Porno statt Ortsinfos: Japaner kapern Internetseite der Ortsgemeinde Deuselbach

Deuselbach · Die Internet-Adresse "www.orts gemeinde-deuselbach.com" wird offenbar von einem Anbieter aus Japan betrieben. Statt allgemeinen Informationen über die Gemeinde finden sich dort nun Texte in japanischen Schriftzeichen, hinter denen sich sexuelle Inhalte verbergen.

 Wer nach Deuselbach googelt, findet eine Homepage mit japanischen Schriftzeichen, die auf den ersten Blick seriös aussieht. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Wer nach Deuselbach googelt, findet eine Homepage mit japanischen Schriftzeichen, die auf den ersten Blick seriös aussieht. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Foto: (m_huns )

Deuselbach. Wer über die Internetsuche Google oder beim Onlinelexikon Wikipedia auf die Webpräsenz der Ortsgemeinde Deuselbach gelangen will, erlebt eine Überraschung.
Unter www.ortsgemeinde-deuselbach.com sind nämlich keineswegs Informationen über die Hunsrückgemeinde zu sehen, sondern Texte in japanischer Sprache und Fotos von chic gekleideten jungen Frauen. Man könnte meinen, dass es sich um eine Homepage handelt, die auf ein Kosmetik-Institut oder auf ein Wellness-Angebot hinweist.Neuer Netzauftritt geplant

Aber wer des Japanischen mächtig ist kann dort lesen: "Dreckige smartphone Videos! Pornos von schönen Ausländerinnen". Und klickt man von dieser Seite aus weiter, finden sich auch die versprochenen Angebote.
Thomas Albrecht von der Staatsanwaltschaft Trier sagt: "Vermutlich benutzen die japanischen Porno-Betreiber die Domain ,ortsgemeinde deuselbach', um ihre Tätigkeit den japanischen Behörden gegenüber zu verschleiern." Wie der Betreiber, dessen Name über die Domain-Registrierung abgefragt werden kann, ausgerechnet auf Deuselbach gekommen ist, kann sich Albrecht auch nicht erklären. Aber diese Internet-Präsenz sei ganz regulär im internationalen Register eingetragen. Offenbar sei vergessen worden, die Verwendung der ursprünglichen Deuselbach-Adresse zu verlängern. Solche Registrierungen würden nämlich immer nur über einen bestimmten Zeitraum vergeben. Dann müssen sie verlängert werden.

Was kann Deuselbach nun unternehmen? Theoretisch habe die Ortsgemeinde einen Unterlassungsanspruch, erklärt Albrecht. Der sei aber auf internationaler Ebene gegen einen japanischen Betreiber schwer durchzusetzen. Der Knackpunkt sei, dass die Homepage auf einer ".com"-Domain registriert worden ist und nicht auf ".de." Seiten, die auf die Endung ".de" registriert sind, werden in Deutschland über die Organisation denic verwaltet. Da sei es einfacher, rechtliche Schritte einzuleiten. Der Deuselbacher Ortsbürgermeister Hans-Klaus Hölzemer hatte die Texte in japanischen Schriftzeichen bereits bemerkt, die Fotos der bekleideten jungen Frauen und die versteckten sexuellen Inhalte waren ihm aber bisher unbekannt. Die Ortsgemeinde hatte unter der betreffenden Webadresse eine Internetpräsenz. Diese sei von einer Privatperson angelegt worden, sagt Hölzemer, aber sie sei in den vergangenen Jahren nicht mehr gepflegt worden. Als der TV im Dezember 2012 die Internetseiten der Thalfanger Ortsgemeinden auf Inhalt und Aktualität untersucht hatte, war dort noch der zwei Jahre alte Veranstaltungskalender von 2010 zu sehen. Er wusste mit den Schriftzeichen und deren Bedeutung auch nichts anzufangen. Jetzt will er sich so schnell wie möglich die Hilfe eines Fachmanns holen. Hölzemer: "Wir sehen zu, dass die Inhalte so schnell wie möglich verschwinden."

Unabhängig von diesen Ereignissen hat die Ortsgemeinde Deuselbach in ihrem Haushalt für das Jahr 2016 3000 Euro für die Erstellung einer neuen Homepage eingestellt. Diese soll von einer Fachfirma erstellt werden und unbedingt eine Internetadresse mit der Endung ".de" für Deutschland erhalten, sagt Hölzemer. Mitte des Jahres soll sie in Auftrag gegeben werden. hpl/cst
Meinung

Haifische auf hoher SeeDas weltweite Web ist eine tolle Erfindung und nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Mal schnell schauen, welche Sehenswürdigkeiten es in Deuselbach gibt? Das kann inzwischen weltweit jeder Internet-User herausfinden. Sobald man surft, befindet man sich gewissermaßen in internationalen Gewässern. Und in denen schwimmen auch manche Haifische herum, die einem das Leben schwer machen. Deshalb ist es wichtig, auf die eigene Präsenz im Internet zu achten. Sobald man eine Homepage anmeldet, diese aber nicht pflegt und deren Gültigkeitsdauer regelmäßig verlängert, kann es passieren, dass ein anderer - völlig rechtens im übrigen - diese übernimmt. Befindet man sich im ".de"-Heimathafen, dann lassen sich in einem solchen Fall Unterlassungsansprüche einklagen. Bei einer ".com"-Endung, ist man jedoch auf hoher See, in internationalen Gewässern. hp.linz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort