal Kritik einstecken oder wird auch schon ausgeteilt?
Blatt: "Das Nahwärme-Projekt - da habe ich dafür gestimmt. Da gab es Gegenwind. Dann musste ich den Leuten im Ort erklären, wie mein Standpunkt ist und warum ich diese Meinung vertrete. Das war zuerst nicht so einfach."
Begass: "Nein, es geht nicht so heftig zur Sache. Kritik muss man natürlich einstecken. Aber als Neuling war ich total überrascht. Ich dachte, es ginge parteifeindlicher im Rat zu. Aber im Morbacher Gemeinderat ist das alles sehr harmonisch. Bei uns hat man das Gemeinwohl im Sinn, ohne dass sich jemand profilieren will."
Küken und Jungspunde:
TV: Gibt es für Sie einen Bonus bei den alteingesessenen Ratsmitgliedern, weil Sie noch so jung sind?
Blatt: "Anfangs habe ich das Gefühl gehabt, ich werde von einigen nicht richtig ernst genommen. Aber das hat sich dann gelegt.
Begass: "Das mit dem ernst genommen werden, das wird sich noch zeigen." (lacht)
Workaholics:
TV: Wie bekommen Sie Studium, Arbeit und Gemeinderat unter einen Hut?
Blatt: "Manchmal ist es wirklich schwierig, alles unter einen Hut zu kriegen. Nach dem Studium muss man dann noch Sitzungsunterlagen lesen. Da lernt man das Querlesen. Und wenn Sitzungen sind, muss das Fußballtraining ausfallen. Auf der Fahrt zwischen Trier und Morbach wird dann gegessen. Das ist schon stressig."
Begass: "Ich jongliere derzeit mit meiner Zeit. Ohne Terminplaner geht gar nichts. Abends landet man dann oft fix und fertig im Bett.
Gleichgesinnte:
TV: Gibt es in Ihrem Freundeskreis auch Leute, die sich politisch engagieren?
Blatt: "Vom Fußball kenne ich den Dennis Junk. Der sitzt mit Mitte 20 schon im Kreistag des Eifelkreises Bitburg-Prüm. Sonst kenne ich niemanden. In meiner Fußballmannschaft witzeln sie immer über mich und sagen ‚Der Politiker\' zu mir."
Begass: "Ich habe kürzlich eine alte Klassenkameradin getroffen, die mich in der Zeitung gesehen hat. Die hat nur blöd gefragt: ‚Was machst du denn da, nur rumsitzen?\' Dabei wissen die gar nicht, wie viel Arbeit dahintersteckt."Extra

Das Durchschnittsalter der Mitglieder des Kreistages beträgt derzeit 55,65 Jahre. Die Altersspanne reicht dabei von 22 bis 77 Jahren. Jünger als 30 Jahre ist lediglich ein SPD-Kreistagsmitglied: Tamara Müller aus Morbach, 22 Jahre. Manuel Blatt (27) studiert Bauingenieurwesen an der Fachhochschule Trier. Neben seinem Studium arbeitet er in einem Ingenieurbüro in Morbach. Seit 2004 sitzt er für die CDU im Morbacher Gemeinderat. Julia Begass (22) studiert Erziehungswissenschaften an der Uni Trier. Ihre politische Karriere begann vor acht Jahren als Vorsitzende des Jugendparlaments (JuPa) Morbach. Seit September 2011 sitzt sie für die SPD-Fraktion im Gemeinderat.

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